Der
Westen tut sich schwer. Langsam funktioniert das nicht mehr so mit
der Beherrschung der Welt. Vielleicht hat er sich da auch etwas zu
viel zugemutet. Das kristallisiert sich immer mehr an den
Konfliktpunkten der Welt heraus. Fast scheint es so, als ob sich der
Westen jetzt mehr in Nebenschauplätzen (Niger, Mali usw.) austobt
weil er zusehend erkennen muss, dass er in den größeren
Machtkonflikten gegen die Mauer läuft. Außerdem verlieren die
westlichen Machthaber immer mehr an Glaubwürdigkeit und Zustimmung
in ihren eigenen Bevölkerungen. Ganz schlechte Voraussetzungen für
eine weitere Runde im Machtpoker. Die nächste Runde hieße zumindest
regionale Kriege gegen den Feind zu führen.
Der
Feind des Westens sind offensichtlich die BRICS Staaten, die in den
Schwellenländern und Entwicklungsländern zunehmend an Einfluss
gewinnen. Vorbedingung für mehr Macht und Einfluss ist die Kontrolle
der Ressourcen und damit maßgeblichen Einfluss (wenn nicht gar
direkte Kontrolle) der globalen Rohstoffmärkte. Rohstoffe und
Energie = Weltmacht.
Der
Preis dafür Weltmacht zu sein wird zunehmend unwilliger von den
eigenen Bevölkerungen getragen. Kriege senken die durchschnittliche
Lebenserwartung, kosten manchmal auch der eigenen Bevölkerung mehr
als andere Teile der Gesellschaft wirtschaftliche erbeuten und
belasten die innerstaatliche Solidarität. Gesellschaftliche Modelle,
dass die eine, unterprivilegierte Gruppe immer dafür ins Gras beißen
muss, dass eine andere Gruppe immer mehr Vermögen anhäufen kann,
führen zwangsläufig zu Spannungen, die von staatlichen
Machtapparaten sehr genau kontrolliert und überwacht werden müssen
um nicht überkritisch zu werden.
Die
sich daraus ergebende Strategie des Kriegs-Outsourcings in verbündete
Staaten des eigenen Machtbereiches führt aber auch sehr schnell zu
mühevollen Anstrengungen diese, sich der zentralen Hegemonie
unterwerfenden Gesellschaften in einen Kriegsmodus zu versetzen.
Sowohl Feindbildgenerierung alsauch unterschiedliche
weltmacht-intrinsische Interessenslagen, lassen hier sehr leicht
destruktiv-chaotische Systemzustände entstehen, die sich schnell
jeder strategischen Kontrolle entziehen. Es schaut fasst nach einem
Wettlauf mit der Zeit aus, ob sich (selbst)zersetzende Kräfte
schneller ausbreiten als machtzentrierende Kräfte gegen Feindbilder
aufgebaut werden können. Dies zeigt sich an den aktuellen „Hot
Spots“ der militärischen Konfliktrealisierung. In Syrien läuft
derzeit ein Schneeballeffekt der progressiven Destruktion, der kaum
mehr vielfältiger sein kann. Die einzige Lösung des Westens wäre
das eigentliche verdeckte Kriegsziel, die Machteroberung in Syrien,
durch eine direkte Konfrontation mit Assad/Russland endgültig zu
einem überregionalen Krieg zu machen. Hierfür müsste der Westen
aber seine wirklichen Kriegsziele noch transparenter offenlegen und
müsste von der Strategie sich selbst als „Weltpolizist“ in den
Konflikt hineinzureklamieren ein für allemal aufgeben. Nur um einen
Konflikt soweit zu verschärfen, dass es ein wirklicher
multinationaler Krieg wird (was er eigentlich ja schon lange ist)
Vielversprechender ist hier schon die Strategie der Welthegemonen
sich die eigenen wirtschaftspolitischen Machtansprüche gegenüber
den eigenen Vasallenstaaten dafür absegnen zu lassen um im Abtausch
dafür diese nicht weiter in Kriege hineinzuverwickeln. Die
vorherrschende Strategie der Weltmachtklüngel dürfte überhaupt in
die Richtung gehen, dass man den Primus inter Pares spielt und ganz
genau darauf schaut, dass alle anderen sich nicht zusammentschließen
und schön brav Macht-Parier bleiben. Teile und herrsche, das ist der
Ansatz. Die Chinesen jedoch fahren einen viel erfolgreicheren Kurs in
Afrika. Sie schaffen Win-Win-Situationen wo der Westen stupide auf
Militärinvestitionen und Festigung retro-kolonialer Hegemoniepolitik
setzt. Das ist der größte Schwachpunkt der
