04 März 2015

Jetzt wird’s eng

Eine Selbstmordgeschichte eines Delinquenten an die ab so fort offenbar beide Streitparteien nicht mehr glauben. Die kasachische Seite spekuliert über die Möglichkeit von Dummy-Leichen und möchte einen Nachweis, dass es sich beim Toten auch wirklich um den Herrn Alijev gehandelt hat. Das ergibt nun in einer einfachen Rechnung, das bald niemand, außer den österreichischen Behörden an die Selbstmordgeschichte glaubt.

Also wird das getan was Kommunikationsprofis raten, man geht an die Öffentlichkeit und läßt die APA Fotos machen. Alles in Ordnung. Der Chef der Anstalt wird auch schon breiter in seinen Einlassungen warum das kein Mord gewesen sein kann. Noch vor kurzem gab er an, dass zum Todeszeitpunkt einfach niemand in der Zelle gewesesen sein kann – alles sei Videoüberwacht und der Sicherheitsdienst in der Nacht hätte gar keinen Schlüssel zur Zelle. Plötzlich gibt es da dann doch einen gewissen Schwenk, wenn er einräumt, dass der Tod zwischen letztem Schließen der Zelle und erstem Öffnen in der Früh eingetreten sein muss. (17:19 bis 7:26) Das ist aber eine kolossal andere Aussage, da, wenn der Tod kurz nach 17:19 eingetreten ist, kurz zuvor jemand nachgewiesener Weise in der Zelle von Herrn Alijev war. Weiter geht’s: „Beim Lokalaugenschein der APA“ - klingt schon sehr wie ein Lokalaugenschein einer Ermittlungstruppe und diese Journalisten von der APA bestätigen dann auch die hochwirksame Plombierung eines möglichen Tatortes durch einen Zettel an der Tür „ACHTUNG! Haftraum nicht öffnen“ - sehr gut so, da ja über die Möglichkeit diskutiert wird, ob jemand Herrn Alijev betäubt hätte und ihn dann wehrlos erdrosselt hätte – in diesem Fall ließen sich der oder die Täter sicherlich durch einen klar sichtbaren Zettel an der Tür vor einer Beseitigung von z.B. DNA-Spuren hindern.

Interessant ist auch, warum das Essen anscheinend durch ein Fenster gereicht wird, während die Medikamentenausgabe in der Zelle stattfindet. Noch dazu um eine Uhrzeit, die nicht nach einer Regeldienstzeit eines österreichischen Justizwachbeamten aussieht, der offenbar um 07:00 Dienstbeginn hat. Weil, wie wir vom Anstaltsleiter erfahren haben, gab es ja in der Nachtschicht nur einen Sicherheitsdienst ohne Schlüssel zur Zelle – was ja als Beweis diente, dass niemand in die Zelle konnte. Klingt alles nicht ganz so bombenfest. Also der Nachweis, dass dem Herrn Alijev Babiturate ins Essen gemischt worden sind und er daraufhin plötzlich in einen tiefen Schlaf verviel und jemand in die Zelle vordrang um in 30 Sekunden eine Schlinge um seinen Hals zu legen und ihn irgendwie erhängt hinzusetzen, ist mit diesen Geschichten nicht vollkommen ausgeräumt. 30 Sekunden sind sehr lang für die Ausgabe von Pulverl. Interessante Fragen die in diesem Zusammenhang vielleicht mehr Erleuchtung als APA-Presseaussendungen böten:

- War das Bett von Herrn Alijev benutzt?
- Wann findet die Medikamentenausgabe im Schnitt statt?
- Wie lange dauert die Medikamentenausgabe im Schnitt?
- Wird dabei immer die Zelle betreten?
- Wo ist der Abschiedsbrief von Herrn Alijev – der alles und jedes dokumentiert haben soll?
- Warum gibt ein 1. Staatsanwalt vor der Vorlage von Blutuntersuchungen und Bestimmung des Todeszeitpunktes an, dass es sich eindeutig um Selbstmord gehandelt hat. Ist das der normale Ablauf bei einem Selbstmord im Gefängnis?
- Stellt die Tatsache, dass am direkt auf den angeblichen Selbstmord folgenden Tag ein Staatsanwalt ein Verfahren gegen zwei ehemalige Mithäftlinge des angeblichen Selbstmörders führen sollte, die ihm ein Umbringen mittels vorgetäuschtem Selbstmord angedroht hatten ohne, dass irgendwelche Spuren zurückbleiben würden, nicht einen begründeten Zweifel an der Selbstmordthese dar?
- Gibt es ein mathematisches Gutachten wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass zeitlich und inhaltliche Auffälligkeiten sich derart häufen? Würde eine ähnliche Wahrscheinlichkeit wie bei der Übereinstimmung eines DNA-Tests (invers: 0,0248% Wahrscheinlichkeit) als Beweismittel für die Staatsanwaltschaft zugelassen?
- Woher hatte der Herr Alijev eine Mullbinde? Woher wusste er über deren hinreichende Reißfestigkeit bescheid?
- Warum nehmen alle Häftlinge mit Geheimdiensthintergrund die Nasszelle zum Aufhängen (vergl. Herr Ben Allen (Mossad))

Aber die Staatsanwaltschaft hält ja auch noch immer an der These fest, dass sie durch einen blöden Fehler eines Hausmeisters Journalisten Akten unwissentlich und vor allem nicht strafbar zugespielt hätten. Also wenn die Staatsanwaltschaft Wien nicht weiß, wie man Straftaten in „ganz normale Fehlhandlungen“ umwandelt, dann sollte man zum Demel in den Club 45 gehen und mit Herrn Blecha einen kleinen Braunen trinken. Auch damals versank ein Schiff mitten im indischen Ozean urplötzlich bei schönstem Wetter und ohne Hilferuf. Brach einfach so auseinander – und österreichische Staatsanwälte beschäftigten sich damals (zusammen mit der StaPo) wie man Journalisten verfolgt und bedroht, die etwas anderes nachweisen konnten. Staatsanwälte, die auf dem politischen Auge dermaßen blind sind, dass sie einen Blutlache als Marketinggag einer Partei darstellen sind die Widergänger ihrer Vorgänger im 3. Reich. American Sniper heißt auf österreichisch proporzgesteuerter Mistkübel. Andi Borg musste das Musikantenstadl verlassen – Herr Jarosch und seine Intrigantenstadltruppe von der heiligen schwarzen oder roten Inqusition sitzt fester im Sattel denn je. Leute fallen tot in den Donaukanal, ExKGB-Killer fliegen auf eine Stippvisite nach Wien, Ex-Geheimdienstchefs hängen sich mit Mullbinden auf und Herr Faymann hat die Kronenzeitung sicher nicht mit Staatsgeldern gekauft. Also jetzt kommt Stufe zwei für die Herrn der Rechtsschöpfung – Luft anhalten und aussitzen – passts nur auf, dass euch nicht die Luft ausgeht, die schon sehr sehr dünn ist.

DI Mathias Gruböck                                                                                       Wien, 04.03.2015
Unternehmens- und Organisationsberater

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