Wenn man einem Feind gegenübersteht sollte man sich zuerst einmal
anschauen, was der eigentliche Konflikt ist. Wogegen kämpft dieser
Feind an, was sagt er dabei über einen selbst aus? Emotionelle
Herangehensweisen sind hier nicht wirklich zielführend. Angst
gefolgt von abwehrender Aggression hilft höchstens bei der Umsetzung
geopolitischer Strategien aber nicht in der Konfliktverarbeitung an
sich.
Die Grundaussage der IS-Ideologie (und nichts anderes ist sie) ist
eine fundamentalistisch-triviale Totalopposition gegen die westliche
Ideologie. Wenn der Westen proklamiert, dass Gott im Prinzip tot sei,
oder zumindest mit Mammon verwandt ist, dann definiert die
IS-Ideologie einen sehr presenten und konkreten Gott. Wenn der Westen
das Individuum und seine Bedürfnissbefriedigung in den
Konsummittelpunkt stellt, dann proklamiert die IS-Ideologie die
Selbstaufopferung für die Gemeinschaft. An Hand von vielen
verschiedenen Punkten lässt sich zeigen, dass die Verwirrung im
Westen vor allem daher rührt, dass die absolut gesetzte
kapitalistisch-humanistische Ideologie gerade zu einem Zeitpunkt
fundamental in Frage gestellt wird, in der sich auch innerhalb dieser
Ideologie erste gravierende Sinnhaftigkeitsbrüche abzeichnen.
Dass die muslimische Religion hier als Nährboden für die
Verbreitung der IS-Ideologie dient ist nicht sonderlich
verwunderlich. Die muslimische Welt hat nicht viel Gutes durch die
christlich-jüdisch geprägte kapitalistische Ideologie erfahren.
Kolonialismus, Ressourcenkriege, Ausbeutung, Ausgrenzung und
Entrechtung via Gutsherrenprinzip waren und sind die bisherigen und
auch jetzigen Zugänge des Westens zur muslimischen Welt.
Die sich anbahnende Intensivierung der Eroberungskriege im arabischen
Raum in Kombination mit einer, sich abzeichnenden weiteren Schwächung
der Strahlkraft der kapitalistischen Ideologie (speziell in ihrer
letzten Magnitude, der Globalisierung) wird zu einem verstärkten
Auftreten von „Alternativideologien“, auch im Westen führen.
Hierbei wird es von entscheidender Bedeutung werden ob es eher zur
Anwendung von rückschrittlichen Konzepten (Neo-Nationalismus) oder
zu neuen Formen der Kooperation und Interaktion von Menschen kommt.
Der Fokus der Entwicklung muss hier zwangshaft auf Ideologien die
geringere Ressourcenverbräuche zum Inhalt haben liegen. Die Grenzen
des ewigen Wachstums zeichnen sich immer stärker ab. Die Strategie
der Verbrauchssenkung durch Minimierung der Fortpflanzung (z.B.:
Europa) wird durch die Zuwanderung von übervölkerten Gebieten
konterkariert. Evolutionär setzen sich damit nur diejenigen Gene
durch, die sich weiterhin stark vermehren. Gesellschaften in denen
Frauen mehr gefördert werden einer Erwerbsarbeit nachzugehen als
Kinder zu bekommen werden sich mittelfristig selbst ausrotten und es
werden sich diejenigen Frauen behaupten, die weiterhin in
patriachalen Familienstrukturen leben. In spätestens 2 Generationen
wird die muslimische Religion in Mitteleuropa die Mehrheitsreligion
darstellen sofern es nicht gelingt, dass eine Integration von
Zuwanderen durch Mischehen vermehrt stattfindet.
Jedenfalls stellt die Ideologie des IS ein simple Antwort auf die
Fragen von, vor allem jugendlichen Menschen dar, die den
allumfassenden Heilsversprechen der westlichen Ideologie und Dogmatik
auf Grund ihrer persönlichen Lebenserfahrung nicht mehr Glauben
schenken. Jugendliche, die in die Kaderschmieden des Kapitalismus
pilgern um dann ihr Leben für den ewigen Wachstumsgott und seinem
eingeborenen Sohn zur Rechten, dem Profit, zu opfern, ohne auf eigene
(und gemeinschaftliche) Bedürfnisse zu achten, wird es nicht ewig
geben. Das Fliegerspiel kommt in die globalisierte 6. Ebene. Die 7.
Ebene ist schon rein virtuell. Fliegerspiel 7.0. Der Kampf gegen den
IS verkommt oft zu einer Art Exorzismus des Westens im Glauben alle
bösen Geister, die man rief damit beseitigen zu können. Exorzismus
ist die Negation der Angst vor dem Bösen in sich selbst.
DI Mathias Gruböck
Baden, 27.08.2016
Unternehmens- und Organisationsberater
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