Die Lösung eines Problems ist meist viel einfacher wenn man das
Problem exakt beschreiben kann. Die westlichen Staaten- und
Militärführer orten ein Problem, dass hier Extremismus heisst. Um
diesen festgestellten „Extremismus“ zu bekämpfen werden sehr
große Anstrengungen gemacht und kein Steuermittel ist dafür zu
teuer. Alles zum Schutz vor den „Extremisten“. Nur, was genau ist
ein Extremist? Woran kann ich ihn in meinen Suchalgorithmen erkennen?
Simple Lösung: Extremisten sind alle die als -Isten bezeichnet
werden. In Zeitungen mit nicht so vorgebildetem Massenpublikum wird
im Deutschen meist noch die Punzierung „Radikal“ extra
davorgesetzt, damit man sich leichter bei der Rollenzuschreibung tut.
Also klarer Weise die (Radikal)Islamisten, dann die
(Radikal)Kommunisten, in manchen Ländern auch die
(Radikal)Faschisten, manchmal bieten sich auch (Radikal)Nationalisten
an, aber schon an dieser kurzen Aufzählung entspinnt sich
wahrscheinlich eine elendslange Diskussion was oder was nicht zum
Extremismus zu zählen ist. Vielleicht einfacher: Das
(Radikal)Andere? Alles was anders ist und sich im oppositionellen
Widerstand gegen die eigenen, natürlich
nicht-radikal-extremistischen Positionen befindet. Also sind dann
auch Klima- und Tierschützer Extremisten?
In westlichen Rechtskulturen haben wir über die Jahrhunderte ein
System aufgebaut, dass den Versuch darstellt, diese
Wertungsproblematik möglichst von jeder machtorientierten,
wirtschaftlichen oder politischen Willkür zu befreien. Wir haben das
Prinzip der Gewaltentrennung eingeführt. Hier gibt es Leute die die
Regeln aufstellen, dann gibt es Leute die die Einhaltung der Regeln
kontrollieren und dann gibt es so ganz spezielle Leute, die möglichst
unabhängig das Ganze werten dürfen. Werturteile durch unabhängige
Richter. Nach denen müssen sich alle anderen Leute wieder richten.
Diese Prinzipien werden in dem sogenannten Krieg gegen den Terror und
der Extremismusbekämpfung weitestgehend umgangen oder ignoriert.
Dies speziell durch die beschleunigten Abläufe in der Web 2.0
Gesellschaft, bei der Richtsprüche immer um Jahre zu spät kommen.
Law enforcement-Organisationen die sich ihre eigenen Fälle
generieren (mittels anstiftenden und beihelfenden Maßnahmen), die
sich selbst um mögliche zukünftige Tätergruppen umtun und die
derart Verdächtigte ohne richterlichen Beschluss exekutieren können,
muten trotz der sprachlichen marktgerechten Schambedeckungen eher wie
ein Rücksprung in Zeiten der spanischen Inquisition an. (in der
spanischen Inquisition wurde wenigstens auf richterlichen Auftrag
gefoltert und verbrannt). Einfache Gegenprobe: Man nehme einen der
tausenden durch Drohnenangriffe ermordeten Menschen (zufällige
Auswahl) und versuche herauszufinden wer genau dies auf Grund von
welchen Urteilen bestimmt hat. These: Es wird ein menschenrechtliches
Desaster werden.
Wer gibt den USA das Recht in Europa oder sonstwo Polizei ohne
Richter zu spielen? Klarer Weise wird jetzt die Verantwortung für
die weiteren Abhöraktivitäten in Europa die US-Army übernehmen.
Diese fühlt sich und damit die nationale Sicherheit der USA in
Wiesbaden bedroht und kommt so ganz einfach aus der STASI -NSA Nummer
heraus. Leider wird das aber nicht besser wenn sie das FBI dadurch
mithineinziehen:
Damit ruinieren sie auch noch jede ordentliche Polizeizusammenarbeit,
da sie jeder FBI-Polizeiaktion die rechtliche Deckung entziehen,
falls europäische Ermittler, die ILLEGAL erworbenen Informationen
der US-Amerikaner nutzen wollen. Jedoch das stört eh die Wenigsten,
da mit derartig erlangten Informationen meist viel besser eine
Intrige lanciert wird.
Feindaufklärung im Netz zu betreiben hat wahrscheinlich mehr mit
einer Art Wettervorschau oder der Vorhersage eines Vulkanausbruches
zu tun. Eine Unmenge von Indikatoren und Parametern in Echtzeit zu
verarbeiten um eine Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen eines
Ereignisses anzugeben klingt wahrscheinlich auch besser als
Massenüberwachung.
Ein Grundfehler liegt all diesen Ansätzen meist zu Grunde: Es werden
hochkomplexe heterogene Systeme beobachtet und mit superschlauen
Algorithmen durchgesiebt, jedoch meist wird der eigene Beitrag in die
Kopplungsschleifen (und sei es nur die Beobachtung) als wichtiger
Parameter vergessen. Wenn man sehr genau beurteilen kann, was man
selbst macht, dann kann man wohl auch am einfachsten ein Bild davon
bekommen, wie andere darauf reagieren werden. Die Art der Reaktion
hängt dann wahrscheinlich von einer Vielzahl von Umgebungsparametern
ab (wirtschaftlichen, politischen, religiösen, kulturellen,...).
Damit wird man aber beginnen sein „Gegenüber“ in allen seinen
Dimensionen zu verstehen. Nur, dann wird es wahrscheinlich sehr
schwer werden „es“ weiterhin einfach per Joystick zu vernichten.
Wertungssysteme wollen nichts verstehen, die wollen einen
verwertbaren Unterschied finden. Diese Unterschiede sind jedoch
relativ und nur vom eigenen Wertesystem abhängig. Die Definition des
eigenen Wertesystems als richtig und die aller anderen Systeme als
falsch, feindlich oder eben extremistisch zu erkennen erschafft ein
Ziel – ein Target. Solange diese Wertungen nicht von zivilen und
öffentlichen Wertungsrichtern übernommen werden, finden weiterhin
totalitäre Mechanismen Anwendung. Eine Systematik die von vielen
entwickelten Rechtssystemen als extremistisch gewertet wurde und
wird. Was machen die USA wenn bei den neuen Filtern herauskommt, dass
sie selbst Extremisten sind? Beschießen sie sich dann selbst mit den
Drohnenraketen? Zum Beispiel eine Tea-Party?
DI Mathias Gruböck Kerobokan, 18.02.2014
Unernehmens- und Organisationsberater
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