13 Oktober 2015

Under pressure


Die Untersuchungen zum Abschuss von MH17 wurden sicherlich nicht einseitig geführt. Auf der einen Seite ein NATO-assoziiertes Land, dass von der USA durch „Ausbildner“, Sicherheitsberater (Söldner), Geheimdienste, Propaganda und Waffen massiv gestützt wird. Freiwillige Kämpfer, Söldnergruppen und politisch-nationalistische Kampfverbände wurden per Beschluss des, von oppositionellen Kräften befreiten Parlaments (Rada) als reguläre Truppen des Staates Ukraine bestimmt. Und die ukrainischen Kräfte haben 60 BUK-Systeme und einige davon gefechtsbereit im Gebiet des Abschusses von MH17. Laut russischem Militär war zum Zeitpunkt des Abschusses das Zielradar zumindest eines ukrainischen BUK-Systems eingeschaltet.

Die vom Westen präferierte These ist die eines einzelnen BUK-Systemteiles (eine gepanzerte Abschusseinheit), das sich aus einem russischen Armeeverband gelöst habe, auf einen Tieflader verfrachtet wurde und nach einer langgezogenen Schleife durch fast die gesamte Ostukraine (wo dieser Tieflader mit dem Abschusspanzer von vielen gefilmt wurde) an einem Ort nahe der Absturzstelle aufgestellt wurde. Die letzten Meter zu diesem Einsatzort hat dieser Panzer selbstfahrend, mit aufgesessener Mannschaft in Gefechtsposition, durch Ortschaften zurückgelegt. Sofort nach Eintreffen schießt dieser Lenkwaffenpanzer mit Hilfe seines On-Board-Radars ein Verkehrsflugzeug ab. Stunden später fährt dieser Lenkwaffenpanzer dann wieder auf dem Sattelschlepper, jetzt unverhüllt, durch die Ostukraine Richtung Russland. Dabei ist ganz genau sichtbar, dass er nur noch 3 anstatt 4 Raketen montiert hat. Russische Armeeeinheiten transportieren BUK-Systeme nie mit montierten, gefechtsbereiten Raketen. Hinzu kommen angeblich abgefangene Funksprüche oder Telefonate in denen angebliche Rebellen mit einem angeblichen Rebellenführer im Klartext wiederholt BUK durchsagen. Diese Offenherzigkeit steht in gewissem Gegensatz zu dem sehr kurzfristigen Abzug.

Wenn man nun die einzigen beiden Varianten gegenüberstellt muss man wohl auch die Frage stellen wer hätte etwas von einem Abschuss einer Verkehrsmaschine. Im Falle der Rebellen könnte man einen Unfall annehmen. Ihre Position hätten die Rebellen durch einen geplanten Abschuss nur verschlechtern können, da ja die damalige Strategie der Ukrainischen Regime-Kräfte eine Bestätigung für ihre Terrorvorwürfe gegen die Rebellen erzielen hätten können. Dagegen spricht, das sehr kleine Zeitfenster in dem ein Abschuss überhaupt hätte stattfinden können, die massiven Versuche von Regime-Kräften das Absturzgebiet einzunehmen, laufende Berichte über Experten die von den Rebellengruppen nicht zur Absturzstelle vorgelassen werden während noch gar keine offiziellen Experten entsandt wurden und die Behauptung der Entwendung der Blackbox nach Russland. Zudem ist eine starker Propagandadruck gegen die Rebellen/Russen erkennbar. Hinzu kommt, dass sich westliche Kräfte in ihrer Rhetorik immer an das Wording „von einer russischen Rakete abgeschossen“ hielten. Dies kann man wohl als gesichert annehmen, da das BUK-System und damit auch die Raketen russischer Provenienz ist. Unbestritten von allen Experten ist, dass ein Lenkwaffenpanzer des BUK-Systems nur durch russische Armeeangehörige abgefeuert werden hätte können. Die Rebellengruppen hatten jedenfalls Luftabwehrbewaffnung für mittlere Flughöhen im Einsatz. Ein Marschbefehl eines russischen Kommandanten für einen angeblichen Hit-and-Run Einsatz ließe sich aus militärisch-taktischen Erwägungen nicht erklären. Zusätzlich wäre eine Luftraumsperre in diesem nachrichtendienstlich massiv aufgeklärten Gebiet sofort angeregt worden.

