Düsseldorf:
Der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier
Blanchard, warnt vor langfristig sinkenden Preisen in Europa. „Das
Risiko der Deflation, insbesondere in der Euro-Zone, besteht
definitiv “, sagte Blanchard in einem Interview mit dem
Handelsblatt (Dienstagausgabe). Das Argument von europäischen
Ökonomen, dass Deflation
den Krisenstaaten in Europa helfen würde, um wieder
wettbewerbsfähiger zu werden, sieht Blanchard kritisch.
„Deflation
in Ländern wie Spanien oder Portugal ist ein zweischneidiges
Schwert. Auf der einen Seite würde es sicherlich die
Wettbewerbsfähigkeit verbessern und dem Export helfen. Aber auf der
anderen Seite würde es die Realzinsen und den Realwert der Schulden
erhöhen, und damit die Binnennachfrage verringern“, sagte der
65-Jährige. Und er ergänzte: „Die Gefahr ist, dass der zweite
Effekt den ersten dominiert, was zu niedrigerer Wirtschaftsleistung
führt und weiterer Deflation. Allgemein werden längere Zeiten mit
niedriger Inflation die notwendige Anpassung in der Eurozone
erschweren.“ (Handelsblatt vom 10.03.2014)
Bisher
konnte noch niemand schlüssig erklären warum eine Deflation so
derart schlecht ist und nicht einfach Teil des Schweinezykluses ist.
Wenn, laut Herrn Blanchard, die Realschulden und Realzinsen durch die
Deflation steigen, warum soll die Binnennachfrage sinken, da auch die
Realpreise sinken? In jedem normalen Diskonter wird mit möglichst
niedrigen Preisen geworben um die Nachfrage zu stimmulieren.
Deflation senkt nur die Möglichkeit der „Entschuldung“ von
Schulden über die, von der Allgemeinheit zu tragende, Inflation. Ein
Wirtschaftsverständnis, dass ein lineares Extrapolieren von
Wachstumswerten anstrebt ist wohl weit entfernt von natürlichen
Wellenbewegungen und Zyklen. Wenn dagegen vorgegangen wird,
exponentielle Wachstumseffekte in Märkten sich nicht auch wieder
zurückzuentwickeln zu lassen muss es über lange Sicht gesehen
zwangsläufig zu hypertropher Blasenbildung kommen – mit den
dazugehörigen, schockartigen Entlastungsreaktionen.
Eines
ist jedoch wirklich bei einer Deflation gefährdet: Die Rendite von
Kreditgebern, da diese in der Steigerung der Kaufkraft aufgehen
würde. Die Abschöpfung über die Preissteigerung würde nicht mehr
funktionieren. Warum gibt es eigentlich eine laufende
Preissteigerung? Für wen ist diese notwendig? Da hört man kein
Geschrei und Gezehter! Versuch einer Plausibilisierung: Man borgt
sich einen Liter Milch aus. Nach einer gewissen Zeit gibt man den
Liter Milch wieder zurück und ein bisschen mehr Milch als Zinsen.
Damit hat sich der ursprüngliche Liter Milch um die zusätzliche
Menge Milch verteuert. Derjenige der den Liter Milch hergebort hat,
kann jetzt aus dem Nichts ein bisschen Milch nur für sich haben und
den Liter Milch wieder herborgen (unsere Milch wird in diesem Fall
nicht ranzig) Dadurch entsteht eine endlose Reihe in der Milch ohne
eine Kuh fließt (das gleiche geht mit Honig ohne Bienen auch) Wie
man leicht erkennen kann, fließt hier nur produzentenlose Milch und
freier Honig bei einer Mengensteigerung im Rückgabefall (im Geld
wäre das wohl eine Preissteigerung) – Vielleicht liegt darin der
wirkliche Grund für die Ängste der Hochfinanz vor einem
Preisverfall? Plötzlich würde für die Herrn (und paar Damen) keine
Milch und kein Honig mehr fließen. Da müssten dann eine Menge an
hochbonierten Menschen plötzlich wieder selbst zum Wertschöpfen
anfangen und ihre Profession des „Lebens von anderer Menschen
Arbeit“ würde nicht mehr diese unbeschreiblichen Gewinne abwerfen.
Vielleicht
ist der medial seit langem ordentlich eingerührte Kampf gegen die
Deflation nichts anderes als den hochbezahlten Bankern und
Hedgefondsmanagern ihre Hubschrauberflüge zu den Besitzern der
Gewinne der Marktwirschaft auch weiterhin zu finanzieren? Zu den
Inseln wo Milch und Honig steuer- und deflationsfrei fließen.
DI
Mathias Gruböck Baden, 09.03.2015
Unternehmens-
und Organisationsberater
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