16 April 2014

Unfriendly Takeover


Jedem initialen Nachbarschaftsstreit geht ein ursächlicher oder vermeintlicher Übergriff auf ein von einer Seite beanspruchtes Habitat voraus. Jetzt sind zwar Russland und die USA nicht wirklich Nachbarn in Europa, aber die Amerikaner sehen das wohl trotzdem so, wenn man Herrn Kerry glauben schenken darf, der aus unerfindlichen Gründen meinte, dass die USA in der Ukraine Verantwortung tragen würden.

Auffällig ist seit einiger Zeit das Muster mit dem demokratisch gewählte Regierungen kriminalisiert und durch Demonstrationen und Aktionen aus dem Ausland destabilisiert werden um dann in einem „Nicht-Putsch“ mittels militärischer/paramilitärischer Gewalt von der Macht vertrieben zu werden. In der Folge werden alle Gegner dieser neuen „Regierung“ dann als Terroristen vermarktet und zum Abschuss freigegeben. Gleichzeitig finden diese neuen „Regierungen“ die Anerkennung und Unterstützung (meist in Form von Militärhilfe) durch Kräfte die dann von diesen „Regierungen“ zu Hilfe gerufen werden. Gleichzeitig verbreiten gleichlautende Pressestimmen und unabhängige „Experten“ konstant die vorgegebenen Wordings und propagandistischen Zielsetzungen ohne eine einzige Quellennachfrage oder einen Plausibilisierungscheck.

Diese Mechanismen zeigen sich sehr auffällig deckungsgleich in Ägypten, der Türkei, der Ukraine und in Venezuela. Wobei die Ukraine einen Sonderfall darstellt, da hier „die Europäer“ mit in das strategische Vorgehen gezwungen werden mussten und es in der Anfangsphase zu einer Störaktion durch die EU kam, indem hier deutsche Außenminister und ihre Kollegen einen deeskalierenden Vertrag unterschrieben – dies hatte zur Folge, dass führende Mitarbeiter des amerikanischen Außenministeriums sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen fühlten und emotionell „FUCK THE EU“ meinten. Durch die Schizophrenie der europäischen Außenminister, die zu guten Teilen mit einem Hintern in der EU und beim nächsten Meeting die Ansagen aus den USA im Rahmen der NATO bekommen, konnte diese Situation wieder in die richtigen Bahnen gebracht werden. Jetzt plappern alle wieder das nach, was CIA-Chefs in Kiew oder US-Presse-PsyOps-Beraterfirmen der ukrainischen „Regierung“ vorgeben. Nächster Schritt ist der Kampf gegen „Terroristen“ mit Hilfe von US-amerikanischen Militärberatern, die schon bei der Deeskalation der Deeskalation am Maidan zum Einsatz kamen. Bald wird man dem Antrag von Herrn McCain stattgeben und die schleunigst freigegebenen Milliarden an die amerikanische Waffenindustrie umleiten, damit die Herrn SWOBODAs auch ordentlich diese kommunistischen (?) Terroristen vernichten können.

So oder ähnlich sehen die einen diesen Nachbarschaftskonflikt. Die anderen wussten schon immer, dass der Herr Putin der Wiedergänger von Hitler UND Stalin ist und, dass er hier ganz abgefahrene Machtspielchen macht, weil er einfach ein Despot ist – was wir ja Greenpeace, Femen, Pussy Riot und der gute westliche Ex-Oligarch Cherdokowsky beweisen können. Der ist so ein Dreckschwein, dass er die Ukraine nicht einmal zur NATO lassen will und sie in eine Blockfreiheit zwingen will. Wo doch alle wissen, dass alle Europäer in die NATO wollen – weil die weiß was Frieden und Demokratie ist. Demokratie ist, wenn alle die Meinung der Pressestellen der Amerikaner nachdrucken – einige mutige in Europa wagen es noch ihren Zweifeln durch Gänsefüßchen mutig Ausdruck zu verleihen: „Terroristen“ und „schwerbewaffnete gut organisierte Milizen“ - das tolle Wording aus den arabischen Demokraturversuchen. Leider bleiben bei den Wortmeldungen dann die Gänsefüßchen auf der Strecke. Ein Journalismus der statt beobachten-analysieren-kommentieren meist von copy-paste von Textvorgaben irgendwelcher „Pressebüros“ lebt, rundet das desaströse Bild, das die selbstbeweihräuchernde Objektivitätsanmaßung mancher hier abgibt.

100 Jahre nach dem Beginn des ersten Weltkriegs ist es am erschreckensten wie viele in den unterschiedlichsten Foren eine, zumindest verbale, Gewaltbereitschaft zeigen ohne räumlich, inhaltlich oder finanziell von diesen Vorgängen betroffen zu sein. Hier werden Law- and Order-Vernichtungsparolen abgesondert, dass einem Angst und Bange wird wegen der politischen Aggressivität mitten in Europa.

Da werden Neonazis als Rechtspopulisten umgemünzt weil es gerade mal wieder politisch opportun ist, der Gegner in diesem Nachbarschaftskonflikt wird derart entmenschlicht, dass eine Vernichtung in Folge keinerlei Probleme darstellt.
Logo der Partei Swoboda – bis 2004

Auf der politischen Ebene freuen sich offenbar fast alle, dass alle Angst um ihre russischen Gelder bekommen und diese abziehen. Sicher einer der schlausten Wege wie man Prosperität und Frieden in Europa voranbringt. Manchmal hat man sogar das Gefühl wir sind am Schauplatz Nachbarschaft, wo vollkommen durchgeknallte Nachbarn sich selbst die Hand abhacken würden um nur dem grundschlechten Nachbarn zu schaden. Aber das ist ja bekannter Weise eher die Domäne der Belgier – also Brüssel, wobei die bevorzugten immer mehr das Abschneiden von afroafrikanischen Händen. Neger darf man ja nicht mehr sagen, da das rassistisch ist. Russen darf man vernichten wollen als anständiger arischer ukrainischer SWOBODA-Nationalgardist – das nennt man dann in westlicher Sprachvorgabe: Recht und Ordnung wiederherstellen! Jedenfalls hat CIA-Direktor Brennan schon mal die erste deeskalierende Homewarmingparty in Kiew geschmissen (da wurden wahrscheinlich die Auszeichnungen und Prämien für die treffsichersten Sniper vergeben) – jetzt sind die Russen und die USA endlich wirklich Nachbarn in Europa.

Wobei – beim Schachspielen kommt es nicht nur auf die aggressiven Eröffnungszüge an, sondern zum wirklichen gewinnen benötigt man eine Endspielstärke. Hitler und Napoleon hatten es schon sehr weit gebracht im Osten Europas – gewonnen haben aber immer die Russen. Die spielen die Partien immer bis zum Ende.

DI Mathias Gruböck                                                                                                  Baden, 16.04.2014
Unternehmens- und Organisationsberater

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