15 April 2017

Nicht die gleichen Interessen

Was war so schön am kalten Krieg? Er machte die Strategiefindung so viel einfacher. Es gab auch für die eigenen Karrierepfade so mannigfaltige Möglichkeiten in der westlichen Hemisphäre. Das verbindende kleinste Gemeinsame war, dass man gegen den Osten war. Also den Kommunismus. Einfaches politisches Koordinatensystem. Seit nunmehr 25 Jahren ist dieses Ordnungsprinzip, trotz der Versuche wieder gemeinsame Feindbilder zu etablieren, zerbrochen. Um seine Interessen durchzusetzen müssen immer komplexere Narrative ge- und erfunden werden.

Egon Bahr brachte es einmal auf den Punkt: „Wenn ein Politiker anfängt, über „Werte“ zu schwadronieren, anstatt seine Interessen zu benennen, wird es höchste Zeit, den Raum zu verlassen!“ Immer mehr tragen als Rechtfertigung ihres aggressiven Handelns die Monstranz der angeblichen „christlich-jüdischen“ Werte vor sich her um die immer stärker werdenden Interessenskonflikte innerhalb des massiv gewachsenen „westlichen Lagers“ zu kaschieren. Die Nachfolgergeneration der kalten Krieger lässt immer öfter die unterkühlte Temperierung von Konflikten vergessen und gerieren sich nur noch als allmächtige Krieger. Dabei sind sie immer weniger in der Lage die jeweilige Interessenslage mit der Waffenbruderschaft in Kriegen, die nur und ausschließlich dem US-Hegemon dienen in Einklang zu bringen.

Da wird von den Framing-Medien aufreizend gefragt, was denn Europa gegen Russland oder in den nordafrikanischen Kriegen unternähme? Da plaudern vor allem heiße Kriegerinnen darüber wie wir Werte in Zentralasien und Nordafrika zu verteidigen hätten und nehmen jeden dadurch provozierten Anschlag auf christliche Minderheiten dafür als Beweis. Es ist auch verdammt schwer die Menschen in Europa wieder kriegswillig zu bekommen, wo man ihnen seit nunmehr 70 Jahren eingebläut hat, wie sehr sie (vor allem die deutschesprachigen) mit ihren Kriegen doch immer den Weltfrieden gestört haben. Seit 2001 passt das nicht mehr, diese pazifistische Grundhaltung, speziell bei den unterlegenen Staaten des 2. Weltkrieges. Mehr Rüstung soll unsere Interessen sichern. Also seit 70 Jahren ist es die außenpolitische Hauptaufgabe in Europa gewesen in Frieden mit seinem Nachbarn zu leben, da jeder militärischer Konflikt eine Auslöschung Europas dargestellt hat. Das Interesse der Europäer war (und ist) demnach Selbsterhaltung. Dies bedeutet auch einen leicht anderen wirtschaftspolitischen Zugang als die USA. Europa hat jetzt einige Zeit versucht ein System des Lebens und Lebenlassens auf möglichst gleicher Augenhöhe zu etablieren. Die USA setzen mehr auf die weltweite Kontrolle von zentralen Märkten um damit ihre Vormachtstellung zu behalten.

Eine EU-Kommission die eher die verlängerte Werkbank von US-Investoren und -Lobbys ist als sich um die elementaren Interessen ihrer Bürger zu kümmern stellt vielmehr eine Gefahr für den pazifistischen Integrationsprozess dar und führt sehr schnell dazu, dass Nationalstaaten wieder vermehrt ihre eigenen Interessen wahrnehmen werden. Eine Kommission, die genauso „demokratisch“ legitimiert ist wie die syrische „demokratische Opposition“ (bei welchen Wahlen genau wurden die vom syrischen Volk gewählt?) fühlt offenbar keinerlei Auftrag von europäischen Bürgern deren Interessen maximal zu vertreten. Ein Europa ohne mündige Bürger ist offenbar das Idealziel dieser Machttechnokraten. Irgendwie ist alles wichtiger und drängender als die Interessen der Bürger. Wenn der Herr Soros Probleme mit seiner „soft-power“-Zugängen in Ungarn hat, dann laufen alle, von OSZE, Europarat und EU-Kommission (flankiert von den Framing-Medien) zusammen um dem US-Investor und Obama- und Trump-Finanzier seinen Einfluss zu sichern. Weil der Herr Soros nicht gegen den EURO wettet. Aber, diese Milliarden zahlen ja eh nur die EU-Bürger. Diese Partie von Karrieristen schauen eher auf ihre Jobangebote von Goldman-Sachs und Konsorten um dann richtig abzukassieren, anstatt, dass sie eine schnittige Politik für ein gemeinsames Europa machen würden. Das wären Werte: Frieden, Freiheit, Solidarität innerhalb von Europa, Ausgleichend, Gesprächsfähig, Einbindend, aggressionsfrei, grundrechtewahrend.

Irgendwie bekommt man den Eindruck, dass man als Verfechter des Völkerrechtes bereits vollkommen „oldschool“ ist. Wer in irgendwo die fettere Bombe fallen lässt um irgendwo anders seine Kriegsdrohung mit einer auffahrenden Armada zu unterstreichen um überhaupt alle anderen Großstaaten in die Knie zu zwingen ist angesagt. Mehr Waffen, mehr New-Order-Kriege, mehr abgeschlachtete Tote (für die immer die lokale Bevölkerung selbst schuld sind, da sie sich ja nicht widersetzen hätten müssen) – das ist cool. Hauptsache ist, dass die Autos autonom fahren können – weil dann nicht bald nicht nur die Drohnen ferngesteuert werden sonder auch noch Kampf-Fahrzeuge. Super, Robotersysteme Roboterarmeen, Roboterboote, Roboterflugzeuge und Roboterkampfwagen – alles für den freien, wertvollen Menschen. Die Mutter aller Bombe ist, wie kaum einer wahrnehmen will, Spott und Hohn über die islamische Welt, da Sadam Hussain damals den USA bei einem Angriff auf den Irak die „Mutter aller Schlachten“ versprochen hat. Seit dem kriegen sich die US-Militaristen gar nicht mehr ein vor Hohn gegenüber diesen Prophezeihungen. Haha – IS, haha, Mullahs, haha, nur ein toter Inidaner ... – Mutter aller gescheiterten Strategien. Hat Europa wirklich die gleichen Interessen wie die westlichen Macht-Elite-Netzwerke? Wer die Roboter (ehemals marxsche Produktionsmittel) beherrscht, beherrscht die Welt.

DI Mathias Gruböck                                                                                                  Baden, 15.04.2017
Unternehmens- und Organisationsberater


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