07 Oktober 2016

Mit einem Milizheer gewinnt man keinen Angriffskrieg

Der Herr Nobelpreisträger Stieglitz hat sie wieder einmal in Erinnerung gerufen. Die globalen Interessen. Und das aktuelle Lieblingsthema der Hedgefonds, nachdem das Griechenlandthema irgendwie schwierig ist permanent aufzuwärmen: Italien. Spanien und Portugal haben sich dem Doppelnelson der Hedgfonds-Geostrategen und unfriendly Staatsübernehmern noch einmal entziehen können. Jetzt ist es manchen doch noch in Erinnerung, dass diese Hedgefond-Komplexler reflexartig auf das Wegbrechen ihrer Speerspitze im europäischen Monopoloy, dem Brexit-Speerbruch, mit einer Kreditschädigungskampagne gegen das italienische Bankensystem reagiert haben. Auch die Deutsche Bank und die Commerzbank ist in der Folge von ihnen schwer unter Beschuß genommen worden. Tenor: das europäische Bankensystem ist kaputt. Der Konsulent der Soros-Anti-Euro-Wettfonds stößt auch noch mal in das gleiche Horn. „Globale Interessen“, die uns ja bekanntlich lenken, wollen den Euro destabilisieren. Das ist evident.

Da werden sogar so dummdreiste Szenarien in die Verstärkermedienwelt geschleudert, wie „Italien ginge es besser ohne Euro“. Weil die Fonds die Lira verschont hätten, die hätten sie zur Nachspeise verputzt. Das ist in Wirklichkeit eines Wirtschaftsnobelpreisträgers nicht würdig eine „entweder oder“-Simplifizierung herzustellen. Der Euro ist eine tolle Sache – wer hat eigentlich ein Problem damit? Inflation hat es immer schon gegeben. Die Kaufkraft vieler Menschen ist in Europa gestiegen. Der Dollar als finanzielle Hegemoniewährung wurde dadurch natürlich geschwächt. Das Problem mit dem Euro hat vor allem der Dollarraum, der im Prinzip sich nicht leisten kann wenn es zu viel Werte in anderen Währungen gibt. Hier geht es auch um wirtschaftliche Hegemonie.

Der Euro hat natürlich strukturelle Probleme. Das einzig wirkliche Problem des Euros ist jedoch, dass es derzeit an der politischen Einigkeit mangelt die politischen und auch militärischen Strukturen und Ressourcen Europas der Stärkung und dem Schutz des Euro zu widmen. Das ist nicht das Einladungsschreiben zum Kinderfasching, wie ein europäischer Bundeskanzler es genannt hat. Das muss echter beinharter Wille zur Macht sein. Der Euro kann nicht zwei Herren dienen. Und das ist das wirkliche strukturelle Problem des Euro – politisch und militärisch macht er auf eine Art Dollar-Konvertierungswährung und sonst geriert er sich als Weltwährung. Also was jetzt?

Stärken stärken! Die Erfolgsgeschichte der EU ist der Euro. Nur kann man jetzt nicht stehen bleiben und mit dem Dollar auf „Freund“ tun. Abgesehen davon, dass der Dollar gar nicht freundlich mit der EU tut. Da verschließen ALLE das Thema der Totalüberwachung des Euroraumes durch den Dollar. Das ist als ob das Finanzamt jedem Geldschein eine Kamera eingebaut hätte – und man bestünde auf ein Recht der finanziellen Privatssphäre. Und der Dollar hebt dann Strafzölle ein, wenn er irgendetwas ausspäht was er gegen andere Währungsräume und deren Wirtschaft verwenden kann.

Was das alles mit Milizheeren zu tun hat? Mit Milizheeren kann man keine langen Angriffskriege führen, da die Milizionäre, gerade in überalterten Gesellschaften, auch große Teile der Wirtschaft und der Sozialsysteme tragen. Berufsarmeen können dieses Problem beseitigen – da sie ja auch bei einem 15 jährigen Krieg wie in Afghanistan weiterhin ihren Sold bekommen. Auch etwaige „Sicherheitsberatungsfirmen“, also das nette Wort für Söldnerarmeen, gehen ins BIP ein. Freiwillige Feuerwehr und Milizheere eben nicht. Die Schaffung einer Euro-Armee und die gleichzeitige Einstellung alle Konkurrenzunternehmungen ist ein Punkt der zentraler für den Euro ist, als die Wetten gegen europäische Banken. Schaffung einer politischen Struktur die die gemeinsamen Interessen gegenüber den „globalen Interessen“ vertritt ist der zweite. Gemeinschaft funktioniert nur, wenn jeder einzelne eine Vorteil daraus erreicht, sich zu einer Gemeinschaft zusammenzuschließen. Dazu braucht es das Vertrauen, dass die Gemeinschaft auch seine Interessen wahrt und gegebenenfalls sich für diese einsetzt. Das gibt einer Gemeinschaft ihre Autorität. Sonst ist es eher eine Hegemonie. Und Milizheer vertreten nach wie vor am Besten das Interesse der Bürger sich zu schützen, notfalls zu verteidigen und nicht an Erobungsfeldzügen beteiligt zu sein.

DI Mathias Gruböck                                                       Baden, 07.10.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

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