Was ist eigentlich das Ziel von Demokratie? Woran gemessen ist sie
die beste Art Macht auszuüben? Es ist wahrscheinlich deswegen, weil
es bis dato (also vor der Etablierung von interaktiven Medien) die
einzige Möglichkeit war, demjenigen oder denjenigen die glauben
befähigt zu sein alle anderen zu regieren und zu steuern ein
Feedback zu geben oder gar von der Macht zu verjagen.
Die Kriterien unter denen das geschieht werden von vielen der
selbsternannten Machteliten dabei vollkommen falsch angenommen. Ihnen
geht es immer ums Geld, um Budget um mehr Mitarbeiter in ihrem
Verfügungsbereich. Mehr Geld ist mehr Macht. Was sie dabei übersehen
ist, dass Geld allein nicht glücklich macht. Und letztendlich ist es
das Glück, das die Menschen suchen, vermissen, verteidigen oder wollen. Dazu gehören sicherlich auch die notwendigen
Ressourcen, aber viel wichtiger ist dabei die grundlegende Emotion.
Brot und Spiele – das wussten schon die alten Römer, in unserer
Zeit immer als eine Art Karotte für die dümmlichen Esel zur
Wahlzeit verstanden. Sozusagen als primitiver Abtausch zwischen 100 €
Einmalzahlung und dem „richtigen“ Kreuzerl. Die Machtstrategen
verstehen das wohl falsch. Essen macht glücklich – billigst, unter
Einsatz von Chemiegiften erzeugter Fraß macht nur satt. Sportereignisse
und Sporterfolge geben eine Möglichkeit zur Stärkung des
Gemeinschaftsgefühls und machen manchmal sogar euphorisch-
glücklich. Big-Business Übertragungsrechte-Wettgeschäfte
Sportprostitution erzeugt Umsätze für die Zockerpartien aber nicht
lange Spaß.
Da bei den laufend von „oben“ (den Machtkaraoketechnikern in
Kombination mit rückgekoppelten Medien) beflegelten Normalos
irgendwie langsam das Glückseligkeitsbarometer in den Keller sinkt
und die Machtelitiker dazu nur erklären, dass die Normalos das nicht
verstehen, weil es aus irgendwelchen Komplexitätsgründen eben so
sein müsse, schwenken unsere Führungseliten auf Plan B. Die Nummer
mit der Angst. Ist das Glück einmal weg, dann kann man den Sauhaufen
nur noch über die „Schwarze-Mann-Nummer“ lenken. Gute alte
Kinderpädagogik. Sag schön brav Binnen-I sonst kommt der schwarze
Mann! Wähl brav uns, die wir uns in der Mitte der Mitte, derart
drängen, dass sogar Houdini eine Klaustrophobie aufgerissen hätte –
sonst kommt der schwarze Mann. Du musst schön sprechen so wie wir es
umdefinieren (also entweder hauptsächlich Denglisch oder
unterprivilegierte Frauen durch die VerInnenlichung der deutschen
Sprache aus dem Genderkerker retten), weil sonst kommt der schwarze
Mann oder wirst gar du zum schwarzen Mann! Du musst uns glauben, dass
wir nieee lügen, sondern immer nur die anderen – also die
schwarzen MännerInnen. Wir müssen ganz sorgsam unsere Stimme dem
Haufen da am Trog ganz in der Mitte geben, sonst kommt die
Klimaerwärmung und der schwarze Mann auch noch dazu. Die Welt wie
wir sie kennen wird untergehen, wenn wir als Hofer-Anhänger nicht
mehr den hinteren Teil eines Hofer-LKWs meinen und der schwarze Mann
kommt dann auch gleich und holt alle bösen Buben (also auch Burschen
und Männer) die ja zu zwei Drittel den blauen Mann wählen. Für
alle Spätgeborenen, nach dem Anschluss an Werbedeutschland und die
bald 30% Österreicher, deren Muttersprache nicht Deutsch ist: Bei
„uns“ (!?) hat man früher Buben zum Jungen und Burschen zu Jungs
gesagt, aber je mehr wir diese Deutschnationalen verabscheuen, desto
mehr deutschnational sprechen wir. Sogar die deutschnationale
Phrasierung ist schon bald Leitsprache. Da setzt sich eine
Frauenministerin als Abgangsgeschenk eine Änderung der Hymne in den
Kopf und alle müssen mittanzen. Und denen fällt gar nicht ein wie
abgehoben sie sind. Die Hymne ist ein Gemeinschaftssymbol – Änderungen haben da immer
Auswirkungen. Als nächstes passt vielleicht die Farbgebung der
Flagge nicht mehr, da sie ja mystisch von einem blutgetränktem Tuch
in einer Schlacht um Jerusalem her stammen soll – das können
einige als Anspielung an Hygieneartikel verstehen – also ändern
wir die Fahne indem sie immer nur an einem blauen Schnürl aufgehängt
wird?
