19 Juli 2015

Das Ende des Wachstumsschmäh's


Es fehlt der Spielraum. Langsam erkennen die Staatenlenker, dass sie kaum mehr Spielraum für alternative Konzepte und Strategien haben. Es dürfte so etwas wie systemimmanente Sachzwänge geben, die den Spielraum für rationales und zielorientiertes Handeln immer weiter einschränken.
1.) Der Trick mit dem Wachstum und der damit einhergehenden Entschuldung. Aus der Ertragstheorie kennen wir Wachstumskurven - die sogenannte S-Kurve. Jeder Wachstumsprozess lässt sich hinreichend genau damit beschreiben. Nach langsamen Beginn kommt es zu einem schnellen Wachstum und dann zu einer Maturitätsphase in der es zu oszillierenden Schwankungen auf hohem Nieveau kommt. Es ist wohl kaum zu leugnen, dass sich das 1. Welt-Wirtschafts-Wachstum eher im Maturitätszyklus befindet. In Zeiten des fast exponentiellen Wachstums konnte man noch sorgenfrei das Konzept der Vorfinanzierung durch Schuldenaufnahme fahren, da dem Wachstum auch eine Inflation folgte, die die Schulden soweit entwerteten, dass sie leistbar blieben. Was aber passiert, wenn das Wachstum nicht echt oder nicht ausreichend ist, die Verschuldung zu groß wird und der Selbstbetrug des virtuellen Scheinwachstums auffliegt, sehen wir gerade aktuell im Fall Griechenland. Aus welcher Geisteshaltung man einen Sparzwang aus dem Vermeinden von Neuverschuldung ableitet, kann man nicht logisch nachvollziehen, jedoch dürfte es sich um das Prinzip Hoffnung handeln, dass es irgendwo wieder real mit dem exponentiellen Wachstum weitergeht. Und das trotz des Platzens mehrere Blasen, was auf ein nichtorganisches Wachstum hinweist. Fazit 1: Wenn es kein Wachstum gibt, dann kann man auch keine neuen Schulden eingehen ohne selbst als Blase in kürze zu platzen. Ende des Vorverkaufs auch wenn das von manchen, die einfach Hoffen das es immer so weiter gehen wird, Austeritätspolitik (und bös deutsch) genannt wird.
2.) Stabilisierung des Ressourcenverbrauchs. Dies kann nur geschehen, wenn die Bevölkerungsanzahl konstant gehalten wird und es zu einem qualitativen Wachstum kommen kann. Migration und Völkerverschiebungen folgen zwar wahrscheinlich eher physikalischen Gesetzen von Quellen und Senken werden aber mittel- und langfristig qualitative Prozesse, Wachstumsoverkill-Vermeidung und soziale Stabilität verunmöglichen. Vielmehr werden die gesellschaftlichen Integrations- und Umformungsprozesse selbst sehr viel Energie benötigen, die in der Sicherung des Wirtschaftsniveaus fehlen wird. Gleichzeitig kommt es zu neuen Mengenwachstumsimpulsen und kultureller und gesellschaftlicher Innovation. Hier kommt es teilweise ebenfalls zu Zirkelbezügen. Wenn Zuwanderungsgruppen und Asylwerber versuchen ihren bürgerlichen Rechten und religiösen Vorstellungen durch Bildung von wählbaren Interessensvertretungen eine demokratische Stimme zu verleihen, dann erregt das sogar den Widerspruch derjenigen, die für deren unbeschränkte Aufnahme sind. Wenn die politischen Vertreter der Noch-Mehrheitsreligion und -moralvorstellungen ein Gesetz über die zukünftige Mehrheitsreligion und -moralvorstellung erlassen, dann ist es in einer Demokratie ganz normal, dass diese zukünftige Mehrheitsreligion (zumindest in Wien in den nächsten 10-15 Jahren) ihre Interessen gebündelt vertreten wollen. Der Bau von Moscheen, muslimische Feiertage, Umwidmung von Begräbnisstätten, Absolute Trennung von Kirche und Staat und viele andere politischen Prozesse werden einer qualifizierten politischem Vertretung der neuen Staatsbürger bedürfen. Seit über 40 Jahren hat die autochtone Bevölkerung das Wachstum eingestellt - meist um die wirtschaftlichen Wachstumsraten erarbeiten zu können. Wachstumsprognosen gibt es nur bei Zuwanderung und Asylquoten, die das fehlende eigenständige Mengenwachstum überkompensieren. Dies ergibt ein Optimierungsproblem zwischen Mengenwachstumsimpulsen und Produktivitätsfragen (z.B.: BIP/Kopf)
