23 Oktober 2016

Wie man allen eine Wuchtl reindrückt?

Wie kann man allen eine Wuchtl reindrücken und alle die das nicht so einfach schlucken wollen als Vollidioten bezeichnen? Das geht ganz einfach. Man wird Politiker oder gleich Lobbyist und sagt, gegen Empfang heftiger Barzahlungen, dass Freihandel Wohlstand bringt.

Da wird einmal behauptet, dass die Exporte nach Kanada sich in den nächsten zehn Jahren um 50% steigern werden. Gleichzeitig erzählt der IV-Bereichsleiter Löwy in Puls 4, dass die Lebensmittelexporte Österreichs beim Beitritt zur EU 1,8 Milliarden Euro betragen hätten und heute auf über 10 Milliarden Euro gestiegen sind. Abgesehen von Inflationsbereinigungen impliziert gerade der Bereich Landwirtschaft, dass man seine Erträge endlos steigern könnte. Und wenn Red Bull zufällig auch zu den Lebensmitteln gezählt wird, dann würde das auch keinen wundern.

Dann lässt Herr Löwy aufhorchen: Es wird ja nicht betrachtet, wieviele Arbeitsplätze ein Nichtabschluss von CETA kosten würde. Jetzt wird es ganz wirr. Der Bundeskanzler erklärte noch am Freitag wie sehr man sich gegen den Freihandel mit Asien wehren müsste, da die andere Standards hätten und viel billiger wären – speziell bezog er das auf die Stahlbranche und die 40.000 Arbeitsplätze, die in Europa letztes Jahr durch „Billigimporte“ in der europäischen Stahlindustrie verloren gegangen seien. Dann sagte der Herr Löwy noch etwas sehr Interessantes: Die Europäer würden gegen die Asiaten zurückfallen, weil die mit den USA das TTP abschließen würden. Verwirrung total. Freihandel bringt Wohlstand – also aus der NAFTA kommen dann keine „Billigimporte“ sondern Güter zu „Freundschaftspreisen“. Die NAFTA-Länder können selbst bestimmen zu welchen Standards und Bedingungen sie produzieren – und investieren. China hat dazu im Gegensatz schlechte Standards und Bedingungen, daher ist Freihandel mit denen pfui. (also im Zuge der WTO eigentlich nicht, aber wir definieren China einfach, dass sie keine Volkswirtschaft sind, dann gilt das WTO-Freihandelsabkommen nicht für China) Und der Herr Löwy meinte auch, dass die Asiaten alle ein Freihandelsabkommen mit den USA haben wollen. Na klar doch! Die haben ja die billigen Arbeitskräfte und brauchen die Absatzmärkte und die Investitionen. Europa hat nicht die billigen Arbeitskräfte, hat hohe Standards, hat keine Standortvorteile in der Landwirtschaft und hat zunehmend Investoren die ebenfalls mehr in Wachstumsmärkten investieren. Europa hat nur einen Nachteil, dass es einfach zu deppert ist im naheliegensten Wachstumsmarkt, Russland, zu investieren. Das ist wirklich eine Wirtschaftspolitik für Vollpfosten: Den prosperierenden kongruenten Markt mit Russland zerschlagen wir, damit wir irgendwelche vollkommen blauäugigen oder linken Handelsverträge schließen mit einem NAFTA-Raum, der ganz sicher nicht am Wohlergehen der europäischen Produzenten interessiert ist. Warum, bitte sehr, soll eine Firma ihre Arbeitsplätze aus der NAFTA nach Europa verlagern und nicht gleich nach Asien? Das EINZIGE was Asien bisher nicht hat ist der kaufkräftige Markt von 500 Millionen Menschen. Klar ist Kanada daran interessiert. Klar sind die Investoren daran interessiert. Aber was interessiert das die Vertreter der europäischen Bevölkerung? Der US-Botschafter in Brüssel hat das ganz richtig beschrieben: Es wird die Wirtschafts-NATO, bei der immer nur einer das Sagen hat.

