06 August 2016

Getürkter Putsch


Motte Allerechtevorbehalten Also da sind lauter gediegene Türkei-Kenner am Werk, die schon Stunden nach dem Putsch wussten, dass das nur ein vorgetäuschter Putsch war und jetzt genau wissen was da abgeht in der Türkei. Lauter Leute, die nicht einmal 3 Fußballklubs aus der Türkei kennen, sind jetzt Spezialisten für türkische Innenpolitik. Und der Herr Broder sollte sich einmal genauso intensiv gegen TTIP-Freihandels-Zusammenschlüsse mit den USA wenden, solange die noch die Todesstrafe PRAKTIZIEREN! Die einzigen Verhandlungen Herr Kurz die SOFORT eingestellt gehören sind die TTIP Verhandlungen. Das sind derartige Schein-Probleme an denen sich Kleinspur-Politiker ihr Mütchen kühlen, dass es eine Freude ist. Das möchte man vom Herrn KurzKern auch hören: TTIP/CETA auf Reset-Knopf drücken - dazu fehlen denen aber die Eier.
Die Werteprediger unter den Politkreuzrittern sollten einmal ein paar Fragen still und heimlich beantworten: Was genau ist der Unterschied zwischen einer Demonstration, die Ballbesucher mit Steinen bewirft, in Innenstadt von Wien demoliert und zu der busweise "Schlachtenbummler" aus dem Ausland anstürmen und einer politischen Demonstration von Mitbürgern, die Solidarität mit einem gewählten Oberhaupt eines NATO-Mitgliedslandes zeigen? Bei dem ersten Punkt orten alle Polizeigewalt, das Landfriedensbruchgesetz soll abgeschafft werden und die ganze linke Reichshälfte, vom Bundespräsidenten abwärts steht im Prinzip hinter den Unruhestiftern. Die anderen werden medial fast schon zu den Sturmtruppen des Sultan Süleymans hochstilisiert.
Wer hat eigentlich den österreichischen Politikern angeschafft sich in Machtkämpfe innerhalb der NATO einzumischen? Sind wir jetzt schon integraler Bestandteil der NATO-Machtpolitik? Also, vor dem gescheiterten Putsch in der Türkei wollten doch alle Bundestagsabgeordneten der Anti-Erdogan-Fraktion nach Icirlik um dort auf dem NATO-Luftwaffenstützpunkt nach dem (den) Rechten und ihren Truppen zu schauen. Herr BM Kurz fährt zeitgleich zum Putschversuch zu den irakischen Kurden (von den Deutschen militärisch aufgerüstet und militärisch unterstützt) um was genau dort zu machen? Österreich hat sich über Jahrzehnte als neutraler Player einen Namen in der Friedens- und Konfliktbewältigungspolitik gemacht. Das waren Zeiten als wir noch nicht die NATO-3-Klasse-Schurln waren.
Es ist so sonnenklar wie nur etwas, dass der Westen den Herrn Erdogan abservieren wollte. Falsche Russlandpolitik, falsche Israelpolitik, falsche Religionspolitik, militärfeindlich, Anti-Kurdenstaat. Einfach zu viele Punkte sind da zusammengekommen um keinen Regimechange in der Kolonie Türkei zu wollen. Auch die Reaktion des Westens war ja eher beunruhigt weil der Putsch nicht erfolgreich war und nun alle "Westler" in der Türkei abgehalftert werden. Da ist sich das politische Establishment im Westen kein noch so verqueres Argument zu bringen. "Die EU-Beitrittsverhandlungen" stoppen. Populistischer geht es gar nicht mehr. Ein Land, dass über die Jahre laufend durch Militärputsche wieder in die westliche Wertegemeinschaft eingegliedert wurde aber gleichzeitig einen Teil eines EU-Mitgliedslandes militärische okkupiert hat, das unter den (westlichen) Militärs ein Blutbad nach dem anderen in den Kurdengebieten veranstaltete, jetzt wegen der Zurückschlagung eines antidemokratischen Militärputsches als EU-Parier zu konstruieren ist leicht meschugge.
Noch verrückter ist aber die außenpolitische Ausrichtung Österreichs, dass sich da mit einem hohen Anteil an Aggression gegen die Türkei stellt. Zur Erinnerung: Österreich ist immerwährend neutral, seine Nachbarn sind allesamt ebenfalls neutral oder Mitglieder der EU, die Türkei ist fast 2000 km weit entfernt und außer eine weitere Polarisierung der im Lande lebenden Minderheiten führt diese Art der Außenpolitik zu gar nichts - außer zu ziellosem und mutwilligem Zoff. Herr Kurz: Hallo, wenn man ins Heilige Land will muss man nicht mehr bei den Seldschuken vorbei, die die christlichen Pilger massakrieren. Es gibt jetzt Flugzeuge. Österreich sollte sich auch nicht im 21. Jahrhundert in die Kolonialpolitik der Großmächte einmischen. Die Türken liegen auch nicht vor den Toren von Wien. Erst wenn man sich in Konflikte einseitig einmischt, dann übernimmt man Verantwortung: Zum Beispiel in Afghanistan mit dem österreichischen Bundesheer. Und noch ein Tip: die NATO ist KEIN Friedensprojekt und offensichtlich auch kein reines Defensivbündnis. Sonst hätte der Nordatlantik-Pakt ja ganz ernsthaft eine 50 Kilometer lange Front mit China!? Und eine Front mit Pakistan, hätte den Iran umzingelt, hätte am Kaukasus mehrere Fronten mit den Russen (wo doch schon die Türkei nicht Europa sein soll), würden NATO-Verbände eine Front in Syrien haben, würden NATO-Verbündete in Libyen operieren lassen, würden NATO-Truppen im Jemen kämpfen und und und. Klingt fast nach dem Friedensnobelpreis. So ungerecht ist das Leben - WIR sind überall friedlich nur die anderen fangen immer an! Always problems with these colonies.

DI Mathias Gruböck                                                          Baden, 06.08.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

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