16 Mai 2014

Die Firtasch-Nummer

Der Herr Firtasch ist ein mächtiger Mann in der Ukraine – gewesen. Er hatte viel Einfluss auf die Geschicke des Landes. Er hat eine Firmenzentrale in Wien – die hat er noch. Diese hat durchaus auch etwas mit Gas- und Öl zu tun. Der Herr Firtasch hat gelernt, die Schätze die unsere Mutter Erde hervorbringt in sein Vermögen umzuwandeln. Solange der Herr Firtasch in der Ukraine etwas zu sagen hatte gab es keinen Mord und Totschlag. Also jedenfalls nicht in der Menge. Wie jeder Geschäftsmann hat er sich wahrscheinlich alle Seiten warmgehalten. Es geht ja bekanntlich nur ums Geld.

Jetzt sitzt er in U-Haft – oder er darf sich von zu Hause aus melden. Weil die Amerikaner plötzlich, vollkommen unabhängig von deren Ukraine-Einschaltung irgendwelche Korruptionsvorwürfe gegen den Herrn Firtasch bei den Schürflizenzen eines Titan-Bergwerkes in Indien ahnden müssen. Und überhaupt Mafia, schon auf den der Presse zugespielten Off-Shore-Festplatten, die sicher nicht von NSA-Weltüberwachern politisch vollkommen ungezielt in deren Postkästchen in Amerika geworfen worden waren, fand man den Namen Firtasch in Verbindung mit mauritianischen Off-Shore-Firmen. Jetzt kennt jeder Afrikafreund ungefähr die dicken indischen Verbindungen auf Mauritius und dass diese Insel gerne ein Gateway für so manchen korrupten indischen Politiker darstellt sein Geld Richtung Westen zu reinigen.


Newmont ist unter den weltweiten Top-Zwei Goldproduzenten der Welt – unter anderem schürfen die Amerikaner in Indonesien und Ghana und machten damit 2012 1,85 Milliarden Dollar Gewinn. Solche Unternehmen gehören zu den Top 500 des Aktienindexes von Standard&Poor. Irgendwie gab es dann doch auch Probleme mit den indonesischen Partnern oder dem indonesischen Parlament, die irgendwie mehr für Indonesien wollten oder eben für die Partner. Es geht halt immer um's Geld, speziell beim Gold. Gegen Einwurf kleinerer oder größerer Scheine kann man alle Beteiligten wieder ruhigstellen, es geht doch immer darum eine Win-Win-Situation für alle Seiten zu schaffen. Das macht man in dieser Gegend der Welt eher über Singapore. Jetzt kann man schon verstehen, dass man als amerikanischer Finanzfahnder sicherlich nicht die glänzenste Karriere macht wenn man hier allzusehr nachfragen würde. Warum auch, da doch die Gewinne gute westliche Shareholder treffen. Was Ratinganalysten passiert, die die nationale amerikanische Sache herabstufen versucht die Fama von der Strafversetzung des S&P-AA+-Ver-Raters nach vollzogener Tat zu belegen. Wenn's nicht wahr ist, dann ist es sehr wahr erfunden.

Jedenfalls findet man in den USA in allen Gruppen sicherlich eine demokratisch qualifizierte Mehrheit, die sich darauf einigen kann, dass Herr Firtasch nicht wirklich den amerkanischen Wirtschaftsinteressen dient. Daher ist es auch nicht sonderlich zu hinterfragen, was die USA genau ein Titanabbau in Indien durch eine von einem Ukrainer gehaltenen Firma, mit Zentrale in Wien angeht. Und wie die USA einen persönlichen Haftbefehl gegen den Inhaber einer Firma die angeblich jemanden in Indien geschmiert hat argumentiert. Dass dieser Herr Firtasch wahrscheinlich gegen konkurrenzierende amerikanische Interessen sich den Zuschlag geholt hat? Als seine Firma. Oder hat die NSA ein Foto wo der Herr Firtasch irgendeinem Kongresspartei-Korruptionisten die Zukunft vergoldet? Blöd ist halt immer, dass die USA per Definition Nicht-Amerikaner anders behandelt wie Amerikaner – juristisch vollkommen legal. Nur ist das in einer internationalen Wettbewerbssituation einfach sehr sehr verzerrend. Der eine muss Wirtschaft treiben, dass Franz von Assisi daneben korrupt ausschaut und die anderen haben alle möglichen Verfassungsgesetze zum Schutz ihrer Freiheiten. Und dazu noch Lobbies. Ein Ausdruck für Einflussnahme durch Vorteilsversprechen. Oder Nachteilsdrohungen. Diese Art der Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen wurde auf Sizilen im 19. Jahrhundert erfunden. Geistiges Eigentum aus Europa urheberrechtsverletzend weiterentwickelt in den USA. Man erwirbt kein unglaubliches Vermögen weil man ein Gutmensch ist und die Nachfolge von Mutter Theresa antreten könnte. Das gilt aber im sowohl im Westen alsauch im Osten. Auch wenn es noch immer böse, böse Oligarchen gibt, die einfach nicht samt ihrem ganzen Geld in London leben und auf Putin spucken wollen.

DI Mathias Gruböck                                                           Baden, 16.05.2014
Unternehmens- und Organisationsberater

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen