01 November 2015

Rotes Fleisch

Helle Aufregung herrscht über eine Meta-Studie aus 800 verschiedenen Studien zum Thema Fleisch und Fleischverarbeitung. Die WHO hat sich da auch weit aus dem Fenster gelehnt. „Verarbeitetes Fleisch“ ist krebserregend. Kann schon sein. Nur werden hier wieder einmal Äpfel mit Birnen verglichen. Es gibt nicht das „Fleisch“ an sich und es gibt auch keine Studien, die einen wissenschaftlich „reinen“ Einfluss des Fleischkonsums belegen können. Es können hier nur epidemiologische Aussagen getroffen werden – diese lassen aber wiederum keinerlei Rückschlüsse auf die konkrete Beschaffenheit des „Fleisches“ zu. Im Endeffekt könnte man, nach Millionen an versenkten Forschungsgeldern einfach wieder auf ein paar Bauernweisheiten zurückgreifen.

1.) Die Dosis macht das Gift. Wie immer in der Ernährung ist die Menge und die Ausgewogenheit seit Jahrmillionen integraler Bestandteil des Wohlbefinden des Menschen. Mit jedem Vorzeichen.

2.) Die Art wie wir industriell Lebensmittel herstellen und verarbeiten dürfte oft mehr dem Profitdenken als dem Wohlbefinden unterworfen sein. Nur weil es billig in der Produktion ist, muss es noch lange nicht gesundheitsförderlich sein. Dies gilt aber für alle Nahrungsmittel. Pflanzliche Nahrungsmittel die mit massiven Einsatz durch Gifte erzeugt werden, werden dadurch auch nicht per se krebserregend. Allergieauslöser an Teilen von seit Jahrtausenden problemlos verzehrten Nahrungsmitteln festzumachen, um Lebensmittel noch verstärkter industriell zu verändern, deutet wohl eher auf eine bewusste Falschinterpretation von Ursache-Wirkungszusammenhängen.

3.) Die Produktion von Fleisch als Massengut – fast als eine Art Rohstoff - um es dann durch chemische Stoffe als Vertriebsgut geeignet zu machen hat sicherlich Einfluss auf die Volksgesundheit. Traditionelle Haltbarmachung und Fleischverarbeitung wird zunehmend durch „moderne“, kostengünstige Prozesse ersetzt. Für die Qualität der Fleisch- und Wurstwaren ist eine einfache Differenzierung über den Preis sicherlich nicht aussagefähig. Eine weltweite Metastudie wird diese qualitativen und gesundheitsrelevanten Unterschiede statistisch eher ausgleichen als zum Vorschein bringen. Metastudien werden Unterschiede in der Bekömmlichkeit der Verarbeitung zwischen einem traditionellen spanischen Jamonproduzenten, einer italienischen Salami-Produktion, einer waldviertler Speckverarbeitung und einem weltweit agierenden Fleischproduzenten nicht herausfiltrieren können.

Solange es einer Auszeichnung bedarf, wenn man Lebensmittel ohne Giftstoffe produziert (Bio) sollte man sehr vorsichtig mit Studien zur Gesundheitsschädlichkeit einzelner Nahrungsmittel umgehen. Der Medikamenten-, Gentechnologie und Chemieeinsatz in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie fördert sicher nicht die Volksgesundheit. Die jahrelangen Versuche dieser Industrie die Auszeichnung dieser Nahrungsmittel mit wirklicher Information zu verhindern, deutet viel mehr auf das implizite Wissen dieser Industrie über die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hin.

Ein viel besseres Instrument als eine „Krebsangst“ zu schüren, wäre die Propagierung der Unterscheidung von Lebensmittel in „unter Einsatz von chemischen Giften erzeugt“ und „ohne chemische Gifte erzeugt“. Diese Unterscheidung würde mehr Krebsarten verhindern als vollkommen schwachsinnge Aussagen wie: „pro 50g verarbeitetem Fleisch/Tag steigt die Krebswahrscheinlichkeit um 18%“. Und der beste Garant für gesunde Lebensmittel ist ein freier und unabhängiger Bauer im Gegensatz zur Strategie der Landnahme durch die Industrie mit der Beschäftigung von Landarbeitern.

DI Mathias Gruböck                                                           Tarifa, 01.11.2015
Unternehmens- und Organisationberater

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