Auf der Seite der Regime-Truppen ließen sich einige, schwache Motivlagen für einen gezielten Abschuss finden. Eine wäre der Abschuss um eben eine Art false flagg-Aktivität vorzugeben um die Rebellen in Folge nachweisbar als Terroristen behandeln zu können. Dies würde den weiträumigen auffälligen Anfahrtsweg des BUK-Lenkwaffenpanzers erklären helfen. Für diesen Fall wären aber sicherlich amerikanische Satellitenaufnahmen freigegeben worden, die dies nachgewiesen hätten. Aber auch dieser Ansatz ist wohl nicht ganz valide, da diese Art der Eskalationsstrategie eine massive Vorbereitung und Steuerung von höchster Stufe bedurft hätte. Eine etwas eigentümliche Routenwahl und unklare Flugleitungsthemen könnten hierbei noch als Indizien gewertet werden.

Viel wahrscheinlicher ist irgendeine Art des Fehlverhaltens. Eine massiv falsche Entscheidung unter Zeitdruck liegt wohl am nächsten. Wenn man nun noch annimmt, dass kein Mensch in einem BUK-Lenkwaffen- oder Feuerleit-System Patz nimmt der eine Militärmaschine nicht von einer Passagiermaschine unterscheiden kann, dann ist es am wahrscheinlichsten, dass hier bewusst auf eine Passagiermaschine gefeuert wurde. Hierzu kommt ein kleiner Aspekt, der vielleicht einen Hinweis geben könnte. Zu exakt gleicher Zeit war eine Aeroflott-Maschine mit dem Präsidenten Putin auf dem Weg nach Moskau. Daraus ließe sich ein halbwegs veritabler Ablauf der Geschehnisse ableiten. In einem Land, in dem sogar Präsidentschaftskandidatinnen angeben, Herrn Putin persönlich mit einer Kalaschnikow in den Kopf schießen zu wollen, kann man davon ausgehen, dass es Menschen gibt, die ebendiese Hassgefühle hegen. Diese wird man sicherlich gehäuft in den ukrainischen Kräften finden. Wenn jetzt eine Information über einen Überflug des Herrn Putin über eine Luftabwehrbattarie der ukrainischen Truppen den Umlauf gemacht hätte, kann man sich durchaus vorstellen, dass es in den Truppenkörpern den einen oder anderen gegeben hätte, der eine russische Passagiermaschine mit dem russischen Präsidenten an Bord unbedingt abschießen hätte wollen. Die technisch-militärische Möglichkeit dazu hat man sicherlich als Bedienkader eines BUK-Systems. Es würde sich auch eine Art Jagdfieber ergeben, da man eine Chance zu erkennen glauben würde, die sich nicht so schnell wieder ergeben würde. Eine sehr ähnliche Situation wie im Falle des Abfangens der Präsidentenmaschine von Herrn Morales. Da wurden auch blitzartig sehr viele falsche Entscheidungen getroffen auf Grund einer (falschen) Annahme. Die Annahme wurde auch hier einfach durch die Chance der Möglichkeit verstärkt. Und dann hat eben jemand entschieden die Maschinen herunterzuholen. Eine Verwechslung wäre zusätzlich noch leichter, wenn russische BUK-Systeme grundsätzlich nicht sonderlich darauf ausgelegt wären Transpondersignale von Zivilmaschinen zu empfangen – da ja das System ein sehr weitreichendes Aktivradar besitzt.

Aus irgendeinem Grund wirkten bei dem Abschuss von MH17 Hass in Kombination mit massiven Zeitdruck zur Entscheidungsfindung als die sozialen Auslöser, die hier für so viele Menschen tödlich waren. Dieser destruktive Akt der Vernichtung von Leben macht nämlich keinen Sinn, auf keiner Seite. Viele Mörder beteuern nach ihrer Tat, dass sie diese in der Früh noch gar nicht geplant hatten. Ein ganz normaler Tag – und plötzlich kam es zu einer Situation, in der der Mörder glaubte nur eine Chance zu Handeln zu haben. Eine Situation in der man nicht wählen kann. Diese Illusion führt sehr oft zu Mord – wahrscheinlich auch zu Massenmord.

DI Mathias Gruböck                                                                                               Baden, 13.10.2015
Unternehmens- und Organisationsberater

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