28 November 2012

Gewalt gegen Männer


Wieder einmal wird eine Umfrage gestartet – deren wissenschaftliche Fundiertheit an der Grenze der Scharlatanerie angesiedelt zu sein scheint. Kenne Sie jemanden, haben Sie schon mal davon gehört? Glauben Sie ist Gewalt gegen Frauen sehr verbreitet? Neben der Fragwürdigkeit von Umfragen auf Hörensagenniveau die wiederum von Textkopierern (Neudeutsch für Journalisten) vollkommen unhinterfragt weitergeposted werden, besteht eindeutig eine klassische Vorurteilsbildung: Gewalt ist männlich. Nämlich ausschließlich. Was der Ausgewogenheit dieser Umfrage sicherlich dienlich gewesen wäre, zu eruieren wieviele Männer schon Opfer der verschiedensten Arten von Gewalt wurden. Durch andere Männer aber auch durch Frauen. Mhhm auch das gibt es. Ich würde gerne einmal die Reaktion eines Polizisten sehen, wenn ein Mann seine Frau wegweisen lassen würde. Wie bei allen Dingen gibt es immer zwei Seiten der Medaille. Frauen die unter Gewalt leiden aber auch Frauen die die vorgefertigten Meinungen über Männer und ihre Konfliktfähigkeit für ihre Zwecke nutzen.
Frauen reden darüber – nun soll es auch schon Frauen gegeben haben die die eng gesponnenen Netzwerke ihrer Geschlechtsgenossinnen dazu genutzt haben, die eine oder andere Intrige zu lancieren. Es soll schon Frauen gegeben haben, die die Zahnräder der rechtstaatlichen Macht für ihre Zwecke missbraucht haben. Das sind sicherlich nur Dunkelziffern um deren Erhebung sich keine Frauenministerin kümmert. Und MännerministerIn – was ist das?
Wann kommt hier endlich einmal eine halbwegs geschlechterkampffreie Diskussion zustande? Es gibt in Gesellschaften Menschen, die unter Gewalt zu leiden haben. Diese Gewalt ist meist machtgebunden. Es gibt keinerlei Untersuchungen, dass die Gewaltausübung im zweiten Weltkrieg alleiniglich Männersache war. Oder umgekehrt. Nur weil Frauen in Hierachien an die Macht kommen verschwinden gewalttätige Handlungen deswegen auch nicht. Vielleicht ändert sich die Art der Gewaltanwendung. Aber rein statistisch sind im letzten Weltkrieg mehr Männer Opfer von Gewalt geworden als Frauen (bezogen auf getötete Menschen). Ich gehe eher davon aus, dass es bei Gewalterfahrungen bereits eine sehr große Gleichberechtigung der Geschlechter gibt.
      1. Viele Spielarten

Schockierende Ergebnisse“ nannte die Ministerin die Daten der aktuellen Umfrage zum Thema Gewalt gegen Frauen. Nicht nur steigt die Zahl der Hilfesuchenden bei Opferschutzeinrichtungen, das Thema betrifft auf die eine oder andere Weise eine Mehrheit der heimischen Bevölkerung - entweder ganz persönlich oder im näheren Umfeld.
Nicht jedem ist diese Tatsache überhaupt bewusst. So verwies Studienautorin und Meinungsforscherin Christina Matzka auf die subtileren Methoden jenseits von Schlägen: Kontrolle, die Einschränkung der persönlichen Freiheit, aber auch der Einsatz von Ressourcen als Druckmittel.
Drei Viertel aller interviewten Österreicher meinen, dass häusliche Gewalt gegen Frauen hierzulande ausgesprochen verbreitet ist. Bei den weiblichen Befragten liegt diese Zahl bei 81 Prozent. Frauen reden mit ihren Geschlechtsgenossinnen offenbar auch weit öfter über diese Problematik - vor allem, wenn sie selbst Opfer werden.
Fast die Hälfte (47 Prozent) kennt eine Betroffene persönlich. Grundsätzlich verfügt jeder Zweite (51 Prozent) über persönliche Erfahrung mit Gewalt und Aggression.
(Auszug aus Orf.at vom 28.11.2012)

