19 Dezember 2016

Lage six feet under

Zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg verdingt sich die UNO direkt als strategische Stütze in einem Krieg der NATO-Länder. Politische Planungen gibt es bereits seit 2009 aus dem deutschen Bundeskanzleramt, die sich mit der Planung der Filetierung Syriens nach der erfolgreichen Eroberung des Regimes in Syrien durch die NATO-Verbündeten auseinandersetzte.

Strategisch war schon 2009 klar, dass eine Staatenbildung der verbündeten Kurden nicht unter einem syrischen Präsidenten Assad von statten gehen konnte. Zusätzlich blockierte er auf dem Energiesektor die Erschließung katarischer Gasfelder, die auf der anderen Seite des Golfes vom US/Israel-Superfeind Iran sehr schnell ausgebeutet werden können.

NATO-Kräfte (französische, britische und deutsche) greifen aktiv auf Seiten der Kurden in die Kriegshandlungen ein, wobei eine exakte (kolonial-geradlinige) Grenzziehung zwischen Irak und Syrien nicht gelingen wird, da diese am kolonialen französisch-britischen Reißbrett entstanden sind und kaum etwas mit Siedlungsgebieten oder deren wüstenartigen Verbindungsräumen zu tun haben.

Spätestens in der Schlacht um Kobane kam es zu den ersten Rissen zwischen den verbündeten Angreifern. Die schiitischen Unterstützer der schiitischen Kräfte im Irak und Syrien stießen hier auf einen Interessenskonflikt mit den dort operierenden NATO-Kräften, die aber gleichzeitig wiederum in sich in die schiitische Türkei und die christlich-jüdischen NATO-Verteidigungsbündler unterschieden. Die die christlich-jüdischen Werte verteidigenden NATO-Länder wollten die Gebietsgewinne in Syrien remote über ihre kurdischen Clans und Gruppierungen unter verdeckter Führung durch ihre Spezialeinheiten sichern, wodurch sie aber gleichzeitig die türkischen Kurdengebiete politisch destabilisierten. Daraufhin entschlossen sich die westlichen Strategen den politischen Widerstand in der Türkei durch eine Stärkung des türkischen Militärs (Militärputsch) zu beruhigen. Das gesamte operative und kommunikative Verhalten der NATO-Länder mit christlich-jüdischen Werten deutete eher auf ein Bedauern des Scheiterns des Putsches hin, denn auf eine Erleichterung, dass die gewählte Regierung/der gewählte Präsident an der Macht geblieben sind. Jedenfalls wurden die auf den Putsch folgenden Säuberungen mehr durch den Westen kritisiert als der Putsch selbst. Dies deutet auch eher auf eine politische Nähe des Westens zu Gruppen, die dem Putsch nähergestanden sind, hin.

Im Süden Syriens haben die schiitischen Kombattanden, die von den Golfstaaten finanziert und bewaffnet wurden mit den israelischen Interessen der Annektion des Golans einen Kompromiss geschlossen. Die schiitischen Rebellengruppen sorgten für eine Art Pufferzone um den Golan in Syrien und greifen dafür nicht das Golan-Thema auf. Vereinzelte Luftschläge der israelischen Luftwaffe gegen die syrische Armee, stellten zwar einen klaren Bruch von UN-Waffenstillstandsabkommen dar, jedoch erfolgten diese immer wieder um ein zurückdrängen der schiitischen Rebellen zu verhindern.

Die Gleichzeitigkeit der Angriffe auf das syrische Staatsgebiet von mehreren Seiten aus deuten zwingend auf eine zentral-gesteuerte Aktion hin. Hier waren und sind eindeutig große militärische Stäbe mit verdeckter Kriegsführung beschäftigt. Allein, dass in einem autokratisch regierten Land plötzlich an allen Ecken Kriegswaffen und die zugehörige Logistik aus dem angeblichen Nichts auftauchen, geschweige der Frage der Finanzierung dieser Kräfte und der Waffen, stellen einen eindeutigen Beweis für den offensiven Charakter dieser Kriegsplanungen dar.

Frankreich versucht nun mit dem Halten eines, anscheinend kurdischen Brückenkopfes in Aleppo ein vollkommenes Scheitern der Gebietseroberungen im Nordirak zu verhindern. Interessant ist hierbei das einseitige Eingreifen von UN-Strukturen, die offenbar vollkommen durch westliche Geheimdienste gesteuert werden. Interessant ist das vollkommene Verschwinden von hollywoodreifen Köpfungsvideos nachdem diese als Aufhänger für Operationseintritte der NATO-Länder funktioniert hatten. Auch deuten Entsatz-Angriffe in Palmyra durch den IS während dem Einbrechen des Kessels der Kurden in Aleppo auf noch immer funktionierende Interaktionsmodelle hin.

Was von den NATO-Planern vollkommen unterschätzt wird ist die Frage ob es die Türkei derzeit weiter zulässt, dass sich die kurdischen NATO-Verbündeten im syrisch-türkischen Grenzgebiet militärisch ausdehnen. Die politische Strategie der deutschen Regierung die Österreicher die Türkeibashing-Rute auspacken zu lassen um weiter noch die Illusion eines EU-Betritts der Türkei placebo-mäßig aufrecht erhalten zu können wird in keiner Weise zu einer Beruhigung der Lage beitragen. Eher im Gegenteil. Diesmal vielleicht ein Konstruktionsfehler der NATO: Man kann kein tragfähiges Militärbündnis mit jemanden bilden, dem man alle 5 Minuten die unterschiedlichen Werthaltungen vorwirft. Speziell der US-induzierte Antiislamismus führt neben einer Verunmöglichung eines EU-Beitritts der Türkei vor allem zu einem Zerfall des Verteidigungsbündnisses NATO. Es wird auf die Dauer sehr schwer von Seiten der NATO dem NATO-Mitglied Türkei zu erklären warum man unbedingt seine territoriale Integrität zu Gunsten eines neuen Verbündeten, der Kurden, zerstören will. Der Türkei passiert das gleiche was sie anfangs in Syrien unterstützt hat.

Das sture Festhalten der NATO-UN-Veto-Mächte an einem Halten eines Brückenkopfes in Aleppo wird eher dazu führen, dass türkische und syrische Verbände gegengleich den kurdischen Korridor aufrollen werden, was die NATO wahrscheinlich noch massiver ins Schleudern bringen wird. Nebenbei stellt sich die Frage, ob die Bible-Belt-Kameraden von Trump weiter eine schiitische Säuberung urchristlicher Gebiete unter US-NATO-Steuerung mit ihren wahabitischen Verbündeten unterstützen werden. Dann wird Deutschland plötzlich Farbe bekennen müssen und wieder einmal ein kleines Afrika-Korps ausschicken müssen. Die Deutschen planten ja, dass sie erst nach erfolgreichem Krieg da unten eingreifen würden. Sozusagen nur post-destruktiv. Wird man sehen, ob es plötzlich nach Weihnachten einen großen Anschlag in Deutschland gibt, wo man dann beschließen muss doch Truppen dort aktiv einzusetzen. (oder noch aktiver) Die Staatsfunker sind jedenfalls voll auf Krieg getrimmt. Bild prescht ja schon vor: Warum greift die NATO nicht ein? Da kommt noch was. Wird aber die Friedensordnung einer EU auf den Kopf stellen, da es kein UNO Mandat für Syrien geben wird – das haben sich die NATO-Staaten zuletzt mit ihrer Linken in Libyen vergeigt. Das wird es nie wieder geben, dass die Chinesen oder die Russen sich derart über den Tisch ziehen lassen. Also diesmal müssen die NATO-Staaten auf die UNO-Absolution ihrer Kriegsführungen verzichten. Aber die ist eh nicht so wichtig. Das seit Jahren gelebte unipolare Regime der Macht des Stärkeren hat so ziemlich alle Erungenschaften der letzten 70 Jahre in Bezug auf staatliche Gewalt und Gewaltanwendung zwischen Staaten zu nichtgelebten Recht verkommen lassen.

Die NATO wird in Aleppo fallen. Außer sie greift offen in den ihren verdeckten Krieg ein. Ab diesem Zeitpunkt ist dann aber wieder jeder Krieg möglich. Auch innerhalb Europas, da ja die EU die Kooperation mit der NATO vertieft hat. Aber für viele in den Machteliten scheint ja ein Krieg/der Krieg an sich durchaus eine reizvolle Antwort auf die vielen Fragen für die sie keine Antworten haben. Der Krieg als Vater aller Dinge. So ein ordentlicher Krieg löst spielend die Pensionsprobleme.
Und nicht nur die Spielerei mit 12jährigen durch verdeckte Agents provocateur - ganz sicher kommt ein 12 jähriger im Internet an einen IS-Fernsprenger und nicht an eine Geheimdienstler – und das Pulver zündet dann 3x nicht. Kennt man aus den USA, oder aus der Sauerland-Gruppe. Level hochhalten. Damit‘s zu Silvester richtig rund gehen kann. Heute gehört uns Deutschland morgen die ganze Aleppo...


DI Mathias Gruböck                                                           Baden, 19.12.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen