07 August 2016

Bitte nochmal



Orf.at schreibt: „Der Westen wird von Regierungstruppen gehalten, der Osten von Aufständischen. Darunter sind sowohl moderate als auch islamistische Gruppierungen“. Bitte – woher stammen diese Informationen? Was sind moderate Gruppen? Schießen die nur Gummigeschoße oder nur Feuerwehrböller?

Stellt der Ausdruck „moderat“ viel mehr einen Terminus technicus dar, damit der Westen/Saudi Arabien diesen Gruppen weiterhin Waffen und Munition liefern können? Wer hat das festgestellt, demokratische Opposition – wo gibt’s die in Syrien? Moderat, gibt’s dafür einen Test, eine Umfrage von Herrn Filzmayer? Beobachtungszentrum für Menschenrechte in London – ein angebliches Ein-Mann Unternehmen, dessen Alias sich laufend ändern. Wenn ein Deckname des „Front-Mannes“ aufgedeckt wird (wahrscheinlich von britischen/australischen Organisationen (vertreten durch Herrn Mousab Azzawi), die wegen der US/israelischen Unterwanderung des dienstlichen Whistleblow-Outlets erbost waren) und russische Medien/Außenministerium meinen, der Herr Osama Suleiman (vormals und immer wieder Rami Abdulrahman) sei nur ein Kleiderladenbesitzer in London und habe nicht einmal einen Schulabschluss, dann springt gleich die NYT ein (nicht gerade als Geheimdienstfern bekannt) um eine lückenlose Aufzählung des Lebenslaufes des Herrn One-Man-Geheimdienst für Syrien vorzulegen (der Süddeutschen gibt er aber kein Interview)

Jetzt wurde diese SOHR-Sprechstelle per Presseaussendung im Jahre 2006 gegründet und trat bis 2009 nicht sonderlich in Erscheinung. Plötzlich zitiert jedoch das US-Goverment in seinem Bericht zur Syrischen Menschenrechtslage die Plattform syriahr.com. (Also wenn man einer Internetseite, hinter der angeblich nur ein Kleiderverkäufer aus London mit einem Pseudonym steckt ohne weitere Quellenforschung Eingang in einen Regierungsbericht gibt, dann ist das schon sehr eigentümlich. Aber die Seite syriahr.com war schon 2006 auf einem Server in Utha, USA gehostet und mittels eines Anonymisierungsdienstes für Außenstehende nicht weiter aufklärbar) London würde auf Grund von Zeitzonen und Partnerdiensten den größten Sinn für die Platzierung des syrischen NGO-Whistles machen. Auch ist die Site so aufgebaut, dass Finanzierungsthemen offenbar kein Thema darstellen.

Überhaupt ist die Mähr, dass aus dem Raum Naher Osten irgendwelche elektronischen Kommunikationen unüberwacht stattfinden könnten stark anzuzweifeln. Das erste was man in einem Krieg ausschaltet sind die Kommunikationssysteme und der Westen hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Kontrollhoheit über die Netze in dieser Region. Broadcaststellen und einzelne, dubiose Nachrichtenargenturen sind hier als neutrale Informationsquellen (oder auch nur als Beweismittel für Bekennerbotschaften) massiv zu bezweifeln. Speziell, da Netzsperren für einzelne Server Standardprozedere ist. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die kurzzeitige Konkurrenzsite syriahr.org in Japan gehostet ist. Ein Netzzweig, der über Australien geroutet wird. Hier kann es durchaus zu einer Commenwealth-Antwort in Bezug auf die Störungen im Fall Ben Allen/Zygier zwischen Teilen der 5Eyes-Dienste und dem „unsichtbaren 6. Dienst“ im 5Eyes-Verbund gekommen sein. Speziell der Angriff auf den Iran mit taktischen Atomwaffen durch Israel dürfte hier zu einer gewissen Spaltung im strategischen Vorgehen der einzelnen Beteiligten geführt haben. Teile des US-wirtschaftlich-militärischen Komplexes und die Israelis waren stark für einen Atomschlag gegen den Iran, die anderen Gruppen favorisierten die konventionelle Kriegsführung gegen iranische Einflussgebiete (Gaza-Bombardierung, Syrien-Krieg) und hier speziell verdeckte Kriegsführung wie in Syrien, Jemen, Irak und zunehmend in Libyen vom Westen/NATO praktiziert.

Wobei die Geschichte um Herrn Zygier trotz aller Erklärungsversuche eine massive Schwäche hat. Es fehlt die Motivation für Verrat. Viel mehr dürfte es sich um mehrfaches Doppelspiel gehandelt haben, da der Mossad über den Informanten „Inder“ (Ziad al-Homsi) an den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah rankommen wollte um ihn liqudieren zu können, was aber nicht gelang. Also war der „Inder“ für den Mossad nicht wirklich wertvoll. Vielmehr was das wohl eine Art Morgengabe um sich das Vertrauen der libanesischen Hisbollah-Geheimdienste zu erwerben. Wobei irgendetwas schiefgegangen sein dürfte. Aber, wer sagt, dass die Geschichte echt echt ist? Das wird sehr breit ausgetreten für einen wirklichen „Verräter-Job“ innerhalb des Mossad. Der ermordete Doppelspion ist für die Doppelspione auf der „anderen“ Seite erst dann wirklich glaubwürdig. Und die Daten(träger) die er anscheinend übergeben hat. Immer Vorsicht ist geboten, wenn irgendwelche geheimdienstlichen Informationen angeblich an die Presse gespielt werden. Einen wahren Doppelspion lässt der Mossad sicher nicht mit vorheriger Presseaussendung verschwinden. Aber, das ist eine andere Geschichte. Im Endeffekt ist in diesem Bereich alles Lüge. Dafür wird ja das ganze Geld ausgegeben, damit niemand die Wahrheit erfährt. Das ist die Aufgabe von Geheimdiensten: Strukturell Lügen, Betrügen und Gesetze brechen um die Verfassung des jeweiligen Staates zu beschützen. Ist im Prinzip genauso logisch wie ein Bankräuber, der Bankraube für die Sicherstellung der geprüften Bilanz der gleichen Bank begeht. Oder ein Staat der Drohnenkillings hostet und unterstützt, nichts gegen geheimdienstliche Liquidierungen hat aber einen anderen Staat wegen der Einführung der Todesstrafe als Achse-des-Bösen-Staat verunglimpft.

Und die von allen Medien so gerne zitierte „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ in London hat sicherlich keinerlei Verbindungen zu CIA, NSA, Mossad, GCHQ oder MI6. Ganz sicher nicht. Da macht ein Kleiderverkäufer in London einen Job, für den diese staatlichen Organisationen hunderte Millionen Euro verbraten. Toll.

DI Mathias Gruböck                                                                                                Baden, 07.08.2016
Unternehmens- und Organisationseberater

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