Ihr da „oben“ macht einfach die Leute nicht sonderlich glücklich
– Wutbürger nennt ihr das dann – auch wieder ein bisschen mit
dem Anstrich „was will der Depperte – schleich dich zruck in dein
Wohnblock“. Ihr macht uns nicht glücklich – keinerlei Visionen,
keine Perspektiven nicht einmal mittelmäßige Konzepte, vielleicht
ein paar globale Interessen – nur weil ihr selbst keinen Plan habt.
Wir verstehen das alles nicht, das ist alles so kompliziert. Aber ihr
habt es verstanden – klar, weil man durch Positionierung an einem
wählbaren Listenplatz plötzlich zum Blitzgneißer wird – und
überhaupt gibt’s ja den Clubzwang, wo sozusagen geballte, nahezu
überirdische monochrome Schwarmintelligenz sich austoben darf.
Kleineres Übel und schon wieder die nächste „Wenn-Dann-Sonst“-Wahl
– ihr wollt einfach den Grüßkasperl für euch haben. Der soll zur
Mitte gehören (wobei irgendwer hat einmal behauptet VdB sei echt
links gewesen – man könnte ihm bald zur Not jetzt auch den Neoliberalen
Banker abkaufen) um dann die Hofräte zu ernennt und
Elitenverdienstselbstauszeichnungsorden am grünen Band laufend
auszuhändigen.
Hat sich schon mal jemand da oben überlegt, dass vielleicht deswegen
alles sooo kompliziert ist, weil ihr auf neue Herausforderungen immer
mit der Fortschreibung von Konzepten von vorgestern antwortet?
Strukturreformen – Verfassungsreformen – Pensionsreformen –
Föderalismusreformen – Verwaltungsreformen – da geht seit
Jahren, wenn nicht Jahrzehnten nicht einmal nichts weiter. Eines ist
mittlerweile dem naivsten Wähler wohl klar geworden: das System hat
sich noch nie von innen grundsätzlich geändert. Es hat sich noch
nie jemand selbst der Überflüssigkeit bezichtigt. Es hat noch nie
jemand erklärt, dass man es ohne dieses oder jenes komplexe
Konstrukt, auch ohne ihn, viel billiger und einfacher schaffen könnte.
In der Mitte finden sich grade alle ein, die allen permanent
nachweisen, warum es ohne sie nicht geht. Dieses Schicksal erfahren
immer nur die Globalisierungs- und Modernisierungsverlierer. Das Blöde ist, die haben keine Angst davor, dass es nun auch mal um eure
Pfründe gehen könnte. Mehr mindere Arbeit für weniger Reallohn für
mehr Profit ist ok für euch. Warum nicht weniger Versorgungsposten
(a la Faymann) für weniger Cliquenmitglieder wegen weniger
Wählerstimmen für euch einmal? Das dürfen sie aber nicht – das
ist nicht fair – das ist populistisch, rechtsradikal (also radikal
nicht in eurer Mitte). Buhhuhuuu – stell dir vor wir sagen
Demokratie und die wählen wirklich einmal etwas anderes als uns?
Derf denn des sein? Da muss es ein Gesetz dagegen geben. Widerstand,
das Volk droht mit falschen Wahlergebnissen! Die denken gar nicht an
uns, also an die Macht, also den Staat! Das ist schon eine Frechheit!
Gib den Orschlöchern an Hunderter, damit's wieder parieren. Wenns
falsch wählen, dann muss man halt wegen Wahlverfehlung
(Auswahlsverschulden) klagen. Das geht dann schneller bei unseren Staatsanwälten als die Untersuchungen jetzt wegen
Wahlmanipulationen. Keiner unserer Proporz-Staatsanwälte würde
Selbstmord mit Anlauf machen, selbst wenn die Indizien vom Himmel
schreien würden. Nach der Wahl kann man sich ja noch immer
entscheiden, wann man die Ermittlungen einstellt. Wie sollte das
überhaupt gehen? Eine echte Ermittlung gegen das Innenministerium
mit einer Weisung des Justizministers? Für wie deppert halten die
die Leute? Für sehr deppert! – wie im Fall Lucona – da hatten sie
ja auch den Journalisten mit der Stapo bedroht und der Innenminister
hat die Akten verschwinden lassen oder gleich gefälscht. War auch
nur Schlamperei damals.
DI Mathias Gruböck Baden, 27.11.2016
Unternehmens- und Organisationsberater
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