Wieder
einmal wird eine Umfrage gestartet – deren wissenschaftliche
Fundiertheit an der Grenze der Scharlatanerie angesiedelt zu sein
scheint. Kenne Sie jemanden, haben Sie schon mal davon gehört?
Glauben Sie ist Gewalt gegen Frauen sehr verbreitet? Neben der
Fragwürdigkeit von Umfragen auf Hörensagenniveau die wiederum von
Textkopierern (Neudeutsch für Journalisten) vollkommen unhinterfragt
weitergeposted werden, besteht eindeutig eine klassische
Vorurteilsbildung: Gewalt ist männlich. Nämlich ausschließlich.
Was der Ausgewogenheit dieser Umfrage sicherlich dienlich gewesen
wäre, zu eruieren wieviele Männer schon Opfer der verschiedensten
Arten von Gewalt wurden. Durch andere Männer aber auch durch Frauen.
Mhhm auch das gibt es. Ich würde gerne einmal die Reaktion eines
Polizisten sehen, wenn ein Mann seine Frau wegweisen lassen würde.
Wie bei allen Dingen gibt es immer zwei Seiten der Medaille. Frauen
die unter Gewalt leiden aber auch Frauen die die vorgefertigten
Meinungen über Männer und ihre Konfliktfähigkeit für ihre Zwecke
nutzen.
Frauen
reden darüber – nun soll es auch schon Frauen gegeben haben die
die eng gesponnenen Netzwerke ihrer Geschlechtsgenossinnen dazu
genutzt haben, die eine oder andere Intrige zu lancieren. Es soll
schon Frauen gegeben haben, die die Zahnräder der rechtstaatlichen
Macht für ihre Zwecke missbraucht haben. Das sind sicherlich nur
Dunkelziffern um deren Erhebung sich keine Frauenministerin kümmert.
Und MännerministerIn – was ist das?
Wann
kommt hier endlich einmal eine halbwegs geschlechterkampffreie
Diskussion zustande? Es gibt in Gesellschaften Menschen, die unter
Gewalt zu leiden haben. Diese Gewalt ist meist machtgebunden. Es gibt
keinerlei Untersuchungen, dass die Gewaltausübung im zweiten
Weltkrieg alleiniglich Männersache war. Oder umgekehrt. Nur weil
Frauen in Hierachien an die Macht kommen verschwinden gewalttätige
Handlungen deswegen auch nicht. Vielleicht ändert sich die Art der
Gewaltanwendung. Aber rein statistisch sind im letzten Weltkrieg mehr
Männer Opfer von Gewalt geworden als Frauen (bezogen auf getötete
Menschen). Ich gehe eher
davon aus, dass es bei Gewalterfahrungen bereits eine sehr große
Gleichberechtigung der Geschlechter gibt.
Viele Spielarten
„Schockierende
Ergebnisse“ nannte die Ministerin die Daten der aktuellen Umfrage
zum Thema Gewalt gegen Frauen. Nicht nur steigt die Zahl der
Hilfesuchenden bei Opferschutzeinrichtungen, das Thema betrifft auf
die eine oder andere Weise eine Mehrheit der heimischen Bevölkerung
- entweder ganz persönlich oder im näheren Umfeld.
Nicht
jedem ist diese Tatsache überhaupt bewusst. So verwies
Studienautorin und Meinungsforscherin Christina Matzka auf die
subtileren Methoden jenseits von Schlägen: Kontrolle, die
Einschränkung der persönlichen Freiheit, aber auch der Einsatz von
Ressourcen als Druckmittel.
Drei
Viertel aller interviewten Österreicher meinen, dass häusliche
Gewalt gegen Frauen hierzulande ausgesprochen verbreitet ist. Bei den
weiblichen Befragten liegt diese Zahl bei 81 Prozent. Frauen reden
mit ihren Geschlechtsgenossinnen offenbar auch weit öfter über
diese Problematik - vor allem, wenn sie selbst Opfer werden.
Fast
die Hälfte (47 Prozent) kennt eine Betroffene persönlich.