USA-GB-Kolonialisierungsbestrebungen mit der
französisch-holländischen me-too Haltung. Unterm Strich sind die
militärischen Strategien einzig und alleine Quersubventionierungen
des militärisch-wirtschaftlichen Komplexes auf Kosten der
„bekriegten“ Regionen und vor allem deren Menschen. Jetzt steht
anscheinend die Entscheidung des nächsten Schrittes an. Entweder
weitere Investitionen in die verdeckten Kriege mit
Rudel-Verantwortung mit der Gefahr einer massiven
Eskalationssteigerung mit überregionalen Konfliktszenarien oder ein
Zurückfahren der Fütterung der Decisionmaking-Systeme mit
Kriegsauslöserdaten. Was viele gar nicht mehr verstehen ist, dass
viele der Vorgänge in dieser Eskalationsspirale gar nicht mehr
direkt von Menschen beeinflussbar und steuerbar sind, sondern durch
ähnliche Systeme getätigt werden, die gerade zu einem sekundenlagen
Total-Absturz des Pfundes geführt haben. Nur bei Atomraketen erholt
sich der Bedrohungslevel nicht nach dem Unterschreiten des
auslösenden Bedrohungslevels. Eine Atomrakete die einmal abgefeuert
wurde löst ihrerseits wieder derart viele automatisierte Antworten
aus, dass es einer vollkommen der menschlichen Entscheidungs- und
Willensbildung entzogenen Situation kommt. Vielleicht sind wir dann
schon so weit, dass Maschinen und Roboter die Menschheit ausrotten
können. Oder zumindest die westliche Kultur – was bis zu einem
gewissen Maße eine evolutionäre Selektion darstellen würde.
Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Roboter und
Vernichtungsmaschinen die Menschen dezimieren, die mit der
Automatisierung im Allgemeinen und der Automatisierung des Tötens im
Speziellen gar nichts zu tun haben, da diese meist die notwendigen
Ressourcen für die kostengünstige Produktion von Robotern und
Maschinen verfügen. Dies vor allem vor dem Hintergrund der maximalen
Auslegung neoliberaler Wirtschaftskonzepte, die auch das Töten und
Kriegführen als eine Art Produktionsprozesse verstehen, die durch
weitestgehende Automatisierung von der Abhängigkeit der
Leistungserbringung durch Menschen entkoppelt werden. Dies schafft
neue Machtzentren, die Kriegsführung ohne Einbindung ganzer Völker
leisten können. Die Verfügbarkeit von Ressourcen wie Rohstoffe und
Energie wird durch automatisierten Transformationsprozesse von Geld
in (militärische, wirtschaftliche, mediale, juristische und
politische) Macht zusehend erleichtert.
Die
Zeichen stehen dafür, dass die Selbstverstärkung des westlichen
Systems auf den Attraktor Krieg abzielen, da zusehend
Dämpfungsmechanismen ausgeschaltet werden. Wenn deutsche
Verfassungsrichter in einem Urteil über einen Handelsvertrag über
den Verlust der Glaubwürdigkeit Deutschlands als eine Begründung
einer Ablehnung eines Stopps erklären, dann klingt das immer mehr
nach einem „es geht um Loyalität“ oder „Treueschwur“
irgendwelchen „globalen Interessen“ gegenüber, die eigentlich
keiner kennt, noch genau darlegen kann, geschweige, dass diese sich
einem demokratischen Prozess gegenüber öffnen würden. Es ist so
wie immer, keiner weiß warum, aber man soll ja dazu sagen – sonst
steht man blöd da. Die Wiederauferstehung eines Systems von
Mitläufern, die „nur“ einem Befehl (Systemerwartung) gehorcht
haben. Hoffen wir alle, dass wir es später „Schwarmintelligenz“
nennen können. Zumal die EU immer mehr zum Epizentrum dieser Art der
politischen Intelligenz wird, negierend, dass Viehhirten seit
Jahrtausenden ganze Herden von physisch überlegenen Tieren (z.B.:
Kühen) dorthin treiben können wohin sie es bestimmen. Das kann uns
schwarmintelligenten Europäern sicher nicht passieren – die
Cowboys sind doch unsere Freunde und wollen uns nur mit ihrem besten
Futter versorgen – zu ihrem supergünstigen Preis.
DI
Mathias Gruböck Baden, 15.10.2016
Unternehmens-
und Organisationsberater
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