02 Juli 2015

Wer einmal lügt und dabei erwischt wird...




Es spannt sich gerade wieder einmal der große Diskussionsraum in der Griechenlandthematik auf, da dieses Thema ein nichtrivial und linear zu lösendes ist. Eine Unmenge an historischen und ähnlichen Fällen wird nun versucht als Rolemodels heranzuziehen. Argentinien, das historische Deutschland und jetzt die USA werden gegen die Bankrottversuche der griechischen Regierung verprobt.

Jeder Vergleich hinkt hier. Argentinien wurde zum Spekulationsobjekt der Hedgefonds, die gegen die fixe Dollarbindung der argentinischen Währung mit Erfolg gewettet hatten. Deutsche Schuldenabbau oder Schuldenschnittprogramme nach Weltkriegen sind auch nicht mit der griechischen Misere vergleichbar – die USA liefern zwar eine Idee, was den Griechen offenbar vorschwebt, jedoch mit einer gravierenden Einschränkung. 1971 schwenkten die USA von der Goldbindung zu einem Dollar-Glaubenssystem um. Seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts hat die USA sehr viel Geld und Energie darin verwendet dieses Glaubenssystem zu stärken und aufrecht zu erhalten. Eins jedenfalls ist noch nie geschehen in den letzen 45 Jahren: Niemand konnte oder wollte die USA beim Schummeln und Betrügen erwischen.

Die Griechen wurden 2009 dabei erwischt, wie sie massiv gelogen und betrogen haben. Wer hier weggeschaut oder vorsätzlich gutgläubig war ist unerheblich. Das Vertrauen in Griechenland wurde durch die Betrugshandlungen der Griechen zerstört. Wo hier die tollen US-Ratingargenturen all die Jahre waren ist dabei nur ein Nebenthema – da die USA massives geopolitisches Interesse daran haben und hatten, Griechenland in den Euro, die EU und die NATO zu hebeln. Dies gilt vermehrtt auch in Zeiten, in denen die USA das schwarze Meer für sich beanspruchen und der Bosporus dem strategischen Zickzack-Widersprüchlichkeitskurs Washingtons nicht mehr absolut folgen kann oder will.

Das Griechenland die faulen Kredite nicht bedienen will ist klar. Daher kam es 2011/2012 dazu, dass man den Griechen (und seinen eigenen Banken) versuchte eine Brücke zu bauen – de facto wurde ein Programm ausgearbeitet in dem alle nachgelassen haben – also die Banken haben ihre Exposures an die Staaten(bürger) übergewälzt, die haben ein komplexes „Hilfssystem“ aufgesetzt, wo sie über die Jahre wohl einen Teil der Schulden mitabgezahlt haben und die Griechen mussten den Gürtel dorthin schnallen, wo er ohne Betrug auch gewesen wäre – auch in Griechenland mussten natürlich die Bürger die Rechnung für die korrupten Machenschaften zahlen.

Und dann kommt plötzlich eine neue griechische Regierung und erklärt, dass alle Brücken die den Betrügern gebaut worden waren und deren Beschreiten vereinbart wurde abgerissen werden. Ohne die Argumente pro und con hierfür nochmals abzuwägen, was sicherlich für jedes Berechtigung findet, ist mit dieser Vorgangsweise der griechischen Regierung jedes zurückerworbenes Vertrauen vollkommen zerstört und diejenigen die die Betrüger einfach zum Teufel geschickt hätten, gestärkt. Eine Währungspolitik kann sich das nicht bieten lassen – man kann nicht mit jemanden ein Gemeinschaftsunternehmen führen, der sich an keine Abmachungen hält und eine Art Sperrminorität dazu nutzt, den Partnern Geldgeschenke abzupressen. Wer mag eine Währungsgemeinschaft, die wortbrüchige Betrüger, die sogar klar sagen, dass sie einfach weiterkassieren wollen, belohnt und diejenigen die sich an die Geschäftsregeln zu halten versuchen implizit abstraft?

DI Mathias Gruböck Baden, 02.07.2015
Unternehmens- und Organisationsberater

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