3.) Summe der Wachstumsgewinne. Langsam deutet einiges darauf hin, dass es durch die marginalen (meist nur noch virtuellen) Wachstumsraten in der 1. Welt zu zunehmenden Konkurrenzsituationen kommt. (Bei Griechenland deutet einiges darauf hin, dass von dem, auf fraglichen statistischen Werten beruhenden, 25% Wirtschaftsabschwung ein Gutteil auf dem Verschwinden von virtuellen Effekten in der Betrachtung basiert) Der Gesamtmenge der westlichen Schulden steht in Summe ein nichtausreichendes Wachstumspotential gegenüber. Dies gilt speziell für die Realwirtschaft. Hier zeichnen sich Konflikte zwischen Europa und den USA/Kanada/Australien/GB/Neu Seeland ab oder sind bereits ausgebrochen. Inwieweit eine Stationierung von US-Truppen in den neuen östlichen Gebieten Europas alleine gegen Russland gerichtet ist und nicht zumindest in Ansätzen auch Deutschland klar in die Schranken als besetztes Gebiet weisen soll, ist noch nicht ganz abzusehen. Jedenfalls deuten auch die Überwachungstätigkeiten der US-Geheimdienste, TTIP und NATO-Strategien und Deutschland-aus-dem-Euro-drängen-Gerüchte zunehmend in diese Richtung. Für alle US-Romantiker: In den Zeiten des Marshall-Planes brauchten die USA das Wachstum in (West-) Europa, jetzt brauchen sie es selbst, Koste es die anderen was es wolle. Alle die auf die USA plötzlich als den sozialistischen und pazifistischen Bundesbruder setzen, möge ihre Hoffnung möglichst lange erhalten bleiben. Andere betrachten das durch Hollywood gespiegelte US-Bild der Europäer etwas mit Argwohn: Älter, spleenig, patschert, grenzwertig senil und nur unter der Führung der Amerikaner wirklich brauchbar. Das Gute daran ist, dass das die meisten Doppeldaumen-Gorillaglas-Wischer in Europa auch schon glauben und nur noch möglichst viele erklärungsbedürftige, phonetische Amerkiazismen von sich geben, damit man nicht unterlegene, uncoole kulturelle Herkunft erkennen könnte.. Willentlich sich abzocken zu lassen und noch einen Fanclub mit Cowboyhut dazu zu gründen. Oder eine polnische Miliz in original US-Army Ausrüßtung mit Sturmgewehr als patriotische Pflicht im West-Fernsehen (und sicher nie als SonderSturmtruppe an der Ukrainefront als Ukrainist) als kämpferischen Werte- Role-Model präsentieren - wenn das ein Muslim in Deutschland machen würde, würde grenzüberschreitender Terroralarm ausgelöst werden - aber die unterliegen eben schon wieder anderen Rassen- und Religionsgesetzten (Große Ohren - rasierte Bärte, Army-Hosen, Internetüberwachung, Razzien mit viel Kristall, dass zu Bruch ging, Ausreiseverbote, usw.) Die Werterhaltung wird so schell über Bord geworfen, wie die Abhängigkeit durch die Überschuldunggefahr  an Blasenbildung steigt. Alle können nicht von den Blasen lassen. Kurze Höhepunkte gefolgt von einem Erschlaffen der erregten Wachstumsphantastareien. Schwarze Löcher in die das Geld fließt, daß es nie gegeben hat. Dagobert Duck mit der 3D-Brille für virtuelle Geldspeicher-Trockesnschwimmsiimulationen. Alle rudern nur noch herum. Oder Blasen eben.
