Jetzt
verdichten sich die Aufputschungstaten mit immer schnellerem
Stakkato. Immer rechtzeitig für die Headlines am nächsten Tag kommt
eine Horror-Meldung nach der anderen. Es ist wahrscheinlich die
gleiche Methode wie damals zu Zeiten der Kreuzzüge. Die
Christenheit wird angegriffen – ein paar Ungereimtheiten werden da
noch glattgebügelt, wie zum Beispiel, dass der Herr Assad so wie der
Herr Hussein damals, den Christen und anderen Minderheiten eher
schützend zur Seite stand, da sie als säkulare Herrscher nichts so
sehr fürchteten als einen Konfessionskrieg.
Diesen
suchen ganz klar die Golfstaaten um ihren ideologisch-materiellen
Führungsanspruch in dieser Region geltend zu machen. Und ihre
Interessen damit durchzusetzen. Die Golfstaaten sehen sich in
Wirklichkeit als die Kalifen der (sunnitischen) Welt. Mekka und
Mammon sind das Zentrum ihres Kalifats. Kein Mensch fragt sich warum
in Europa die 500er Scheine eingestellt werden aber der IS noch immer
Waffen und Geld im Überfluss hat. Da passt einiges nicht zusammen im
Narrativ der „westlichen Verbündeten“. In Syrien kulminieren
diese Unstetigkeiten zu einem vollkommenen politischen Chaos bis hin
zu einem Stellvertreterkrieg der einzelnen, sich bekämpfenden
Gruppen in der US-Elite. Von außen betrachtet wirkt es als ob die
Machtzirkeln in den USA ein massives Borderline-Syndrom aufgerissen
haben – nicht unerheblich, da es in der Weltmachtpolitik vor allem
um Grenzen geht. Und Kontrolle. Wobei hier immer mehr übersehen
wird, dass die USA und auch große Teile ihrer westlichen Verbündeten
jedwede rechtsstaatliche Selbstkontrolle verloren haben.
Geschichtlich gesehen ist der Verlust des eigenen Regulatives meist
der Auftakt für den Zerfall einer Großmacht gewesen, da innere
Reibungsverluste die effektive Machtentfaltung im Außen schwächen.
Auch der Versuch durch die Gestaltung eines äußeren Feindes
(Russland) die Machteliten hinter der zentralen Machtfunktion zu
versammeln zeigt nicht den gewünschten Erfolg – solange es nicht
wirklich zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt. Die US-Dienste
und die anderen westlichen Dienste haben über die Jahre immer wieder
ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt auf der ganzen Welt
kriegerische Konflikte zu entfachen um in der Folge dann als
Ordnungsmacht diese Länder zu rekolonialisieren. Ein Unterfangen,
dass in nordafrikanischen und zentralasiatischen muslimischen Staaten
recht leicht von statten ging, jedoch bei Großmächten wie Russland
und China ein unkalkulierbares Risiko für die eigene nationale
Sicherheit und sogar den Weltfrieden birgt.
Wenn
man sich jedoch die Dichte der Impulse vergegenwärtigt, die derzeit
alle einen offen-heißen Krieg in Syrien durch westliche Eroberer
plausibilisieren sollen (tägliche Terrorangriffe (speziell mit
Tätern aus dem Ex-Sowjetregionen), Angriffe auf die Christenheit
(für die rechtsrechten christlich-weißen Trumpwähler), eine
implizite Angriffsdrohung durch die EU-Minister (die einem
regierenden Staatsoberhaupt de fakto den Krieg zum wiederholten male
erklären, da die EU mit ihm keinen Frieden machen will), der Verkauf
eines militärischen Angriffs als Vergeltungs- und
Verteidigungsmaßnahme der USA/NATO durch die überraschend
kriegswilligen westlichen Medien und Meldungen von IS-Angriffen auf
US- und GB-Stützpunkte in Syrien (!?) in Kombination mit einer
Vermantschung mit Luftschlägen gegen diese Stützpunkte als sie noch
von den Söldnern der verbündeten Angreifer (USA, Saudi Arabien,
Katar, Türkei, GB, D, FR, NATO) gehalten wurden durch russische
Kampfflieger (ab 05.45 Uhr wird zurückgeschossen)) dann sollte es
nicht mehr lange dauern, dass uns die US-Kriegsbefürworter von der
aufgebauten Spannung befreien und endlich in Syrien den
sunnitisch-saudischen Söldnerheeren zum Durchbruch verhelfen. Dass
dies eine Vertreibung der Alawiten, Aramäer, christlichen
Minderheiten in Syrien zur Folge haben wird ist diesen Gruppen
vollkommen egal, da sie einen kurdischen Korridor zwischen der Türkei
und Ex-Syrien bilden wollen, der ihren wirtschaftlichen und
geopolitischen Interessen zupass kommt.
Irgendwie
ist allen alles schon viel zu kompex und auch kompliziert. Vielen
scheint ein ordentlicher Krieg schon eine richtige Erleichterung zu
sein, da man durch nichts so schnell die Komplexität reduzieren kann
wie durch einen Krieg. Die derzeitigen Machteliten sind auch eher von
dem Schlag der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts und
glauben wirklich, dass man wohl ein paar Millionen Menschen opfern
muss um den eigenen Reichtum zu mehren. Diese Gruppen haben durchaus
die Fähigkeit und die Möglichkeit diese destruktiven Strategien
umzusetzen, da einen Krieg jeder populistische Vollidiot entfachen
kann. Mit den gutdotierten, außerhalb jeder Rechtsstaatlichkeit
stehenden Strukturen (vulgo Geheimdienste) und den modernen Techniken
(Vernetzung und deren Steuerung) geht das heutzutage fast schon
vollautomatisch. Und flott - speziell wenn man keine US-Aktien mehr kaufen soll.
DI
Mathias Gruböck Baden, 10.04.2017
Unternehmens-
und Organisationsberater
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