Jedem
initialen Nachbarschaftsstreit geht ein ursächlicher oder
vermeintlicher Übergriff auf ein von einer Seite beanspruchtes
Habitat voraus. Jetzt sind zwar Russland und die USA nicht wirklich
Nachbarn in Europa, aber die Amerikaner sehen das wohl trotzdem so,
wenn man Herrn Kerry glauben schenken darf, der aus unerfindlichen
Gründen meinte, dass die USA in der Ukraine Verantwortung tragen
würden.
Auffällig
ist seit einiger Zeit das Muster mit dem demokratisch gewählte
Regierungen kriminalisiert und durch Demonstrationen und Aktionen aus
dem Ausland destabilisiert werden um dann in einem „Nicht-Putsch“
mittels militärischer/paramilitärischer Gewalt von der Macht
vertrieben zu werden. In der Folge werden alle Gegner dieser neuen
„Regierung“ dann als Terroristen vermarktet und zum Abschuss
freigegeben. Gleichzeitig finden diese neuen „Regierungen“ die
Anerkennung und Unterstützung (meist in Form von Militärhilfe)
durch Kräfte die dann von diesen „Regierungen“ zu Hilfe gerufen
werden. Gleichzeitig verbreiten gleichlautende Pressestimmen und
unabhängige „Experten“ konstant die vorgegebenen Wordings und
propagandistischen Zielsetzungen ohne eine einzige Quellennachfrage
oder einen Plausibilisierungscheck.
Diese
Mechanismen zeigen sich sehr auffällig deckungsgleich in Ägypten,
der Türkei, der Ukraine und in Venezuela. Wobei die Ukraine einen
Sonderfall darstellt, da hier „die Europäer“ mit in das
strategische Vorgehen gezwungen werden mussten und es in der
Anfangsphase zu einer Störaktion durch die EU kam, indem hier
deutsche Außenminister und ihre Kollegen einen deeskalierenden
Vertrag unterschrieben – dies hatte zur Folge, dass führende
Mitarbeiter des amerikanischen Außenministeriums sich um die Früchte
ihrer Arbeit betrogen fühlten und emotionell „FUCK THE EU“
meinten. Durch die Schizophrenie der europäischen Außenminister,
die zu guten Teilen mit einem Hintern in der EU und beim nächsten
Meeting die Ansagen aus den USA im Rahmen der NATO bekommen, konnte
diese Situation wieder in die richtigen Bahnen gebracht werden. Jetzt
plappern alle wieder das nach, was CIA-Chefs in Kiew oder
US-Presse-PsyOps-Beraterfirmen der ukrainischen „Regierung“
vorgeben. Nächster Schritt ist der Kampf gegen „Terroristen“ mit
Hilfe von US-amerikanischen Militärberatern, die schon bei der
Deeskalation der Deeskalation am Maidan zum Einsatz kamen. Bald wird
man dem Antrag von Herrn McCain stattgeben und die schleunigst
freigegebenen Milliarden an die amerikanische Waffenindustrie
umleiten, damit die Herrn SWOBODAs auch ordentlich diese
kommunistischen (?) Terroristen vernichten können.
So oder
ähnlich sehen die einen diesen Nachbarschaftskonflikt. Die anderen
wussten schon immer, dass der Herr Putin der Wiedergänger von Hitler
UND Stalin ist und, dass er hier ganz abgefahrene Machtspielchen
macht, weil er einfach ein Despot ist – was wir ja Greenpeace,
Femen, Pussy Riot und der gute westliche Ex-Oligarch Cherdokowsky
beweisen können. Der ist so ein Dreckschwein, dass er die Ukraine
nicht einmal zur NATO lassen will und sie in eine Blockfreiheit
zwingen will. Wo doch alle wissen, dass alle Europäer in die NATO
wollen – weil die weiß was Frieden und Demokratie ist. Demokratie
ist, wenn alle die Meinung der Pressestellen der Amerikaner
nachdrucken – einige mutige in Europa wagen es noch ihren Zweifeln
durch Gänsefüßchen mutig Ausdruck zu verleihen: „Terroristen“
und „schwerbewaffnete gut organisierte Milizen“ - das tolle
Wording aus den arabischen Demokraturversuchen. Leider bleiben bei
den Wortmeldungen dann die Gänsefüßchen auf der Strecke. Ein
Journalismus der statt beobachten-analysieren-kommentieren meist von
copy-paste von Textvorgaben irgendwelcher „Pressebüros“ lebt,
rundet das desaströse Bild, das die selbstbeweihräuchernde
Objektivitätsanmaßung mancher hier abgibt.
100
Jahre nach dem Beginn des ersten Weltkriegs ist es am erschreckensten
wie viele in den unterschiedlichsten Foren eine, zumindest verbale,
Gewaltbereitschaft zeigen ohne räumlich, inhaltlich oder finanziell
von diesen Vorgängen betroffen zu sein. Hier werden Law- and
Order-Vernichtungsparolen abgesondert, dass einem Angst und Bange
wird wegen der politischen Aggressivität mitten in Europa.
Da
werden Neonazis als Rechtspopulisten umgemünzt weil es gerade mal
wieder politisch opportun ist, der Gegner in diesem
Nachbarschaftskonflikt wird derart entmenschlicht, dass eine
Vernichtung in Folge keinerlei Probleme darstellt.
Logo der Partei Swoboda – bis 2004
Auf der
politischen Ebene freuen sich offenbar fast alle, dass alle Angst um
ihre russischen Gelder bekommen und diese abziehen. Sicher einer der
schlausten Wege wie man Prosperität und Frieden in Europa
voranbringt. Manchmal hat man sogar das Gefühl wir sind am
Schauplatz Nachbarschaft, wo vollkommen durchgeknallte Nachbarn sich
selbst die Hand abhacken würden um nur dem grundschlechten Nachbarn
zu schaden. Aber das ist ja bekannter Weise eher die Domäne der
Belgier – also Brüssel, wobei die bevorzugten immer mehr das
Abschneiden von afroafrikanischen Händen. Neger darf man ja nicht
mehr sagen, da das rassistisch ist. Russen darf man vernichten wollen
als anständiger arischer ukrainischer SWOBODA-Nationalgardist –
das nennt man dann in westlicher Sprachvorgabe: Recht und Ordnung
wiederherstellen! Jedenfalls hat CIA-Direktor Brennan schon mal die
erste deeskalierende Homewarmingparty in Kiew geschmissen (da wurden
wahrscheinlich die Auszeichnungen und Prämien für die
treffsichersten Sniper vergeben) – jetzt sind die Russen und die
USA endlich wirklich Nachbarn in Europa.
Wobei –
beim Schachspielen kommt es nicht nur auf die aggressiven
Eröffnungszüge an, sondern zum wirklichen gewinnen benötigt man
eine Endspielstärke. Hitler und Napoleon hatten es schon sehr weit
gebracht im Osten Europas – gewonnen haben aber immer die Russen.
Die spielen die Partien immer bis zum Ende.
DI
Mathias Gruböck Baden, 16.04.2014
Unternehmens-
und Organisationsberater
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