Man
kann ja bekanntlich nicht nicht kommunizieren. Ein schöner Fall
dieser Regel liegt im Fall des Giftes Nowitschok vor. Da gibt es ein
paar Key-Player, ein paar New-Comer und ein paar die im Hintergrund
ihre Ränkespiele spielen wollen.
Die
Key-Player sind russische Chemiewaffenforscher und ihr britisches
Pendant. Ein russischer Chemiker entschließt sich offenbar in den
90ern gegen Kampfstoffe deren Bestandteile offenbar sehr gut als
Insektenvertilgungsmittel durchgehen vorzugehen. Nennen wir ihn Wil
Mersajanov. Solange er das in Russland tut hat er die volle
Unterstützung der Nervengift-Community aus dem Westen. Irgendwann
gibt der kämpferische Tartar Wil auf und übersiedelt nach Berkley.
Jetzt sind Chemiker durch ihre Abhängigkeit von Hochleistungslaboren
auch sehr von den diese bereitstellenden Strukturen abhängig.
Wil
hat eine Mission. Er will die Nowitschok-Gruppe und deren
Strukturformel in die Liste der Chemiewaffen aufgenommen sehen. Doch
plötzlich wendet sich das Blatt. Die USA und GB mit ihren
Chemiewaffenlaboren haben bereits das was sie wollten – sie kennen
die Strukturformel und dazugehörige Forschungsergebnisse und haben
keinerlei Interesse die Nervengifte unter die OPWC-Sanktionen zu
stellen. Stell dir vor du hast eine Waffe vom Feind, die niemand
kontrollieren kann. Als Wil jetzt seine Bestrebungen im Westen
fortsetzt die Nowitschok-Gruppe als Chemiewaffen verbieten zu lassen
grätschen ihm genau die zuvor unterstützenden westlichen
Chemiewaffenforscher rein. Er bekommt keinen Verlag für seine
Veröffentlichung seiner Strukturformel und still und heimlich kauft
das FBI die im Eigenverlag erschienen Bücher auf.
2011
erscheinen Forschungsergebnisse aus der Tschechei zum Thema
Nowitschok und aus Porton Down kommen nach dem Anschlag mit
Nowitschok in nur 6 km Entfernung seiner geheimen Forschungslabors,
die bis 1989 gerne auch Nervengifte an britischen Soldaten
ausprobierten, eher Dementis, die darauf schließen lassen, dass
Nowitschok dort verfügbar ist oder dort zumindest produziert wurde.
Gary Aitkenhead dementriert jedenfalls laut Presse, dass Nowitschok
produziert wurde ODER die vier Wände von Porten Down verlassen
hätte. Das britische Außenministerium assistiert darin indirekt
indem es einen Tweet löscht, der den Nachweis der Herkunft des
Giftes aus Russland behauptete.
Die
Strategie der Medien ist auch weiterhin Moskau die Nicht-Erklärung
von Fragen vorzuwerfen die sie selbst nie den westlichen Führern
gestellt haben. Jedes Argument der Russen ist nur ein weiterer
Nachweis für ihre Verlogenheit und Verschlagenheit, wo hingegen der
Westen weiterhin auf seiner Indizienkette aus MH17-Abschuß und
Giftgas-Einsatz in Syrien besteht – wo immer die gleichen Muster
bedient werden, man Untersuchungen immer so anlegt, daß man eigene
Informationen und Kritik massiv unterdrückt um dann in einem
kaskadierenden Berichtswesen am Schluss durch einige „dienstnahe“
Untersuchungsteilnehmer, off the records die Russen als Schuldige zu
entlarven.
Eines
steht jedenfalls fest: wenn man Verschwörungstheorien provozieren
will muss man es genau wie die Briten machen. Sofortige Anklage des
Feindes bei Null Beweislage – soetwas schaut immer nach einer
plumpen Verschwörung aus. Das wird wieder Millionen kosten in den
diversen Gremien diese „Story“ so lange durchzuboxen bis der
Widerstand der Denkbegabten wieder einmal gebrochen wird. Geschichte
wird eben gemacht. Aber wenn es jetzt wirklich heißt, dass der
russische Geheimdienst den Skripals Nowitschok auf die Türklinke
geschmiert hätte, dann macht es sich der Westen diesmal noch
schwieriger den Leuten das einzubläuen. Speziell wenn es Chance auf
tiefe Temperaturen und Regen gegeben hat. Weil dann werden ja manche
Varianten von Nowitschok zähflüssig und instabil. Weswegen sie auch
nie vom russischen Militär ins Waffenarsenal übernommen wurden. Die
Probleme bei der Ausbringung von Nowitschok auf feuchten, kalten und
metallischen Untergründen kann man ja als Epigone auch nicht so
genau studiert haben.
Vielleicht
einigt man sich einmal in der NATO darauf, dass man die Russen nicht
einfach für jeden intriganten Scheißdreck verantwortlich macht –
nur weil man selbst das so gerne hätte (Vergl. Absturz der polnischen Präsidentenmaschine). Die Gebrüder Grimm-Ansätze
von Gut und Böse sind vielleicht für kleine Kinder passend aber in
angeblich so reifen Demokratien wird das langsam schwer zu glauben.
Seit 2001 steigt der Drang des Westens Geschichten zu erfinden und
Sagen zu basteln exponentiell an. Wieso eigentlich? Warum hat der
Westen das so notwendig – wo er doch der Hort des absolut Guten
ist?
DI
Mathias Gruböck Baden, 08.04.2018
Unternehmens-
und Organisationsberater
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen