01 April 2018

Urbi et Orbi


Wie wird es wohl weitergehen? Was sind die nächsten strategischen Züge? Die Frage ist ja, ob eine weitere Erhöhung des Druckes auf immer die gleichen Staaten (Kernthemen: BRICS Destabilisierung, Angriff auf den Iran, Angriff auf Nordkorea, Rückeroberung der venezolanischen Ölreserven, Beherrschung der Seewege) ohne eine Vielzahl von Kriegen der US-NATO-Truppen von statten gehen wird. Einführung von Berufsheeren, Söldnerheeren und Stärkung der Angriffskapazitäten deuten auf die Kapazitätserhöhung der westlichen Kampfverbände zur Behebung der immer häufiger auftretenden Engpässe hin. Gleichzeitig bedarf es einer Vielzahl an Aktivitäten in den Ursprungsnationen um den Angriffswillen und die „Vorwärtsverteidigungsbereitschaft“ aufrecht zu halten.

Die Frau May spielt hier ein gewagtes Spiel, da sie offenbar versucht die Eskalationsspirale anzuheizen, auch um von innen- und europapolitischen Konflikten abzulenken. Dieses altbekannte Stilmittel der Politik einen äußeren Feind zu generieren um die verfeindeten ehemaligen Freunde wieder hinter sich zu vereinen kann auch leicht überhitzen, da May die Russen sicherlich nicht dazu bekommen wird die NATO anzugreifen. Auch wenn sie noch so provozierend die deutsche Luftwaffe an der russischen Grenze provozieren lässt.

Trump wiederum dürfte mit der Entlassung von Tillerson auch einen Schwenk in Bezug auf die Gaspipeline durch Syrien hindurch gemacht haben. Das wird zu teuer und zu kompliziert um ein ordentliches Geschäft zu werden. Dadurch müssen jetzt die Israelis den Konflikt mit dem Iran aufwärmen um sich selbst die Trasse für die Pipeline, an die sie so gerne ihre Gasfelder auch Richtung Europa anschließen wollen um das große Cash zu machen, freizukämpfen. Da kommt es absehbar zu einem Konflikt mit der Türkei. Die Spaltung Syriens in Hegemoniezonen ist ein Konzept, dass schon einmal in den 20er Jahren unter den Kolonialmächten Frankreich und GB schief gegangen ist. Ein, mit Israel abgestimmter Angriff Frankreichs auf Syrien (klarer Weise auch wieder wegen eines Giftgasangriffes, weil die Syrer unbedingt ihre alten Kolonialherren wieder zum Angriff einladen wollen) mit gleichzeitigem Angriff Israels auf alles was schiitisch ist (vulgo iranisch) wird die Araber innenpolitisch zerreißen. Die korrupten Golfherrscher werden kaum als Mitkämpfer der Israelis gegen dann doch Glaubensbrüder überleben. Zentraler Punkt sind die Blasen-Staaten am Golf. Blasen sind bekanntlich hohl und instabil. Wenn aber klar wird, dass der Westen seinen offensichtlichen militärischen Kolonialismus nur durch eine Finanzhegemonie mit korrupten und degenerierten Herrschermarionetten ersetzt hat, dann können sich die massiv gelieferten Waffen durchaus auch plötzlich gegen deren Verkäufer-Armeen richten.

Die größte Problematik am derzeitigen Vorgehen der Weltmacht-Gruppe ist, dass sie sich kaum bis gar nicht mehr selbst an grundlegende Gesetze hält oder sie nach ihrem eigenen Gutsherrenprinzip einsetzen kann und auch einsetzt. Damit wurde die, durchaus fragile Herrschaft des Rechts nach dem 2. Weltkrieg spätestens seit 9/11 ausgehöhlt und zurückgedrängt. Dies lässt sich auch sehr schön am konstanten Rückgang der Verteidigungs-, Rüstungs- und Sicherheitsbudgets exakt bis 9/11 erkennen (bei anhaltend hohem Sicherheitsgefühl der Bevölkerungen) und der massiven Trendumkehr seit diesem Ereignis, bei laufend abnehmenden Sicherheitsgefühl in den Bevölkerungen und (oder eben wegen) massiven Anstiegs von kriegerischen Konflikten. Retrospektiv gesehen könnte man von einem Zeitalter der Machterhaltung durch Unsicherheitspolitik sprechen. Diese Entwicklung läuft auch immer sehr parallel mit dem Ausscheiden der Wendepolitiker aus den Machtpositionen und der Übernahme der Macht durch Kräfte, denen friedliche Entwicklungen zu wenig wirtschaftliches und finanzielles Wachstum versprachen.

