09 Dezember 2015

Die Mutter


Es wer 1976 in Juni. Die Mutter bestieg das Flugzeug in Tel Aviv. Sie wollte nach Paris um dort in einer Privatklinik ihr Kind zu bekommen. Sie war im 8. Monat schwanger und sie hatte einen Geburtstermin am 10.08 ausgemacht. Vorher wollte sie noch bei der Familie ihrer Schwester auf die Geburt ihres Kindes warten. Es war eine schwierige Schwangerschaft. Zu viel Unsicherheit lag in allem. Die Eltern verunsichert durch ihre Flucht aus Deutschland. Die Mutter verunsichert durch deren Verunsicherung ging ins Ausland. Sie wollte die, die Teile ihrer Familie umgebracht hatten finden. In Spanien sollten einige von denen sich noch aufhalten. Die Mutter war an der israelischen Botschaft in Madrid angestellt und streckte ihrer ihre Fühler im untergehenden faschistischen Regime gekonnt aus. Humint nannte man das wohl auch schon damals. Sie gab sich ganz hin für die Sache. Sie wollte diejenigen finden, die glaubten mit ihren Verbrechen ungestraft davonzukommen. Durch Juan Carlos eröffnete sich eine Möglichkeit nach all den Jahren die letzten Schurken im umbrechenden Spanien dingfest zu machen. Doch sehr bald merkte die Mutter, dass sie schwanger war und lange konnte sie es vor ihren Kontakten auch nicht mehr verbergen. Daher ging sie zurück in die Heimat. Diese Schwangerschaft kam für alle Beteiligten sehr unpassend. All die verwickelten Umstände machten die Schwangerschaft eben auch nicht einfacher. Man entschloss sich zu einer Geburt in Paris, auch weil es weitab von allem war, was die genauen Hintergründe erahnen konnte. Die Air Francemaschine startete und setzte sich in Richtung Athen in Bewegung, da damals Direktflüge nach Israel nicht die Regel waren. Flug 139 war das. In Athen stiegen noch ein paar Passagiere zu. Nach dem Start gab es plötzlich Tumult und Aufschrei. Eine Entführung. Die Mutter erkannte es sofort. Neben ein paar Arabern waren sie auch da. Die die sie seit Jahren suchte und verfolgte. Klar erkennbar waren da Deutsche unter den Entführern. Auch als Linksradikale konnten sie das Deutschsein nicht ablegen. Deutscher und Waffe in der Hand, dass waren für die Mutter einfach Nazis. Sie wollte die Altnazis finden und wurde durch eine unglückliche Schicksalsfügung von diesen gefunden. Keine Uniformen und andere Aufmachung doch unterm Strich genau das Gleiche. Panik machte sich in ihr breit. Wenn die Entführer erkennen würden, dass sie für offizielle israelische Stellen arbeitet wäre sie als erste dran. Sie lief auch Gefahr bei einer längeren Entführungsdauer eine Spontangeburt zu erleiden und das bei ihrer Risikoschwangerschaft. Die Maschine landete in der Zwischenzeit in Lybien am Flughafen Bengasi. Der Mutter war klar, dass die weitere Reise nur tiefer nach Afrika führen konnte. Für sie stand fest, dass sie schleunigst aus dem Flugzeug kommen musste.

Daher musste sie handeln. Als ambitionierte Hobbyschneiderin hatte sie auch eine Rasierklinge bei sich. Nadel und Zwirn und Rasierklinge. Unbemerkt nahm sie diese zwischen Zeigefinger und Mittelfinger und griff sich so unter ihr Schwangerschaftskleid. Zwei kurze schmerzhafte Schnitte und sie blutete. Sie drehte voll auf und überrumpelte damit die Entführer. Sie wurde umgehend freigelassen und von ihren Botschaftkollegen in Empfang genommen. Sie bekam ihr Kind wie geplant am 10.08.1976 in Paris. Es war ein wunderhübsches Mädchen. Eigentlich hätte die Mutter zufrieden sein können, jedoch, sie war es nicht. Zunehmend plagten sie Schuldgefühle. Warum war sie entkommen und andere gestorben. Sie war eigentlich da um diese Menschen vor Ungemach zu schützen und jetzt ist sie als erste und einzige in Lybien rausgekommen. Sie konnte sich zwar sagen, dass sie es für ihr Kind gemacht hätte, aber irgendwie machte ihr ihre mögliche Schuld immer mehr zu schaffen. Unterbewusst übertrug sich das auch auf das Kind. Die Mutter hatte mit der Zeit Probleme sich der Tochter zu nähern. Also dies wahrscheinlich auch aus dem Grund, da niemand davon wissen sollte, wer ihr Erzeuger ist. Die Mutter verstand mit der Zeit auch nicht, warum es niemand sehen konnte, obwohl es doch so offensichtlich war. Jeder musste es doch genauso sehen wie sie. Der Stress setzte ihr zu und sie begann Medikamente zur Beruhigung zu nehmen. Lexotanil.

