25 Dezember 2016

Strategie

Warum ich die US-Politik immer so scharf kritisiere? Weil in einer monohegemonialen Weltordnung in der sich die USA wähnen meist an der Kritik des Hegemonen mangelt. Eine Zentralgewalt kann ihre eigenen Handlungen nicht selbst auch noch reflektieren – sie bedarf der äußeren Kritik. Erst wenn diese Zentralgewalt wieder Allianzen schmieden muss, wird sie flexibler gegenüber der Machtpartizipation oder zumindest der Mitsprache anderer Interessengruppen.

Wenn man jetzt als Teil dieser westlichen Wertegemeinschaft in verschiedenen Teilen Asiens und Afrikas versucht bei lokalen Machtgruppen Zugeständnisse zu erwirken, dann sollte man nicht unbedingt die Positionen des westlichen Hegemoniestrebens vertreten. Es ist unabdingbar eine absolute Neutralität erkennbar darzulegen um nicht augenblicklich als Teil des Ganzen verstanden zu werden.

Erster Schritt hierbei ist, diejenigen Positionen des Westens die Lobbyinteressen darstellen als diese zu entlarven und versuchen die Wahrheit zu erkennen und auszusprechen. Sobald man die Wahrheit erkannt hat oder eben glaubt sie zu erkennen, kann man viele Einstellungen und Reaktionen auf diese interesseninduzierten Narrative ebenfalls wertschätzen und respektieren. Mangelnde Wahrhaftigkeit ist meist die Ursache für die tiefen Verletzungen der davon betroffenen Menschen. Ohne Respekt kann man mit Menschen nicht verhandeln oder sie um eine Gunst bitten. Wenn man Menschen wertschätzt werden sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auch jedem anderen zubilligen seine Werte zu respektieren. Hier folgt dem Prinzip der Neutralität das Prinzip der Reziprozität. Oder der Gleichwertigkeit. Ohne eine Schaffung einer Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit kann es nicht zum Abtausch oder zum Ausgleich der Interessen kommen, da die jeweiligen Interessen ja nicht gleich bewertet werden. Ohne Gleichwertigkeit kann es zu keinem Ausgleich kommen. Wahrer Ausgleich kann nur in einem Win-Win für alle Beteiligten liegen, da es sonst zu sozio-ökonomischen Schieflagen kommt, die, je nach Potential und Divergenz nur durch zusätzliche Kräfte (militärische, ökonomische, finanziell, kulturelle, politische Macht) daran gehindert werden sich von selbst auszugleichen.

Wenn man nun sehr persönliche Wünsche in Gegenden außerhalb der westlichen-Werte-Gegenden hat, sollte man sich auch tunlichst nicht irgendwelchen, durchaus machtvollen Organisationen des Westens anschließen, da man sich sonst von deren Fähigkeit zur Machtausübung in diesen Gegenden abhängig macht und selbst keinerlei zusätzlichen Beitrag liefern kann. Man würde sich maximal auf ein sehr großes und umfangreiches Spiel einlassen unter der Bedingung der absoluten Abhängigkeit von beiden Seiten.

Oder man versucht es alleine: Unabhängig, flexibel, transparent und autonom. Geringerer Aufwand und schnellere Reaktionszeit stehen hier auch noch zu Buche. Maximale Flexibilität. Man muss eine USP einnehmen und daher seine Schwächen zu Stärken machen versuchen. Oder seine Stärken gegen die Schwächen der großen Strukturen einsetzen. Transparenz, Ehrlichkeit, Einschätzbarkeit, Nachvollziehbarkeit – alles mit dem Komplexitätsfaktor 1. Jede Organisation hat den Faktor der Anzahl der Verbindungen zwischen den einzelnen Organisationsteilnehmern im Innen und im Außen. Durch das exponentielle Wachstum der Faktoren die Macht bestimmen fluten sich diese Systeme selbst durch ihre Zuwächse. Die Überlegenheit des Einzelnen gegenüber den hypertrophen Strukturen gibt es derzeit leider nur zu oft in negativen Beispielen. Aber es geht auch positiv. (Mutter Theresa, Helmut Gmeiner, Albert Schweizer, Edward Snowden, Aaron Swartz, Wassili Archipow, Stanislaw Petrow…) Ohne Gewalt. Mit der Suche nach und dem Festhalten an der Wahrheit!

Also wenn ich jetzt zum Beispiel eine Begnadigung in Indonesien, den Philippinen oder in Thailand erreichen wollte, dann würde ich es eher mit dem individuellen Pull-Prinzip versuchen. Oder eben Malaysien. Oder aber irgendwelche geheimbündlerischen Organisationen im afrikanischen Raum. Individuell anbohren wo es nur geht, bis sich jemand findet der mehr zu verlieren hätte wenn er auf seiner Position verharren würde anstatt mir einen kleinen Gefallen zu tun. Probieren geht über studieren. Einziger Nachteil dieser Strategie – man hat immer zu wenig Informationen. Analyse und Antizipation sind die einzigen Kompensationsmöglichkeiten.

DI Mathias Gruböck                                                                                                  Baden, 25.12.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

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