21 März 2018

Gedenkjahr


1938-2018 und 1918-2018 sind zwei denkwürdige Datümer. 80 Jahre ist es her, dass deutsche Truppen in Österreich einmarschierten. Und 100 Jahre ist das Ende des 1. Weltkrieges, des ersten industriell geführten Krieges her. Nur 20 Jahre lagen zwischen dem Ende des ersten Weltkrieges und dem Beginn des nächsten.

Österreich-Ungarn hatte 1,5 Millionen gefallene Soldaten und im 2. Weltkrieg starben 240.000 „Ost-Märker“ als Soldaten für Deutschland und 65.000 österreichische Juden und 50.000 Sinti/Roma, Euthanasieopfer, Politische, Homosexuelle, Widerstandskämpfer (…) wurden ermordet. 76.000 Soldaten gelten zudem als vermisst. Das sind in Summe während des 2. Weltkrieges an die 500.000 Österreicher die ums Leben kamen. Betrachtet man das ursprüngliche Gebiet von Österreich-Ungarn kommt man für beide Kriege über 3.000.000 Millionen Menschen, für das Gebiet des heutigen Österreich geschätzte 750.000 Menschen.

Zeitgleich zu österreichischen Gedenkveranstaltungen läuft im deutschen Bundestag eine Sitzung zum Thema Bundeswehr. Hier hört man eigentümliche Töne: Man benötige Ziele für die Truppe bei Kampfeinsätzen im Ausland, Aufrüstung, da Truppenteile an der russischen Grenze stationiert seien und auch in anderen Ländern würden die Menge an Rüstungsgüter in Deutschland knapp. Man beauftrage die Soldatinnen und Soldaten bei einem Auslandseinsatz auch dezidiert Menschen zu töten. Man müsse schauen wie weit man mit der Bundeswehr komme. Bündnistreue – geänderte Gefährdungslage – Einsatzbereitschaft.

Das stört in Österreich niemanden. Wie stehen die offenkundigen Aufmarschpläne der Troika England-Frankreich-Deutschland als Stellvertreter der geostrategischen Führungsmacht USA in Widerspruch zur IMMERWÄHRENDEN (!) Neutralität Österreichs? Wenn es eine Lehre zum Gedenkjahr 2018 gibt, dann dass Österreich seit den Türkenkriegen nie (NIE) einen Krieg gewonnen hat. Wo ist das Bekenntnis zu einer Territorialverteidigung und zur Beibehaltung der Neutralität. Alles nur noch Fake? So wie bei den Deutschen, die sich in die Verfassung geschrieben haben, dass von deutschem Boden NIE wieder Krieg ausgehen soll. Okay – nennt man es eben „resolute support“ wenn man die Mutter aller Bomben im Freilufttestgebiet der US-Rüstungsentwicklung zündet.

Alle gedenken daran wie einfach Österreich sich dem Druck und der Annektion durch Deutschland hingab. Und wie sehr man aufpassen sollte, dass dies nie wieder passiert. 2015 schon sagte der unverdächtige Herr Chordokowski über seine Einschätzung der Lage zwischen den USA und Russland: „Leider habe er bei Gesprächen in den USA den Eindruck gewonnen, dort seien viele bereit für einen Waffengang.“ (im noch unverdächtigeren www.spiegel.de)

Österreich! Geh-Denken! Wir können nichts, aber auch gar nichts dabei gewinnen, wenn wir da mitmachen, weil es eben der unproblematischste Weg ist. Alle Zeichen laufen auf Krieg hinaus. Wie schon mal 2016. An die österreichischen Machteliten und Klüngel: nicht mitmachen! Nicht mitstimmen, keine Kompromisse, die irgendwie alle auf das gleiche Ziel hinauslaufen. Österreich hat im Ausland keine Interessen anderer Big-Player wahrzunehmen oder zu vertreten. Wir sind neutral – in alle Richtungen. Wir sollten nicht in einer Partnerschaft für einen angeblichen Frieden mitmachen, die den wichtigsten Partner ausschließt und bekämpft. Wenn man ein kleines Land ist, dann darf man nicht auf jeden Bauertölpelschmäh reinfallen. Das kostet dann wieder – siehe oben! Nur weil unsere Großväter schon so lange tot sind, sollten auch ihre Urenkel nicht unbedingt es wieder einmal mit dem Abschlachten anderer probieren. Noch dazu, wo wir doch eh so wenige davon haben bei unserer überalternden Gesellschaft. Haben wir wirklich nur darauf warten müssen bis die letzten, die einen Krieg am eigenen Leib erlebt haben aus den Entscheidungsfunktionen ausgeschieden sind, damit die leicht wohlstandsverwahrlosten Nachfolger exakt die gleichen Fehler machen, die wir großmundig und mit dem Schaum der Entrüstung vorm Mund unseren Vorfahren vorwerfen?

Dieses Rangeln um die Polizei, das offensichtliche Misstrauen ehemaliger Dauermachtparteien gegenüber der Unabhängigkeit der Justiz (und der Bruch der Gewaltentrennung, da hier offenbar Parlamentsausschüsse und -untersuchungen Druck auf die Justiz ausüben sollen), erinnert an die Anfänge vom damaligen Untergang Österreichs. Gut, die SPÖ weiß ja offenbar aus eigener Jobpolitik warum man der Unabhängigkeit der österreichischen Justiz nicht so ganz vertraut. Die wissen ja wie man einen Bundeskanzler, der ungeniert in Staatsfirmenkassen greift rausboxt. Da bekommen die Genossen jetzt Fracksausen. Was ist schon so a giftige Kriegsintrige gegen eine ordentliche wiener Intrige. Hahaha – man könnte ja auch aufstehen und einfach die Notbremse ziehen, wenn man sieht, dass der Zug anfängt zu rollen. Alle natürlich für den Sieg. Sterben für die Interessen der USA und die Verteidigung UNSERER Werte am schwarzen Meer, im Iran, in Syrien und am Hindukusch.

Heil der Troika - einer May, die kleine Kinder fressen würde um von dem Brexit-Schlamassel abzulenken, einer Merkel, die offenbar ihre unverbrüchliche Waffenbrüderschaft von den Sowjets einfach auf die Kapitalmärkte umgemünzt hat und ein Macron, der seinen Wahlkampffinanzierern endlich das Payback geben muss. Auffällig ist hier nur der Gleichschritt im Fall Skripal und dem Vorstoß den Iran durch neue Sanktionen von der Sinnlosigkeit des Unterfangens sich mit den USA vertraglich zu einigen zu überzeugen. Schaut fast nach einer Strategie von Macron für Syrien aus, da er doch noch vor ein paar Tagen von der roten Linie bezüglich Gifteinsatzes gesprochen hat. Jetzt endlich hat die Merkel wieder ihre Kanzlerschaft und schon geht's los auf der großen Bühne. Undenkbar, oder? (Bologna, Oktoberfest, NSU, ..., Giftgas in Syrien - immer passend zum Einsatzbefehl)

DI Mathias Gruböck                                                                                              Nondorf, 21.03.2018
Unternehmens- und Organisationsberater

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