02 Februar 2015

Der langsame Tod der Freiheit

Die DDR hatte ein sehr effektives System der Überwachung seiner Staatsbürger aufgebaut. Es diente der Sicherheit des Staates vor Staatsfeinden. Das war in der DDR damals das gleiche wie „Terroristen“ für den Westen. Davor musste man sich einfach schützen. Auch vor der Ausreise der sogenannten Republiksflüchtlinge musste man sich absichern. Diente alles zur Sicherheit des Staates. So wie man „Djihadisten“ an der Ausreise hindern muss. 

Alle schauen zu wie ein System, das den Namen demokratisch nicht einmal ansatzweise verdient – die „Kommission“ und deren „Kommissare“ würden funktional jedem ehemaligen Warschauer-Pakt-Staat zur Ehre gereichen, die Führung des Militärpaktes liegt überhaupt außerhalb der Einflusssphäre europäischer demokratischer Prozesse – noch intensiver zu einer Überwachungsmaschinerie ausgebaut wird, gegen das die STASI-Überwachung Kinderkram war. 

Keiner diskutiert hier, dass grundlegende Rechte wie, das freie Mandat, die freie Meinungsäußerung, das Recht auf ein unabhängiges Verfahren, Persönlichkeitsschutz, Datenschutz usw. vollkommen ausgehebelt werden. Durch die totale Überwachung der elektronischen schriftlichen Kommunikation und Meinungsäußerung, inklusive der Anwendung von automatisierten personenzentrierten Erfassungsmethoden (Ermittlungsmethoden) ohne jeden Anlass wird einfach eine zentrale Freiheit des freien Bürgers abgeschafft: das Briefgeheimnis. Seit fast 150 Jahren haben Bürger von Demokratien das Recht sich ohne Überwachung durch Dritte schriftlich auszutauschen (außer sie sind zu einer Gefängnisstrafe verurteilt). Natürlich war es ein eindeutiges Ziel der, die Demokratien beherrschenden Gruppen die Kanäle der breitgestreuteren Öffentlichkeitskommunikation zu kontrollieren. Fernsehen und Zeitungen sind in jeder Demokratie nicht ganz frei von Einflussnahmen durch Gruppen, die ihre Macht zementieren wollen indem sie dadurch den Souverän (das gemeine Volk) beeinflussen. 

Jetzt stellt das Internet für diese Machtechnokraten eine vollkommen neue Herausforderung dar, da hier jeder – JEDER und JEDE seinen/ihren eigenen Fernsehkanal oder eigenes Printmedium veröffentlichen kann. Dies hat zu ersten wirklich selbständigen und unkontrollierten demokratischen Prozessen geführt. Eine derartige real basisdemokratische Kommunikationsform bedroht massiv die herrschenden Gruppen. Auf der einen Seite galt es die Einflussnahme auf die Konsum- und Kaufinteressen der Volksmasse neu zu gestalten und zusätzlich die Möglichkeiten der Werbung und des Marketings an die neuen Technologien anzupassen. Dienstleistungsprozesse sind ebenfalls neu, fast in einem sozialistischen Sinne organisierbar. Hier gilt es seit Anbeginn des Internets durch eine Dominanz des Kapitals weiterhin für zentralwirtschaftliche Strukturen zu sorgen. 

Anders ist es für die rein politischen Machteliten. Bisher war ihre Position nur durch den Vorsprung an Information gesichert. Durch das Internet können aber mittlerweile alle Funktionen eines Deputierten oder eines politische (sozialen) Netzwerkes substituiert werden und das noch unter höherer Geschwindigkeit. Ein freies Internet erzeugt im Endeffekt einen hohen Veränderungsdruck auf das Deputiertensystem und auf alle Gremien der übertragenen Macht, die im Geheimen ihre Macht ausüben wollen. Es gibt fast keine Argumentation für diese antiquierten Machtzirkeln mehr. 

Deren Reaktion ist so vorhersehbar wie trivial: Rückgewinnung des Informationsvorsprunges und Etablierung des „äußeren“ Feindes. Beides wird in einer Story miteinander verwoben. Diese Story muss dann noch durch klar festzumachenden Vorfälle real werden um die darauf folgenden Maßnahmen zur Beseitigung der bedrohlichen Freiheiten schreiten zu können. Ganz wichtig ist für die Machttechnologen zu erst das Volk in Teile zu spalten, damit keine zu großen Gruppen in der Bevölkerung vorherrschen – teile und herrsche-Strategie. Als zweiter wichtiger Punkt kommt die Sicherung des staatlichen Gewaltmonopols für die herrschenden Eliten. Das Gewaltmonopol des Staates wird nur durch die persönlichen Freiheiten des Einzelnen eingeschränkt. Durch die strukturelle und systematische Aushöhlung von Freiheiten im Internet wird eindeutig versucht, die basisdemokratischen Effekte dieses Kommunikationskanals zu schwächen und durch Kontrolle zu beseitigen. Gleichzeitig bekommt der Überwacher im Staat zusätzliche Macht durch Informationen die früher geschützt waren.

Hier werden nicht-demokratisch legitimierte staatliche Kräfte erschaffen, die nach dem Führerprinzip organisiert sind und, in nicht-demokratischer Weise ein unautorisiertes Gewalt-über-die-Information-Monopol ausüben. Ein wichtiges Indiz für die undemokratischen Vorgehensweisen und Zielsetzungen hierbei ist, dass nicht einmal der Souverän befragt wird ob er überwacht werden will. Breitflächige und allumfassende Überwachung des Souveräns einer Demokratie ist der Tod der Demokratie und hat klare Anzeichen für faschistoide Machtbestrebungen. Die Freiheit stirbt immer zuerst.

DI Mathias Gruböck Wien, 02.02.2015
Unternehmens- und Organisationsberater, 2500 Baden

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