Umfragen mit der Zementierung von Täter-Opfer-Schablonen sind so hilfreich wie ein eingewachsener Zehennagel. Es bekämpft nicht die Ursachen für Gewalt in Sozialgefügen. Was wären wirkliche Ansätze, für die man keine Umfragegelder verschwenden müsste? Verbesserung des synergetischen Zusammenlebens von Frau und Mann (altmodisch „Familie“ oder ähnliche Konstrukte), Überlegungen, dass weder Frauen noch Männer alleine das Weiterbestehen des Staates sicherstellen können und nicht nur für die Aufrechterhaltung und Finanzierung von Wirtschaftssystemen da sind. (So gehört es wohl auch zu einem pensionssystemerhaltenden Generationenvertrag, dass zukünfige Leistungsempfänger die zukünftigen Leistungserbringer zeugen und großziehen – neben den aktuellen Beiträgen) oder Reduktion der Förderung von alleinerziehenen Eltern. Warum fördert man nicht die Erhöhung der Quote von Mann/Frau/Kindern-Systemen – die sind, auch durch Umfragen des Frauenministeriums bestätigt, weit weniger armutsgefährdet als Alleinerziehende.

Wieder der subtile Unterschied: Unterstützung von Alleinstehenden oder die Schaffung auf einen rechtlichen Anspruch auf Alleinerziehen (meist durch die Mütter) und der Finanzierung durch die Gemeinschaft. Wo rechtliche Macht eingeräumt wird, wird diese auch missbraucht. Das ist dann auch Gewalt. Leicht zu erkennen an den männlichen Primaten, die darauf oft nur mit physischer Gewalt reagieren. Diese bösen Männer, in deren Primatengehirn geht es einfach nicht hinein, dass sie ihr Habitat, ihre Gruppe, ihren Status und ihr Sozialgefüge verlieren um noch dazu langfristig ihre Potenz- und Paarungsfähigkeit einzubüßen (andere Weibchen mögen den monatlichen Abfluss von Ressourcen an ein anderes Weibchen mit ihren Jungen gar nicht, da es die Sicherung ihres eigenen Bruterfolgs schmälert). Wenn sich nun noch ein neues Alpha-Männchen bei der Ursprungsgruppe des verstoßenen Primaten breitmacht, ist die Niederlage vollkommen. Der verstoßene Primat muss zum Nachteil eigener neuer Sozialgefüge einem anderen Alpha-Männchen seine Ressourcen kampflos überlassen. Für mögliche neue paarungswillige Weibchen eine absolute Schwächung. In der Tierwelt ein absolutes Unterliegen unseres männlichen Primaten.

Gott sei Dank, sind wir ja soo kultiviert und modern, dass wir per Definition nicht mehr diesen tierischen Mechanismen der letzten paar Millionen Jahre unterliegen. Jetzt müsste man halt nur noch diese komische Geschichte mit der Gewalt bei testosteronerfüllten Lebewesen der Gattung Mensch wegbekommen. Das ist so archaisch, pfui weg damit. Oder grad mal auf der Bühne – die Chippendales – ein bisschen die gezähmten Bestien streicheln – ist das gruselig-aufregend.

Zuletzt noch eine Anregung: Eine Studie über Korruption in der Politik. 500-600 repräsentativ Ausgewählte werden befragt: Haben sie schon einmal von Korruption in der Politik gehört? Kennen Sie jemanden der durch Parteibuchwirtschaft Vorteile erlangt hat? Sind sie selbst schon Opfer von Korruption geworden? Usw. Die Headline wäre uns sicher: Wählerbarometer zu politischer Korruption: „Schockierende Ergebnisse!“ - lösungsferne Stimmungsmache!



Mathias Gruböck Wien, am 28.11.2012

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