Sehr geehrter Herr Präsident Leitl,
als
zahlendes Mitglied der Wirtschaftskammer ist mir der Standpunkt dieser
Interessenvertretung bezüglich der diversen „Freihandels-Abkommen“ TPP,
TTIP und TISA nicht sehr geläufig. Im Zuge der Veröffentlichung der
CEN/CENELEC (http://fm4.orf.at/stories/ 1762329/)
stellt sich mir jedoch die Frage ob die Wirtschaftskammer genügend
Widerstand gegen die Aushöhlung der Art wie in Europa Wirtschaft
getrieben wird leistet. Es zeigt sich immer mehr, dass diese Abkommen
offenbar nichts anderes sind als die strategischen Versuche der USA ihre
wirtschaftliche Dominanz zu zementieren. Europa und seine Wirtschaft
sind sicherlich nicht perfekt, jedoch wahrscheinlich Weltmarktführer in
der Formung eines christlich-sozialen Wirtschaftsraumes mit dem Menschen
als Mittelpunkt. Dies habe ich auch immer als Zielsetzung aller
Bemühungen der österreichischen Wirtschaftskammer verstanden und nicht
wie so manche den Menschen als zu minimierenden Aufwand zu betrachten.
Der Geist
in den diversen sogenannten „Freihandels-Abkommen“ deutet mir jedoch
immer mehr darauf hin, dass hier den strategischen Konzeptionen von
Wirtschaftskonglomeraten der Vorzug gegeben werden soll.
Profitmaximierung durch Verwässerung von Standards und Gesetzen stellt
für mich den einfachen Versuch der Ausbeutung von Menschen und
Gemeinschaften dar. Europäische Wirtschaftsstandards aufzugeben um einen
vorgeblich einfacheren Marktzugang in den USA zu bekommen sehe ich
nicht als einen besonderen Schritt in die richtige Richtung, speziell
für KMU's an. Auch europäische Standards über den Umweg von TPP dann in
den asiatischen Staaten abzuschießen kann nicht die Strategie einer
österreichischen Wirtschaftskammer sein. Europäische Qualität ist
speziell in Südostasien und China nach wie vor ein Verkaufsargument.
Nachhaltigkeitskonzepte, im Gegensatz zur Verankerung von
Profitmaximierung, sind in Asien wahrscheinlich auch zukunftsträchtiger
als alle hegemonistischen Wirtschaftsansätze. Auch die sicherlich
dringend notwendigen grundlegenden Reformen in Europa und speziell in
Kakanien werden durch Vertragswerke zur geostrategischen Aufstellung
eines Drittstaates nicht beschleunigt oder erleichtert, da Reformen aus
einer Position der Schwäche heraus meist in Revolutionen enden.
Wie ist
die Position der WK zum TTIP aktuell? Stellt für Sie dieser
wirtschaftspolitische Versuch der USA Europa in sein Normen- und
Rechtsregime einzugemeinden das Ende der Sozialpartnerschaft dar? Der
US-Botschafter in Brüssel nannte TTIP die Wirtschafts-NATO. Ist die WK
für den Beitritt zur Wirtschafts-NATO? Wieviel wird die österreichische
Wirtschaft durch den Investitionsschutz gegenüber der US-Regierung
gewinnen? Wieviel würde die österreichische IT-Wirtschaft durch eine
US-Investitionsschutz-Klage gegen das EUGH-Urteil bezüglich der
Ungültigkeit des Safe-Harbour-Abkommens gewinnen?
Vielen Dank im Voraus für die Beantwortung diese Fragen zum TTIP-Thema und der dazugehörigen Positionierung der WK.
Hochachtungsvoll
DI Mathias Gruböck Tarifa, 25.10.2015
Unternehmens- und Organisationsberater
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