19 Mai 2015

Am Thema vorbeiargumentiert

Keine Aussagekraft“

Deutsche Sicherheitskreise sprachen von „unrichtigen Behauptungen“. Anfangs- und Endpunkt einer Strecke eines Netzbetreibers hätten keine Aussagekraft über die Anfangs- und Endpunkte der über diese Strecke geleiteten Telekommunikationsverbindungen. Der schlichte Rückschluss auf mögliche Aufklärungsziele gehe hier fehl.
Der Endpunkt einer solchen Strecke, für die ein Telekomnetzbetreiber verantwortlich sei, besage nichts über den realen Endpunkt der über diesen Netzabschnitt geleiteten Telekommunikationsverbindungen. Der könnte beispielsweise auch in Ländern wie dem Iran liegen. (Laut orf.at vom 19.05.2015, http://www.orf.at/#/stories/2279239/)

Manchmal ist es gescheiter man sagt gar nichts, damit man sich nicht in einen Wirbel redet. Oder gar Dinge eingesteht, die man so vielleicht gar nicht wollte. Im in dieser Mail zwischen der deutschen Telecom und dem BND wird über die Verschaltung einer SMT 1 Leitung gesprochen, aus dem deutsche Daten nicht mehr herausgefiltert werden um sie an die NSA/GCHQ weiterzuleiten.

Hierarchiestufe
SDH
Bitrate
nominal
Bitrate
Nutzlast/Payload
Bitrate
Nutzdaten
Bitrate
Overhead
Synchrones (elektr.) Transportsignal
SONET
Optisches Trägersignal
SONET
STM-0 *
51,84 Mbit/s
50,112 Mbit/s
49,536 Mbit/s
1,728 Mbit/s
STS-1
OC-1
STM-1 *
155,52 Mbit/s
150,336 Mbit/s
148,608 Mbit/s
5,184 Mbit/s
STS-3 **
OC-3

Auf dieser Netzebene gibt es kein Konzept einer „Telefonleitung“ oder „Telefonverbindung“. Hier gibt es nur Bits und Bytes und Datenpakete, deren Bestimmung diesen Transportkanal „STM 1“ nicht weiter beschäftigt. Ein Verweis der sogenannten „deutschen Sicherheitskreise“ auf eine Verschaltung von Verbindungsstrecken im Verbindungsnetz. Das klingt irgendwie wie eine Ausrede, wenn IP-Netz-Überwachung als gute alte Telefonleitungsüberwachung dargestellt werden.
Vielmehr wird in diesen Statements offenbar gar nicht wirklich bestritten, dass darin gefischt wurde. Im IP-Verkehr kann man aber sein Fishing-Netz nur über den ganzen Kanal spannen – sonst könnte den Filtern ja etwas entwischen. Jetzt wird es aber langsam sehr trübsinnig: Wir haben eine STM1-Verbindung, wir haben Filtersysteme und wir haben die Filteralgorithmen – und wir haben „Kreise“ die so tun als ob sie nicht bis 3 zählen könnten. 

Das Argument der Sicherheitskreise geht sich in beide Richtungen aus: Wenn man eine STM1 zum Überwachen bekommt, dann kann man primär nicht im Voraus wissen was man alles abhört – man kann aber im Voraus wissen, mit welche Filtern man welche Daten abschöpft. Natürlich kann dann auch ein E-Mail mit der Domain IAEA.org, das aus dem Iran geschickt wurde über eine STM1 zwischen Österreich und Luxemburg abgefangen werden. Oder von Siemens.com (.nl, .co.uk, .fr …) eben alle außer siemens.de (weil nur .de sind ja bekanntlich deutsche Daten) 

Verantwortliche in der Privatwirtschaft hätten ob so viel vorgespielten Unwissens schon ein Verfahren wegen Untreue, Unterschlagung oder sonstwas am Hals.

DI Mathias Gruböck                                                             Wien, 19.05.2015 
Unternehmens- und Organisationsberater

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