08 Juli 2015

So schauts aus




klare Aussage - das globalisierte Finanzsystem ist Scheiße - nur leben wir derzeit (noch) von und mit ihm. Nicht mehr Geld auszugeben (oder weniger einzunehmen) als man benötigt, als Sparen und als neoliberalen Finanzfaschismus zu konstatieren, ist realitätsverweigernd und reduziert die Abhängigkeit der Griechen von Geldern anderer genau Null.

Gewagt ist auch eine Abstimmung eines Volkes, dass es ablehnt selbst die Rechnung für seine multikausalen Schulden zu zahlen, sondern dafür stimmt andere dafür aufkommen zu lassen, als großartigen Sieg der Demokratie zu feiern. Hilfe und Solidarität die gefordert und abgepresst wird, wird von den Geber-Bevölkerungen kaum ebenfalls demokratisch gestützt werden.

Im Gegenteil, es werden rechtspopulistischen und antisolidarische Strömungen massiv gestärkt werden. Eine große Menge an Menschen in den "reichen" Geberländern fühlen sich gar nicht so reich, dass die blanken Geldforderungen - oder die Ablehnung nicht mehr Geld auszugeben als man hat, nicht auf ebenfalls begründbaren demokratischen Widerspruch stoßen würden. Die Griechen haben auch über Jahrzehnte genau diese Parteien gewählt, die jetzt an allem Schuld sein sollen. War das auch ein historischer Sieg der Demokratie?

Solidarität schafft man nicht indem man sich selbst darauf verständigt, Solidarität schafft man nur durch Vertrauen. Auch Schuldzuweisungen fördern meist nicht die Partnerschaftlichkeit! Speziell wenn man schon einige Runden mit voller Hose im Glashaus gedreht hat und auch weiterhin außer populistischen Parolen keinerlei Lösungsansatz hat.

Kapitalismus ist böse - wenn man permanent überschuldet ist, sagen die Kapitalisten, dass man bankrott ist. Wenn man dann noch glaubt, von den bösen Geldgebern eine Ausgleichsquote und frisches Geld zum x-ten Mal abpressen zu können, kann es sein, dass die bösen Geldgeber das Vertrauen in die Redlichkeit des Schuldners verlieren.

Griechenland nicht kaputtsparen - aber die wichtigste Geldquelle, den Tourismus durch einen eher planlos wirkenden Aktionismus gleichzeitig in den Boden rammen? (wer fährt heute noch in ein Land, wo er nicht sicher ist, dass die Bankomaten Geld ausspucken?) Ob griechische Reeder jetzt in Griechenland oder in Panama KEINE Steuern zahlen wird dadurch auch nicht verhindert.

Ein bankrotter Unternehmer der erklärt, dass zwar über Jahre und Jahrzehnte viele Fehler gemacht wurden, er aber nicht in der Lage sei eine tragfähige Kostenstruktur zu leben und er mehr Geld benötigen würde (er nennt das dann Investitionen) um die Defizite abzudecken, wird nirgends auf der Welt einen zusätzlichen Euro bekommen. Diese Gelder würden auch nicht in Investitionen gelenkt werden, sondern nur weiterhin zur Aufrechterhaltung des defizitären Betriebes. Das ganze Verhandlungskonzept der griechischen Regierung ist, dass sie damit drohen, den Betrieb einzustellen und das Griechenland dadurch noch weiter destabilisiert würde. Beamtenfilz und nichtfinanzierbare Pensionssysteme haben nichts mit Investitionen in Tourismus, Landwirtschaft, erneuerbare Energien und Transportwesen zu tun – genau diese Strukturen verhindern eine Selbsterneuerung. Diese weiterzufinanzieren ist nur mehr vom Gleichen – kein Aufbruch in eine Erneuerung. Die unbequeme Nachricht – bei einem Wirtschaftsaufschwung wird das Geld verteilt und, abhängig von der Gerechtigkeit der Gesellschaft, umverteilt. Konsequenter Weise muss dann aber bei einem Wirtschaftsabschwung die Masse der Kleinverdiener die Hauptlast der Depression tragen. Das ist leider keine politische Entscheidung sondern einfache Mathematik. Mit Euro oder Drachme (netter verpackter Einkommensverlust)

DI Mathias Gruböck Baden, 08.07.2015
Unternehmens- und Organisationsberater

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