Gibt es in diesem ganzen CETA-Vertrag auch einen No-Spy Passus? Wenn man miteinander frei handelt und frei Wirtschaft treibt, sollte man sich doch auch nicht einseitig ausspionieren, oder? 5-Eyes Mitglied Kanada betreibt mit den USA und dem Bald-Nichtmehr-EU-Mitglied GB das größte Spionagenetz der Welt, dem man wohl die meisten Enthüllungen von „Wirtschaftsskandalen“ bei Nicht-5-Eyes Staaten zu verdanken hat. Freihandel bringt Wohlstand – in Bulgarien und in Rumänien haben die Menschen viel weniger Einkommen als die Griechen. Was haben die für Handelsbeziehungen mit Kanada? Mit Russland dürfen sie ja jetzt nicht mehr Handel treiben und die EU schaut, dass es dem Rubelraum möglichst schlecht geht – Ramschniveau. Zypern mit ihren Verbindungen zum britischen Bankensystem – upgrade. Italien, mit dem stärksten Wirtschaftsstandort Europas, Norditalien, fast Ramschniveau. Das ist was die Investoren machen – bekomm ich nicht meine Sondersicherheitsschiedsgerichte werte ich euch in Grund und Boden ab. Derjenige Wirtschaftstreibende, der einer konkurrierenden Truppe alle seine Geschäftsgeheimnisse preisgibt und sie dann noch seine Bewertung durchführen lässt, wird bald den Kuckuck überall kleben haben. Außer man glaubt, dass diese konkurrierende Truppe nur am Geschäftserfolg unseres Wirtschaftstreibenden und seiner vielzähligen Mitarbeiter interessiert ist.

Der CETA-Vertrag ist 4-5 mal so Umfangreich wie der Beitrittsvertrag Österreichs zur EU. Darin steht, dass Österreich sein Bankgeheimnis behalten darf und das Österreich immerwährend neutral ist und bleibt. Vor der NR-Wahl 2013 erklärt die Koalitionsregierung aus SPÖ und ÖVP, dass die Hypo sicher sei und, dass kein weiteres Steuergeld dafür aufgewendet werden muss. 3 Monate später wird sie abgewickelt. Paar Jahre später ist das Bankgeheimnis Geschichte, die immerwährende Neutralität ist ein selbstironisches Lippenbekenntnis mit Treppenwitzcharakter geworden. Aber der Herr Löwy und die „globalen Interessen“, die den Herrn BK Kern ganz kleinlaut werden ließen, versprechen ganz hochheilig, dass das alles super ist. Und voll im Interesse aller – (aller IV-Mitglieder, oder fast aller). Das hat auch schon der Herr Vizekanzler Mitterlehner gehört – er vertritt ja ? Und der Bauernbund - ? (Wen vertreten die genau – Monsanto? Raiffeisen?)

Laut EU-Kommission ist CETA ein einfaches Abkommen und muss gar nicht von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden. Jetzt ist es plötzlich kein einfaches Abkommen – was schon die über 2000 Seiten angedeutet hätten. Das ist also laut Rechtsvertretung der EU-Kommission ein einfaches Abkommen, dass so kompliziert ist, dass kein Normalsterblicher erkennen kann, dass es irrsinnig vorteilhaft für jeden einzelnen ist. Und laut Frau Malström sind alle dafür, außer eben immer gerade die vor denen sie die Vorteile von CETA nicht erklären kann. Alle anderen sind dafür. Und sieben Jahre haben sie im Geheimen verhandeln müssen, also der Herr Baroso und seine Kollegen von den Lobbys. Der Initiator von CETA sitzt jetzt bei Goldmann und Sachs und entwickelt die neuen Geschäftsmodelle auf Grund dieses Vertrages. Das ist genial. Das ist ein Steilpass zu sich selbst. Toooor. Drin ist die Wuchtl. Der Herr Löwy von der IV klatscht begeistert. Er bekommt auch einen Lobbyvertrag von Goldmann und Sachs als Frühstücksdirektor nachdem die Spielregeln auf Gewinn getrimmt wurden. Wuchtldruckereien als Printshop für Aktienbonuspakete. Die dürfen weiterhin frei gehandelt werden. Wo ist die Vereinbarung einer Transaktionssteuer mit Kanada, als Abtausch für den Investitionsschutz? Ah, das ist dann ja wieder profit….. äh, arbeitsplatzfeindlich. Soll ja weiterhin eine Spekulationsfreiheit mit Kapital- und sogar Profitsicherung bleiben.

DI Mathias Gruböck                                                                                                 Baden, 23.10.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen