Motte
Allerechtevorbehalten Also da sind lauter gediegene Türkei-Kenner
am Werk, die schon Stunden nach dem Putsch wussten, dass das nur ein
vorgetäuschter Putsch war und jetzt genau wissen was da abgeht in
der Türkei. Lauter Leute, die nicht einmal 3 Fußballklubs aus der
Türkei kennen, sind jetzt Spezialisten für türkische Innenpolitik.
Und der Herr Broder sollte sich einmal genauso intensiv gegen
TTIP-Freihandels-Zusammenschlüsse mit den USA wenden, solange die
noch die Todesstrafe PRAKTIZIEREN! Die einzigen Verhandlungen Herr
Kurz die SOFORT eingestellt gehören sind die TTIP Verhandlungen. Das
sind derartige Schein-Probleme an denen sich Kleinspur-Politiker ihr
Mütchen kühlen, dass es eine Freude ist. Das möchte man vom Herrn
KurzKern auch hören: TTIP/CETA auf Reset-Knopf drücken - dazu
fehlen denen aber die Eier.
Die Werteprediger unter den Politkreuzrittern
sollten einmal ein paar Fragen still und heimlich beantworten: Was
genau ist der Unterschied zwischen einer Demonstration, die
Ballbesucher mit Steinen bewirft, in Innenstadt von Wien demoliert
und zu der busweise "Schlachtenbummler" aus dem Ausland
anstürmen und einer politischen Demonstration von Mitbürgern, die
Solidarität mit einem gewählten Oberhaupt eines
NATO-Mitgliedslandes zeigen? Bei dem ersten Punkt orten alle
Polizeigewalt, das Landfriedensbruchgesetz soll abgeschafft werden
und die ganze linke Reichshälfte, vom Bundespräsidenten abwärts
steht im Prinzip hinter den Unruhestiftern. Die anderen werden medial
fast schon zu den Sturmtruppen des Sultan Süleymans hochstilisiert.
Wer hat eigentlich den österreichischen
Politikern angeschafft sich in Machtkämpfe innerhalb der NATO
einzumischen? Sind wir jetzt schon integraler Bestandteil der
NATO-Machtpolitik? Also, vor dem gescheiterten Putsch in der Türkei
wollten doch alle Bundestagsabgeordneten der Anti-Erdogan-Fraktion
nach Icirlik um dort auf dem NATO-Luftwaffenstützpunkt nach dem
(den) Rechten und ihren Truppen zu schauen. Herr BM Kurz fährt
zeitgleich zum Putschversuch zu den irakischen Kurden (von den
Deutschen militärisch aufgerüstet und militärisch unterstützt) um
was genau dort zu machen? Österreich hat sich über Jahrzehnte als
neutraler Player einen Namen in der Friedens- und
Konfliktbewältigungspolitik gemacht. Das waren Zeiten als wir noch
nicht die NATO-3-Klasse-Schurln waren.
Es ist so sonnenklar wie nur etwas, dass der
Westen den Herrn Erdogan abservieren wollte. Falsche Russlandpolitik,
falsche Israelpolitik, falsche Religionspolitik, militärfeindlich,
Anti-Kurdenstaat. Einfach zu viele Punkte sind da zusammengekommen um
keinen Regimechange in der Kolonie Türkei zu wollen. Auch die
Reaktion des Westens war ja eher beunruhigt weil der Putsch nicht
erfolgreich war und nun alle "Westler" in der Türkei
abgehalftert werden. Da ist sich das politische Establishment im
Westen kein noch so verqueres Argument zu bringen. "Die
EU-Beitrittsverhandlungen" stoppen. Populistischer geht es gar
nicht mehr. Ein Land, dass über die Jahre laufend durch
Militärputsche wieder in die westliche Wertegemeinschaft
eingegliedert wurde aber gleichzeitig einen Teil eines
EU-Mitgliedslandes militärische okkupiert hat, das unter den
(westlichen) Militärs ein Blutbad nach dem anderen in den
Kurdengebieten veranstaltete, jetzt wegen der Zurückschlagung eines
antidemokratischen Militärputsches als EU-Parier zu konstruieren ist
leicht meschugge.
Noch verrückter ist aber die außenpolitische
Ausrichtung Österreichs, dass sich da mit einem hohen Anteil an
Aggression gegen die Türkei stellt. Zur Erinnerung: Österreich ist
immerwährend neutral, seine Nachbarn sind allesamt ebenfalls neutral
oder Mitglieder der EU, die Türkei ist fast 2000 km weit entfernt
und außer eine weitere Polarisierung der im Lande lebenden
Minderheiten führt diese Art der Außenpolitik zu gar nichts - außer
zu ziellosem und mutwilligem Zoff. Herr Kurz: Hallo, wenn man ins
Heilige Land will muss man nicht mehr bei den Seldschuken vorbei, die
die christlichen Pilger massakrieren. Es gibt jetzt Flugzeuge.
Österreich sollte sich auch nicht im 21. Jahrhundert in die
Kolonialpolitik der Großmächte einmischen. Die Türken liegen auch
nicht vor den Toren von Wien. Erst wenn man sich in Konflikte
einseitig einmischt, dann übernimmt man Verantwortung: Zum Beispiel
in Afghanistan mit dem österreichischen Bundesheer. Und noch ein
Tip: die NATO ist KEIN Friedensprojekt und offensichtlich auch kein
reines Defensivbündnis. Sonst hätte der Nordatlantik-Pakt ja ganz
ernsthaft eine 50 Kilometer lange Front mit China!? Und eine Front
mit Pakistan, hätte den Iran umzingelt, hätte am Kaukasus mehrere
Fronten mit den Russen (wo doch schon die Türkei nicht Europa sein
soll), würden NATO-Verbände eine Front in Syrien haben, würden
NATO-Verbündete in Libyen operieren lassen, würden NATO-Truppen im
Jemen kämpfen und und und. Klingt fast nach dem Friedensnobelpreis.
So ungerecht ist das Leben - WIR sind überall friedlich nur die
anderen fangen immer an! Always problems with these colonies.
DI Mathias Gruböck Baden, 06.08.2016
Unternehmens- und Organisationsberater
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