16 Dezember 2016

Fuck the Turkey


Die beiden Jungspunde in der österreichischen Außenpolitik wissen wie man Energien vergeudet. Türkei-Bashing - weil wir Österreicher die Verfassungspolitik der Türkei verstehen, bewerten und vor allem beeinflussen wollen oder können. Speziell unter dem Hinweis, dass man die eigenen hohen Wertansprüche in einem anderen Land hoch halten muss weiß jeder halbwegs großhirnberindete, dass man durch Zeigefingeraktionen aus dem Ausland genau den gegenteiligen Effekt erzielt. Was reitet die Österreicher sich hier so aus dem Fenster zu lehnen? Jetzt werden die "Rebellen" (die ein stückweit auch von türkischen Truppen in Syrien unterstützt werden - manche sagen auch Terroristen dazu - je nachdem in welchem Kontext sie Allah akbar rufen) in Aleppo ja nahezu als unsere Verteidiger der westlichen und sonstigen Werte in unseren homogen-berichtenden Medien gehuldigt und frenetisch zum "Halten" des Kessels in Aleppo beschworen (vielen Geschichtsinteressierten kommen ganz leicht Erinnerungen an die Kesselschlacht von Stalingrad auf). Da wird wirklich in europäischen deutschsprachigen Medien davon berichtet, dass Aleppo "gefallen" sei. Jedenfalls führen in dieser Gegend NATO-Truppen mit deren verbundenen Söldnerheere Krieg. (Ich hoffe, dass dies jetzt nicht durch die Wahrheits-Zensur gelöscht wird) Falls es den österreichischen Politikern aufgefallen ist, gibt es in diesem Gebiet auch massive Gebietsgewinne von kurdischen Truppen. Überhaupt sehr sehr kompliziert, da besonders die ehemaligen europäischen Kolonialherren dieses Gebietes nach nicht einmal 100 Jahren vorgeben, dass sie Teil der Lösung seien und nicht ursächlicher Teil des Problems, speziell unter Koordination der USA. Auf diese geschichtsträchtige Strategie dürften die österreichischen Außenpolitiker auch eingeschwenkt sein. Nach einem kurzen Briefing in Washington durch die "verbrannte Erde"-Weltmonopoly-Spieler haben die Österreicher offenbar erkannt, was richtig und was falsch ist in diesem Gebiet und können gleichzeitig an ihre Türkenkriege-Tradition anschließen. Einziger Wermutstropfen für die Österreicher - es gibt so gar nichts zu gewinnen, außer einen Haufen an Wickel. Qui bono? Selten so eine blödsinnige Außenpolitik gesehen - erinnert schon fast an die "Fuck-the-EU"-Amis. Ein schöner Thanksgiving-Ansatz der Österreicher mit "Fuck the Turkey" bringt genau das hervor wofür österreichische Außenpolitik die letzten 70 Jahre bekannt war. Dissens - statt Kommunikation, Bashing statt Suche nach den Gemeinsamkeiten, Türen zuschlagen anstatt Dialog. Etwas skizophren wird das Ganze dann vor dem Hintergrund, dass Österreich zum Teil auf das Bevölkerungswachstum aus diesem Raum setzt aber gleichzeitig auf superdicke Hose mit den Ursprungsländern macht. Ob das wirklich so gescheit ist? Wenn man gleichzeitig bremst und Gas gibt kommt man schnell ins Schleudern.


DI Mathias Gruböck                                                                                             Baden, 16.12.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

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