17 März 2016

Die Leitminderheitskultur


Schuldirektorinnen, die sich bei einem 98%igen Schüleranteil mit nichtdeutscher Muttersprache für mehr Unterstützung in der Spracherziehung einsetzen wird vom Unterrichtsministerium maximal ein Stinkefingermaulkorbbrief anstatt Hilfe geschickt. Die Frau Ministerin turnt inzwischen in New York in Frauenverteidigungsthemen herum.

Man vernimmt, dass die Kinder mit 6 Jahren in die Schule kommen, ohne richtig Deutsch zu können. Sie sind großteils aber bereits schon in Österreich geboren, haben aber bis dahin keinen Zugang zu der Mehrheits(?)-Kultur gefunden. Auch nicht zur Sprache. Das ist wahrscheinlich ein Viertel der Kinder. Ein anderes Viertel kann vielleicht doch halbwegs Deutsch. Deutsch! - wenn man sich heutzutage das Deutsch der Kinder in österreichischen Schulen anhört, dann ist es Berlin-Synchron-Deutsch oder bestenfalls Göthe-Instituts-Deutsch. Österreichisch – Fehlanzeige. Das ist die Hälfte der Kinder deren Mutter eine andere Sprache als Deutsch hat. Es geht aber noch weiter. Ein Gutteil der „österreichischen“ Kinder sprechen heutzutage ein „Hochdeutsch“, dass sich idiomatisch nördlicher als Hannover ansiedeln lässt. Das kommt sicherlich von einem Medienkonsum der „österreichische Dialekte“ meist mit Untertiteln versieht. Das sind wohl noch die 25% die sich in einer Art österreichischen Leitkultur wiederfinden. Dann gibt es noch ein Viertel, dass sich schon fast grundsätzlich der englischsprachigen Leitkultur angepasst haben. Das geht von sprachlichem Kauderwelsch über sittliche Normen, die zusehends durch US-TV-Serien geprägt werden, bis hin zu einer Akzeptanz der Minderwertigkeit der „eigenen“ kulturellen und gesellschaftlichen Konzepte. Also, in der Vergangenheit gibt es soetwas wie ein Reservat der „Mozart-Kugel-Lipizaner-Sängerknaben“ aber alles was nicht durch einen, vielleicht sogar vollkommen sinnentleerten Anglizismus beschrieben wird ist altbacken und maximal „retro“. Das geht sogar schon so weit, dass Serientiteln wie Motive automatisch auf Englisch ausgesprochen werden und anscheinend die Meisten keine Idee davon haben, dass es durchaus auch ein deutsches Wort mit exakt der gleichen Bedeutung gibt. Es grenzt ja heutzutage schon fast an Wiederbetätigung wenn man die Frage äußern würde warum David in Zusammenhang mit einem österreichischen Nationalspieler automatisch als Dävid ausgesprochen wird. Vielleicht weil Tiroler Landeshauptleute mit Dävid auf Grund seiner Hautfarbe auch gleich Englisch parlieren.

Es ist wirklich fraglich inwieweit wir jemanden noch integrieren können, wenn wir selbst unsere Kultur innerhalb einer Generation zumindest sprachlich aufgeben. Wenn heute morgen ein Junge ein leckeres Backon-Wrap verspeist, dann verkommt eine österreichische kulturelle Identität alsbald zu einer Ecke im Kulturdisneyland. (Hier selbst kontrollieren – wer hat jetzt Land und wer hat länd gelesen?)

Alle sind per Du und tragen keine Krawatten mehr. Weil die hippen US-Startups das so vorleben. Klar sind das nur Konventionen, wozu brauchen wir die? Weg damit! Konventionen stören meistens die Einführung von neuen Regeln. Wer die Regeln vorgibt hat die Macht, da er das Spiel bestimmt. Das ist so und wird auch so bleiben. Österreichisch war ganz nett – ich war noch ein Bub, damals. Hatte auch noch eine Lederhose im wirklichen Alltagsbetrieb im Einsatz. Damals rockte noch Heinz Conrads FS1. Jetzt ist die Persiflage der amerikanischen Unterklasse à la Simpsons ein Quotenhit, jeder kennt sich mit den Finessen von US-Gerichtsverfahren mehr aus als mit eigenen juristischen Abläufen und seit neuesten verstehen wir auch Börgerkulinarik und Ghettokultur als Leitkultur. Die Leitkultur in Österreich ist wahrscheinlich durch eine qualifizierte Mehrheit geprägt, die nach der Maxime, alles besser als die österreichisch-deutsche Gegenwartskultur, agiert.

Servus Bub, hau di über die Häuser, österreichisch ist drittklassig. Die Leitkaskade: US-D-Ö.

DI Mathias Gruböck                                                        Nondorf, 17.03.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

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