Die Tochter wuchs heran und je älter sie wurde, desto mehr spürte sie den inneren Auftrag, den ihr ihre Ahnen zugedacht hatten. Sehr früh bekam sie ein Ausbildung und wurde auf Auslandseinsatz geschickt. Mit falschen Namen und Papieren. Vollkommen auf sich gestellt wurde sie in eine Familie eingeschleust, bekam Kinder von wem auch immer und etablierte sich in einem deutschsprechenden Umfeld. Die Deutschen waren noch immer die Hauptfeinde, da sie die Feinde wie den Iran gerne mit Vernichtungstechnologie und Know How bedienten. Daher war es erstmal die Aufgabe der Tochter eine Tarnung aufzubauen. Schwierigkeiten dabei waren immer nur die Kontaktaufnahmen mit dem AF (Agentenführer) und alle Jahre mal ein Treffen irgendwo (meist in Paris). Recht komplexes Leben, da irgendwann wohl für einen selbst kaum mehr klar ist, was gespielt, was Tarnung und was wirklich wirklich ist. Oder es ist einfach nicht klar und man beginnt sich zu verlieren. Wer ist man nun wirklich – speziell, da die Tochter mittlerweile auch schon mehrfach Mutter geworden war. Was nahmen ihre Kinder da vom wahren Selbst der Mutter wahr? Eigentlich musste man auch sie täuschen. Man konnte nicht einmal zu seinen Kindern echt sein. Man spaltete sich bis zu einem gewissen Grad. Speziell wenn die Ziele aus der Aufgabe seinen ureigensten Zielen und Antrieben als Mensch entgegenstanden. Ein permanenter Stressfaktor – man konnte auffliegen, man konnte Konflikte mit sich selbst haben und diese vielleicht nie auflösen. Vielleicht hat man auch noch einen AF, bei dem man selten aber doch, beides unter einen Hut bringen konnte. Sich selbst und die Aufgabe.

Wieder begann das Spiel mit den Genen und den Ursprüngen. Absolutes Chaos machte sich ganz innendrinnen breit. Man hatte das Gefühl, dass sich nichts mehr auflösen kann und dass man sich in diesen klebrigen Fäden des Schicksals immer mehr verheddert. Wenn man eine Neurose züchten wollte, dann würde man es genau so machen. Unhaltbar. Unlösbar. Was man auch versucht es gibt keine Lösung dafür, den Menschen, die man mit seinem Mutter-Ich schützen und lieben sollte, kein Leiden zu verschaffen. Es mangelte an Wahrhaftigkeit und dieser Mangel machte alle um einen herum bedürftig. Aber es war nur ein kleines Abbild der eigenen Bedürftigkeit – man wurde immer bedüftiger nach der Wahrheit, die man seinem eigenen Leben vorenthielt. Lexotanil oder andere Drogen halfen da auch nicht wirklich weiter. Man konnte alles probieren. Heroin, wenn einem der Mut fehlte sich selbst in den Spiegel zu schauen, Kokain, wenn man Gefahr lief zurückzufallen, sich zurückzulehnen, Amphetamine, wenn es wieder einmal schnell gehen musste, Meth, wenn man sich wieder einmal ins Getümmel stürzen musste und das ohne Rücksicht auf Verluste. Zum Entspannen, da konnte man ja auch noch ein bisschen Gras drüberwachsen lassen. Vielleicht konnte man ja dann darüber lachen.

Einzig noch peinlicher sind diejenigen, die beharrlich so tun als ob das alles normal wäre. Der Aufwand eine vollkommen neurotische und krankmachende Situation als das normalste auf der Welt darzustellen, ist wahrlich monströs abartig und schändlich. Einer riesigen Lüge noch mehr Kraft zu verleihen um sie lawinenartig anwachsen zu lassen. Dadurch werden die Kindeskinder unserer ursprünglichen Mutter auf alle Zeiten in ein Gefängnis gesperrt, dessen Mauern aus meterdicken Lügen bestehen. Diese Lügen können ein kleines Kind ganz leicht erdrücken, einfach zerquetschen. Und alle haben sich angestrengt den Lügenhaufen immer weiter aufzutürmen unter dem kleine Kinder nach Luft gerungen haben. Was noch viel grauslicher daran ist, ist, dass diese Menschen alle den festen Glauben und die Überzeugung haben, dass sie richtig und wertvoll handeln. Berufen sich auf ihre Werte um dabei zu Lügen, dass so manchem die Luft wegbleibt. Das 8. Gebot: Du sollst nicht lügen! Nicht betrügen! Jede Handlung die auf Lügen basiert wird nichts Positives bewirken, da sie nicht echt ist. Nicht real, eben eine Illusion. Lügen können jedoch etwas Negatives hervorbringen, da sie die wahre Realität zerstören können. Die Zerstörung des realen Seins. In letzter Konsequenz können Lügen dadurch töten. Was eine Verbindung zum 5. Gebot darstellt. Wenn man noch einen ursprünglichen Bruch des 9. Gebotes in Betracht zieht und die massiven Leistungen von Jugendwohlfahtsbehörden, das 4. Gebot nicht einmal ansatzweise erfüllbar zu gestalten, dann kann durchaus berechtigt die Frage gestellt werden, welche Werte hier mit derart untauglichen Mittel verteidigt werden.

Die Tochter der Mutter hat jedenfalls angegeben, dass die Lüge und der Betrug so mächtig war, dass Gentests eines renommierten österreichischen medizinischen Institutes gefälscht wurden. Dem Kind wird jetzt jemand anderer als Vater präsentiert als dem Vater selbst nachgewiesen wurde.

DI Mathias Gruböck Baden, 09.12.2015
Unternehmens- und Organisationsberater
Am Flachhard 24
2500 Baden

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