Motte Allerechtevorbehalten Naja
- Terrorist ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Machtpolitiker
reicht auch schon. So muss man wohl als Staatsoberhaupt der Türkei
agieren, wenn man es sich so ziemlich mit allen verscherzt hat. Mit den
Israelis schon mal länger wegen seiner Palästinaflotte. Mit den USA
wegen seiner Entmachtung des türkischen Militärs und wegen seines
Widerstandes gegen eine kurdische Autonomie/Staatenbildung, mit den
Russen wegen seines Protektion der turkmenischen Syrer - inklusive
massiven Gebietsansprüchen gegenüber Syrien, mit den Saudis weil er
Geschäfte mit den schiitischen Persern macht. Mit den Iranern wegen
seiner Bedrohung derer syrischen Verbündeten, den Westen, weil er die
Westöffnung eines Atatürks durch religiöse Einflüsse auf die Politik
untergräbt - und den Herrn Pilz - der ihn einen Terroristen nennt. Auf
der anderen Seite ist es wieder einmal ein Paradebeispiel dafür, dass
nichts besser wird wenn man einen Machthaber kaum einen realen Exit
lässt, außer sich den (eigenen) Strategien zu unterwerfen. Die türkische
Politik der zentralisitischen Reosmanisierung ist defacto gescheitert,
da es dem Neo-Retro-Atatürk Erdogan nicht gelungen ist sich gegen andere
Machtgruppen in diesem Raum aufzustellen oder sich mit ihnen, für ihn
stärkend, zu verbünden. Bald wird das Militär mit westlicher
(NATO)-Unterstützung wieder an Macht gewinnen, der Fremdenverkehr wird
in Mitleidenschaft gezogen werden und dann ist der Wohlstandszuwachs
seit der Regentschaft von Erdogan auch bald wieder weg. Vor allzu
blauäugiger Gutmenschen-Aufregung in fremden Ländern ist jedenfalls zu
warnen, da man sich in der Folge dann wieder über eine nette
Militärjunta freuen darf. Die Strategie des Westens bezüglich Libyen ist
hier ein nur zu warnendes Beispiel. Ghadaffi war ja auch ein Terrorist,
dann kamen die NATO-Bomber und jetzt haben wir wieder nicht unser Öl
unter Kontrolle, also unsere eingesetzte Regierung dort. Jetzt muss man
wieder mühevoll eine IS-Bedrohung konstruieren um dort die aktuellen
Militäreinsätze von Sondereinheiten der USA, Frankreichs, Italien und
Englands zu rechtfertigen. Geht ja nach wie vor nicht um Einfluss und Öl
sondern um den Kampf gegen diese muslimischen Terroristen. Ist ja schon
eine Frechheit, dass diese Muselmanen alle "unsere" ehemaligen (und
noch existierenden) Kolonien einfach so als ihr Gebiet reklamieren.
Lauter Terroristen. Und dem Erdogan seine Eier stinken wie von einem
Hammel weil er dauernd kleine Mädchen verprügelt und irgenwas mit denen
in Fritzls Keller macht - wie wir ja vom Herrn Böhmermann erfahren
durften - geboostet durch den Spiegel. Irgendwie hat man das Gefühl,
dass die vormals feindlosen Kalten Krieger sich neue Feindbilder
besorgen mussten und nach den Kommunisten jetzt endlich den Begriff
Islamisten als passendes Feindbild durchbekommen haben. Milliarden
Investitionen fließen wieder. Welch Glück, dass man rechtzeitig auch
noch die geheimen Angriffspläne der Russen auf unsere neue NATO-Front im
Osten aufdecken konnte. Endlich können wir alle wieder in fremden
Ländern Machthaber auf- und absetzen, Volksgruppen vertreiben oder
unterstützen, Waffen liefern, Militärberater in Brigardestärke schicken
und vor allem die neuen tollen Internetkommunikationsmedien dazu nutzen
sich einen privaten obersten Völkerrechtsgerichtshof einzurichten um je
nach Vorliebe mit den Wahrheitsmedien des Westens in Resonanz zu gehen
oder deren Opponenten bei ihrem "gegen den Strom" ankommunizieren zu
unterstützen. Das was sicher gewachsen ist, ist die Bereitschaft Gewalt
zuzustimmen oder sich sogar daran zu beteiligen. Es ist unglaublich wie
viele dem Machtmittel Krieg das Wort reden und ihm den Weg bereiten.
Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen, seit langem. Zumindest im Geiste.
DI Mathias Gruböck Baden, 17.05.2015
Unternehmens- und Organisationsberater
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