Frau May hat sich nun wohl entschieden mit den US-Falken und Herrn Macron zusammen Frau Van der Leyen als transatlantisch-deutsche Kanzlerin zu inthronisieren um Russland in der Folge so zu isolieren, dass es nichts entscheidendes gegen die Kriegspläne in Syrien der West-Falken unternehmen kann. Dafür werden wahrscheinlich wieder die beiden Lieblingsprojekte der US-Militärs (Navy) forciert werden: Meereszugänge im Mittelmeer, dem Schwarzen Meer und in der Ostsee sind russenfrei zu gestalten. Damit wird Polen seinen Druck auf die Russen-Enklave Königsberg erhöhen (vielleicht sogar um die polnischen BREXIT-Vertriebenen aus GB dort anzusiedeln), die Ukraine wird weiter den Konflikt um die Krim und die russischsprachigen Gebiet in der Ukraine anheizen (die europäischen Zivilisten die dort durch die Poroschenko-NATO-Luftwaffe starben, haben die Westpresse viel weniger interessiert als Kriegsopfer in Syrien, die nicht durch US-NATO-Truppen getötet wurden)

Irgendwie scheint es als ob der Richtungsstreit in der US-Administration ob man eher einen Krieg mit China via Südchinesisches Meer und Nordkorea oder mit Russland an der Königsberg-Krim-Syrienfront führen soll nicht geklärt. Die Rechten sind da wohl tendenziell eher für die China-Front und die Linken (Obama-Finanziers) eher für die Russen-Front. Daher auch die Verwerfungen an den unterschiedlichen Fronten mit konservativ geführten Verbündeten (vergl. Türkei-Kurden-Problematik) Oder warum die Russlandfeinde in der NATO gerade Merkel weg haben wollen, wie sie selbst es ventiliert hat. Es gibt offenbar Gruppen in Deutschland die ihre transatlantische nibelungentreue Verbundenheit mit einem übereifrigen Kampfgeist Richtung Russland nachweisen wollen. Auch sitzen die Russenbeziehungen in Deutschland traditionell eher links von der Mitte und wurden nochmals durch die Eingemeindung des ehemaligen Bruderstaates und dessen eher schroffen neoliberalen Übernahme durch die Westler links verfestigt.

Letzte „Enthüllungen“ in Bezug auf Wählerdaten-Kauf für Microwahlbeeinflussung könnten durchaus auch aus der CA-CIA-MI6 Wahlecke kommen, da Frau May‘s Strategie maßgeblich von dem Mitziehen der Deutschen abhängt. Jetzt will man offenbar die CDU weiter schwächen und damit auch Frau Merkel.

Offenbar setzen die strategischen Nabelschauer der Westen weiter darauf, dass man die exponentiell steigende Anzahl der Rand- und Nebenbedingungen einer Weltherrschaft vernachlässigen kann. Dadurch wird der Entscheidungs- und Lösungshorizont aber immer eingeschränkter und vager. Die effektive Realität driftet wie bei den Wahlvorhersagen immer weiter von den virtuellen Planungs- und Strategiespielzügen auseinander und die damit verbundene steigende Anzahl von Nicht-Realitäten (gemeinhin Lügen) lässt das Vertrauen und damit die Solidarität der Menschen rapide bröckeln. Auch die bestgemeinte Lüge bildet kein nachhaltiges Vertrauen. Die Technologie-Wachstums-Derwische arbeiten gegen Naturgesetze – Angepasstheit an begrenzte Ressourcen und Energieminimierung als Evolutionsziel um die Nachhaltigkeit des Lebens sicherzustellen.

Krieger die mit Selbstauslöschung spielen und Profiteuere von Verbrauchsmaximierungen werden nicht gewinnen. Sie werden nach allen geschichtlichen Erfahrungen samt der sie hervorbringenden Kulturen verschwinden. Und interessant wird ob die westlichen Machteliten es wirklich versuchen werden ihren Plebs die Fußball-WM zu vermiesen. Bisher war den Teile-und-Herrsche-Eliten das Brot-und-Spiele Gebot immer heilig. Wobei das Finanzkapital da anders denkt als reine, ungekaufte Politiker. Wobei – gibt‘s die überhaupt noch?

DI Mathias Gruböck                                                                                           Baden, 01.04.2018
Unternehmens- und Organisationberater

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