4.) Durch eine Ausdehnung der Stützpunkte, Entsendung von Truppen unter welchem Vorwand auch immer und Bruch von völkerrechtlichen Regelungen im Stundentakt wird keine Gerechtigkeit gegenüber den diversen Völkern und ethnischen Gruppen geübt. Ohne Gerechtigkeit gibt es aber keine Freiheit und damit auch keinen Frieden. „Ausbildner“ und andere Truppenteile in EU-Staaten zu stationieren dient einzig und allein einem hegemonistischen Machtkalkül. In fast jedem europäischen Staat Truppen und Kräfte stationiert zu haben legt einfach die realen Machtansprüche der USA auf immer weitere Gebiete in Europa dar. Zudem kommt die immer wieder angewendete „Haltet den Dieb“ Nummer der USA in Bezug auf Deutschland zum Einsatz. Deutschland als Staat hat als einziges westliches Land seit dem Ende des 2. Weltkrieges vollkommen seine pazifistische und anti-hegemone Grundhaltung verankert, umgesetzt und eingehalten. Jenseits von deutschlandstämmigen multinationalen Konzernen hat kein anderer großer Staat der Erde wohl so massiv eine Nicht-Macht-Politik gegenüber den eigenen Interessen betrieben wie Deutschland. Die bedingungslose Gefolgschaft gegenüber den US-Machtansprüchen in Europa und das eigene Interesse Deutschlands Frieden und Sicherheit in Europa zu sichern zeigen sich zunehmend konfliktträchtig. Dies zeigt sich zusehendes auch im Vertrauensverlust der USA, das sich von alten Feindbildern wohl nicht nur in Hollywood nie wirklich gelöst hat. Überwachung ist nicht wirklich ein Vertrauensbeweis – und die Nummer, helft uns euch gegenseitig auszuspionieren, sonst glauben wir euch Deutschen nicht, dass ihr wirklich unsere Freunde seid, bei den Franzosen gleichzeitig alte Ressentiments zu schüren (die Deutschen wollen euch nur unterwerfen) und die alten Verwandten auf der Insel dazu zu bewegen nicht zu viel Integration in Europa zuzulassen, bringt vielleicht irgendwelchen washingtoner Hinterzimmerstrategen Vorteile aber sicherlich niemanden in Europa mehr Sicherheit und Frieden. Obama's Politik ist in Bezug auf Europa und Israel gescheitert, dies kann man vielleicht aus seinen Lobby-Gruppen rund um Herrn Soros durchaus als erfolgreiche Umsetzung der ursprünglichen strategischen Ziele ansehen, dafür ist mit Kuba und Iran ein wichtiger Schritt in eine friedfertige Konfliktlösungsstrategie gelungen und hat einigen hunderttausend oder gar Millionen Menschen das Leben gerettet. Auch eine unblutige Rückgewinnung der Macht und des Einflusses der USA über Venezuela (Öl) wird dadurch viel wahrscheinlicher.
5.) Hat sich schon einmal jemand überlegt, warum es keinerlei Anstrengungen gibt, die zig Milliarden an Dollar und Euro die durch Ghadaffis, Mubaraks, dem Irak und sonstige Klans in Nordafrika in den Westen geschafft wurden mit dem gleichen Aufwand auszuforschen wie bei den Anstrengungen der Beseitigung von ukrainischen Oligarchen (Firtasch) und politisch sich fehlverhaltenden FIFA-Funktionären? Da gab es sicherlich keine Geldwäsche und Bildung von kriminellen Organisationen – kann das vielleicht sein, weil das Geld aus diesen Ländern sehr gut bei uns aufgehoben ist. Es stören jetzt nur die Menschen, die ihrem Geld nachreisen. Die sollen schön zu Hause bleiben und wir bombardieren weiter ihre Städte und Infrastruktur – weil Völkerrechtsverstöße werden nur von Russland begangen (Serbien, Kosovo, Afghanistan, Palästina, Jemen, Irak, Ägypten, Syrien, Lybien, Libanon. Panama, Grenada, Nicaragua uvam). Diebstahl und Raub als politische Dimension haben noch nie zu einer friedlicheren Welt geführt. Aber auch Schulden nicht zurückzuzahlen ist auf jeden Fall zwischen Staaten vergleichbar – man verliert jedenfalls an Kreditwürdigkeit. Anderen Staaten dieses verlorengegangene Vertrauen dann als böswillige Machtdemonstration vorzuwerfen, ist schon schwer schräg. Solidaritätserwartungen durch serienweise Regelbrüche zu stützen ist wahrscheinlich keine schlaue politische Strategie – auch wenn man eine Art „Mundraub“-Recht für sich in Anspruch nimmt.

DI Mathias Gruböck                                                                  Baden, 20.07.2015
Unternehmens- und Organisationsberater

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