Es
spannt sich gerade wieder einmal der große Diskussionsraum in der
Griechenlandthematik auf, da dieses Thema ein nichtrivial und linear
zu lösendes ist. Eine Unmenge an historischen und ähnlichen Fällen
wird nun versucht als Rolemodels heranzuziehen. Argentinien, das
historische Deutschland und jetzt die USA werden gegen die
Bankrottversuche der griechischen Regierung verprobt.
Jeder
Vergleich hinkt hier. Argentinien wurde zum Spekulationsobjekt der
Hedgefonds, die gegen die fixe Dollarbindung der argentinischen
Währung mit Erfolg gewettet hatten. Deutsche Schuldenabbau oder
Schuldenschnittprogramme nach Weltkriegen sind auch nicht mit der
griechischen Misere vergleichbar – die USA liefern zwar eine Idee,
was den Griechen offenbar vorschwebt, jedoch mit einer gravierenden
Einschränkung. 1971 schwenkten die USA von der Goldbindung zu einem
Dollar-Glaubenssystem um. Seit den 70er-Jahren des letzten
Jahrhunderts hat die USA sehr viel Geld und Energie darin verwendet
dieses Glaubenssystem zu stärken und aufrecht zu erhalten. Eins
jedenfalls ist noch nie geschehen in den letzen 45 Jahren: Niemand
konnte oder wollte die USA beim Schummeln und Betrügen erwischen.
Die
Griechen wurden 2009 dabei erwischt, wie sie massiv gelogen und
betrogen haben. Wer hier weggeschaut oder vorsätzlich gutgläubig
war ist unerheblich. Das Vertrauen in Griechenland wurde durch die
Betrugshandlungen der Griechen zerstört. Wo hier die tollen
US-Ratingargenturen all die Jahre waren ist dabei nur ein Nebenthema
– da die USA massives geopolitisches Interesse daran haben und
hatten, Griechenland in den Euro, die EU und die NATO zu hebeln. Dies
gilt vermehrtt auch in Zeiten, in denen die USA das schwarze Meer für
sich beanspruchen und der Bosporus dem strategischen
Zickzack-Widersprüchlichkeitskurs Washingtons nicht mehr absolut
folgen kann oder will.
Das
Griechenland die faulen Kredite nicht bedienen will ist klar. Daher
kam es 2011/2012 dazu, dass man den Griechen (und seinen eigenen
Banken) versuchte eine Brücke zu bauen – de facto wurde ein
Programm ausgearbeitet in dem alle nachgelassen haben – also die
Banken haben ihre Exposures an die Staaten(bürger) übergewälzt,
die haben ein komplexes „Hilfssystem“ aufgesetzt, wo sie über
die Jahre wohl einen Teil der Schulden mitabgezahlt haben und die
Griechen mussten den Gürtel dorthin schnallen, wo er ohne Betrug
auch gewesen wäre – auch in Griechenland mussten natürlich die
Bürger die Rechnung für die korrupten Machenschaften zahlen.
Und
dann kommt plötzlich eine neue griechische Regierung und erklärt,
dass alle Brücken die den Betrügern gebaut worden waren und deren
Beschreiten vereinbart wurde abgerissen werden. Ohne die Argumente
pro und con hierfür nochmals abzuwägen, was sicherlich für jedes
Berechtigung findet, ist mit dieser Vorgangsweise der griechischen
Regierung jedes zurückerworbenes Vertrauen vollkommen zerstört und
diejenigen die die Betrüger einfach zum Teufel geschickt hätten,
gestärkt. Eine Währungspolitik kann sich das nicht bieten lassen –
man kann nicht mit jemanden ein Gemeinschaftsunternehmen führen, der
sich an keine Abmachungen hält und eine Art Sperrminorität dazu
nutzt, den Partnern Geldgeschenke abzupressen. Wer mag eine
Währungsgemeinschaft, die wortbrüchige Betrüger, die sogar klar
sagen, dass sie einfach weiterkassieren wollen, belohnt und
diejenigen die sich an die Geschäftsregeln zu halten versuchen
implizit abstraft?
DI
Mathias Gruböck Baden, 02.07.2015
Unternehmens-
und Organisationsberater
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