Grundsätzlich verfügt jeder Zweite (51 Prozent) über persönliche
Erfahrung mit Gewalt und Aggression.
(Auszug aus Orf.at vom
28.11.2012)
Umfragen mit der Zementierung von
Täter-Opfer-Schablonen sind so hilfreich wie ein eingewachsener
Zehennagel. Es bekämpft nicht die Ursachen für Gewalt in
Sozialgefügen. Was wären wirkliche Ansätze, für die man keine
Umfragegelder verschwenden müsste? Verbesserung des synergetischen
Zusammenlebens von Frau und Mann (altmodisch „Familie“ oder
ähnliche Konstrukte), Überlegungen, dass weder Frauen noch Männer
alleine das Weiterbestehen des Staates sicherstellen können und
nicht nur für die Aufrechterhaltung und Finanzierung von
Wirtschaftssystemen da sind. (So gehört es wohl auch zu einem
pensionssystemerhaltenden Generationenvertrag, dass zukünfige
Leistungsempfänger die zukünftigen Leistungserbringer zeugen und
großziehen – neben den aktuellen Beiträgen) oder Reduktion der
Förderung von alleinerziehenen Eltern. Warum fördert man nicht die
Erhöhung der Quote von Mann/Frau/Kindern-Systemen – die sind, auch
durch Umfragen des Frauenministeriums bestätigt, weit weniger
armutsgefährdet als Alleinerziehende.
Wieder der subtile Unterschied:
Unterstützung von Alleinstehenden oder die Schaffung auf einen
rechtlichen Anspruch auf Alleinerziehen (meist durch die Mütter) und
der Finanzierung durch die Gemeinschaft. Wo rechtliche Macht
eingeräumt wird, wird diese auch missbraucht. Das ist dann auch
Gewalt. Leicht zu erkennen an den männlichen Primaten, die darauf
oft nur mit physischer Gewalt reagieren. Diese bösen Männer, in
deren Primatengehirn geht es einfach nicht hinein, dass sie ihr
Habitat, ihre Gruppe, ihren Status und ihr Sozialgefüge verlieren um
noch dazu langfristig ihre Potenz- und Paarungsfähigkeit einzubüßen
(andere Weibchen mögen den monatlichen Abfluss von Ressourcen an ein
anderes Weibchen mit ihren Jungen gar nicht, da es die Sicherung
ihres eigenen Bruterfolgs schmälert). Wenn sich nun noch ein neues
Alpha-Männchen bei der Ursprungsgruppe des verstoßenen Primaten
breitmacht, ist die Niederlage vollkommen. Der verstoßene Primat
muss zum Nachteil eigener neuer Sozialgefüge einem anderen
Alpha-Männchen seine Ressourcen kampflos überlassen. Für mögliche
neue paarungswillige Weibchen eine absolute Schwächung. In der
Tierwelt ein absolutes Unterliegen unseres männlichen Primaten.
Gott sei Dank, sind wir ja soo
kultiviert und modern, dass wir per Definition nicht mehr diesen
tierischen Mechanismen der letzten paar Millionen Jahre unterliegen.
Jetzt müsste man halt nur noch diese komische Geschichte mit der
Gewalt bei testosteronerfüllten Lebewesen der Gattung Mensch
wegbekommen. Das ist so archaisch, pfui weg damit. Oder grad mal auf
der Bühne – die Chippendales – ein bisschen die gezähmten
Bestien streicheln – ist das gruselig-aufregend.
Zuletzt noch eine Anregung: Eine
Studie über Korruption in der Politik. 500-600 repräsentativ
Ausgewählte werden befragt: Haben sie schon einmal von Korruption in
der Politik gehört? Kennen Sie jemanden der durch
Parteibuchwirtschaft Vorteile erlangt hat? Sind sie selbst schon
Opfer von Korruption geworden? Usw. Die Headline wäre uns sicher:
Wählerbarometer zu politischer Korruption: „Schockierende
Ergebnisse!“ - lösungsferne Stimmungsmache!
Mathias Gruböck Wien, am
28.11.2012
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