Meinl-Gutachter wirft Staatsanwalt Ausübung von Druck vor
Fritz Kleiner, der im
Meinl-Prozess als Gutachter tätig war und diesen Auftrag Ende 2011
zurückgelegt hat, fühlte sich damals von der Staatsanwaltschaft
unter Druck gesetzt. Das gehe aus seinen Tagebuchaufzeichnungen
hervor, die im Akt zu diesem Fall enthalten sind, schreibt die
„Presse“ (Samstag-Ausgabe). Es habe nicht nur zeitlichen Druck
gegeben, sondern vor allem auch inhaltlichen.
Das 18 Seiten starke Tagebuch
beginne am 8. Mai 2011 und sei vier Monate lang geführt worden. „In
den 35 Jahren meiner Tätigkeit als Gutachter habe ich so etwas noch
nie erlebt“, sagte er heute laut „Presse“. So habe er zu Beginn
des Tagebuchs geschrieben: „Die seit Februar 2011 völlig geänderte
Tonart in unserer Zusammenarbeit findet mich fassungslos.“
Die Staatsanwaltschaft habe
Kleiner ersucht, er solle „die ÖNB-Prüfung, wie sie im Akt ist,
nicht kritiklos übernehmen, sondern quasi eine Nachprüfung der
ÖNB-Prüfung vornehmen“. Kleiner dazu: „Ich bin verwirrt und
bringe dies auch zum Ausdruck.“ Michaela Schnell, Sprecherin der
Staatsanwaltschaft Wien sagte der „Presse“ dazu: „Wenn Kleiner
meint, dass ein strafrechtliches oder disziplinäres Fehlverhalten
vorliegt, dann soll er Anzeige erstatten.“
Weinzierl zweifelt an Objektivität
Meinl-Bank-Vorstand Peter
Weinzierl reagierte heute in einer Aussendung auf den Bericht: „Was
sich hier vor den Augen der Öffentlichkeit abspielt ist
ungesetzlich: Die Staatsanwaltschaft ist in Österreich gesetzlich
verpflichtet, objektiv und neutral vorzugehen. Aber bei Julius Meinl,
der Meinl Bank und ihren Organen hält sich der verantwortliche
Staatsanwalt offenbar nicht an dieses Gesetz.“ Zugleich bezweifelt
Weinzierl, dass der Nachfolger Kleiners als Gutachter, Martin Geyer,
unabhängig und objektiv arbeiten könne.
DI Mathias Gruböck Baden, 11.03.2012
Unternehmens- und Organisationsberater
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