Warum ich die US-Politik immer so scharf kritisiere? Weil in einer
monohegemonialen Weltordnung in der sich die USA wähnen meist an der
Kritik des Hegemonen mangelt. Eine Zentralgewalt kann ihre eigenen
Handlungen nicht selbst auch noch reflektieren – sie bedarf der
äußeren Kritik. Erst wenn diese Zentralgewalt wieder Allianzen
schmieden muss, wird sie flexibler gegenüber der Machtpartizipation
oder zumindest der Mitsprache anderer Interessengruppen.
Wenn man jetzt als Teil dieser westlichen Wertegemeinschaft in
verschiedenen Teilen Asiens und Afrikas versucht bei lokalen
Machtgruppen Zugeständnisse zu erwirken, dann sollte man nicht
unbedingt die Positionen des westlichen Hegemoniestrebens vertreten.
Es ist unabdingbar eine absolute Neutralität erkennbar darzulegen um
nicht augenblicklich als Teil des Ganzen verstanden zu werden.
Erster Schritt hierbei ist, diejenigen Positionen des Westens die
Lobbyinteressen darstellen als diese zu entlarven und versuchen die
Wahrheit zu erkennen und auszusprechen. Sobald man die Wahrheit
erkannt hat oder eben glaubt sie zu erkennen, kann man viele
Einstellungen und Reaktionen auf diese interesseninduzierten
Narrative ebenfalls wertschätzen und respektieren. Mangelnde
Wahrhaftigkeit ist meist die Ursache für die tiefen Verletzungen der
davon betroffenen Menschen. Ohne Respekt kann man mit Menschen nicht
verhandeln oder sie um eine Gunst bitten. Wenn man Menschen
wertschätzt werden sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auch
jedem anderen zubilligen seine Werte zu respektieren. Hier folgt dem
Prinzip der Neutralität das Prinzip der Reziprozität. Oder der
Gleichwertigkeit. Ohne eine Schaffung einer Gleichberechtigung und
Gleichwertigkeit kann es nicht zum Abtausch oder zum Ausgleich der
Interessen kommen, da die jeweiligen Interessen ja nicht gleich
bewertet werden. Ohne Gleichwertigkeit kann es zu keinem Ausgleich
kommen. Wahrer Ausgleich kann nur in einem Win-Win für alle
Beteiligten liegen, da es sonst zu sozio-ökonomischen Schieflagen
kommt, die, je nach Potential und Divergenz nur durch zusätzliche
Kräfte (militärische, ökonomische, finanziell, kulturelle,
politische Macht) daran gehindert werden sich von selbst
auszugleichen.
Wenn man nun sehr persönliche Wünsche in Gegenden außerhalb der
westlichen-Werte-Gegenden hat, sollte man sich auch tunlichst nicht
irgendwelchen, durchaus machtvollen Organisationen des Westens
anschließen, da man sich sonst von deren Fähigkeit zur
Machtausübung in diesen Gegenden abhängig macht und selbst
keinerlei zusätzlichen Beitrag liefern kann. Man würde sich maximal
auf ein sehr großes und umfangreiches Spiel einlassen unter der
Bedingung der absoluten Abhängigkeit von beiden Seiten.
Oder man versucht es alleine: Unabhängig, flexibel, transparent und
autonom. Geringerer Aufwand und schnellere Reaktionszeit stehen hier
auch noch zu Buche. Maximale Flexibilität. Man muss eine USP
einnehmen und daher seine Schwächen zu Stärken machen versuchen.
Oder seine Stärken gegen die Schwächen der großen Strukturen
einsetzen. Transparenz, Ehrlichkeit, Einschätzbarkeit,
Nachvollziehbarkeit – alles mit dem Komplexitätsfaktor 1. Jede
Organisation hat den Faktor der Anzahl der Verbindungen zwischen den
einzelnen Organisationsteilnehmern im Innen und im Außen. Durch das
exponentielle Wachstum der Faktoren die Macht bestimmen fluten sich
diese Systeme selbst durch ihre Zuwächse. Die Überlegenheit des
Einzelnen gegenüber den hypertrophen Strukturen gibt es derzeit
leider nur zu oft in negativen Beispielen. Aber es geht auch positiv.
(Mutter Theresa, Helmut Gmeiner, Albert Schweizer, Edward Snowden,
Aaron Swartz, Wassili Archipow, Stanislaw Petrow…) Ohne Gewalt. Mit
der Suche nach und dem Festhalten an der Wahrheit!
Also wenn ich jetzt zum Beispiel eine Begnadigung in Indonesien, den
Philippinen oder in Thailand erreichen wollte, dann würde ich es
eher mit dem individuellen Pull-Prinzip versuchen. Oder eben
Malaysien. Oder aber irgendwelche geheimbündlerischen Organisationen
im afrikanischen Raum. Individuell anbohren wo es nur geht, bis sich
jemand findet der mehr zu verlieren hätte wenn er auf seiner
Position verharren würde anstatt mir einen kleinen Gefallen zu tun.
Probieren geht über studieren. Einziger Nachteil dieser Strategie –
man hat immer zu wenig Informationen. Analyse und Antizipation sind
die einzigen Kompensationsmöglichkeiten.
DI Mathias Gruböck Baden, 25.12.2016
Unternehmens- und Organisationsberater
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen