18 Februar 2016

Düstere Aussichten


Jetzt geht’s los! Jetzt geht’s los. Die Türken schicken Bodentruppen („Kämpfer“ mit leichten und schwerem Gerät) nach Syrien. Zeitgleich explodiert eine Bombe in Ankara, die natürlich genau von den Kurden gezündet wurde gegen die die Türkei aktuell Krieg führt. Klassisches „ab 5.45 wird zurückgeschossen!“ Vielleicht können auch die deutschen Truppen in dem Raum doch noch verlängert werden – da ja Ankara jetzt den Beistandsfall ausrufen wird. Dann können die Deutschen endlich wieder einen Vorwärtsverteidigungskrieg in Afrika mitmachen. Die NATO bastelt zeitgleich an der Strategie der syrischen Regierung Menschenrechtsverletzungen vorzuwerfen, damit man auch entspannter seine Gebietsgewinne in Syrien verteidigen kann. Der Verbündete Israel bombardiert Damaskus – aber eben voll menschenrechtskonform, da es ja um das Wohl der syrischen Menschen geht.

Da wird massiv gebastelt. Der Herr Erdogan hat entschieden, dass es die YPG Kurden waren. Absoluter Kriegsgrund – weil sie auch seine türkischen „Kämpfer“ aus den von ihnen eroberten Städten werfen müssen. Frau Ministerin Van der Leyen und ihr amerikanischer NATO-Obergeneral streuen noch den Kurden Rosen, wie tapfer sie nicht kämpfen würden – nur werden sie halt von dem NATO-Mitglied Türkei bekämpft. Dann wird noch an der Krankenhausgeschichte gearbeitet – war wahrscheinlich eine größere Praxis in einem Gebäude, dass gestern noch alle durch Bomber zerstört gesehen haben wollten, da aber offensichtlich nicht ganz klar war, wer da aller in dem Raum gerade bombardiert hatte findet jetzt HRW plötzlich in der Nähe einen Blindgänger einer Rakete die nur von der syrischen Armee benutzt wird. Wahrscheinlich finden sie übermorgen auch noch Sarin-Spuren auf diesem Blindgänger. Frau Van der Leyen verspricht auch noch, dass die NATO-USA-Deutschen Kampftruppen ein ungeteiltes Syrien wollen. Deswegen wahrscheinlich auch die saudischen, islamistischen, „demokratischen“ (???) und türkischen Truppen, die Syrien nur von sich selbst befreien wollen.

Die NATO will offenbar unbedingt den Krieg mit Russland in Syrien, weil die Russen dort nichts verloren haben. Die STRATFOR-liken Think-Denker sprechen es auch ganz entspannt im ZDF aus, dass sie jetzt härter gegen die Russen vorgehen wollen, da man eigentlich geplant hatte Russland von der Krim zu vertreiben, womit sie automatisch aus Syrien verschwunden wären. Diese Eroberungsbestrebungen laufen also nicht so rund wie es sich die EU-NATO Strategen mit der miltiärischen Eingliederung der Ukraine gedacht haben. Österreich spielt in den Bevölkerungsverlegungen auch nicht mit, wo da doch noch viel mehr kommen werden. Die EU muss offenbar die Menschen aus den Eroberungskriegsgebieten aufnehmen und versorgen, damit man die Menschenrechtsverteidigungsgeschichte aufrecht erhalten kann. Türkei hat Angst, dass die Beute (Syrien) die man dem Iran und Russland abjagen will Saudi Arabien ganz alleine bekommt. Offenbar gibt es bereits Abstimmungen zwischen den beiden Ländern wie man sich untereinander Syrien aufteilen will. Israel bekommt endgültig den Golan, dass ist ja sowieso klar, plus einen weitreichenden „Sicherheitskorridor“ in dem die NATO-Türkei herrscht. Alles Richtung Süden bekommen die Wahabiten-Saudis. Wichtig ist, dass die NATO die Mittelmeerküste beherrscht. Und die USA die Ölreserven – Strategie: Irak-, Syrien, Libyen-, Venezuela-Ölreserven zu kontrollieren heißt in Zukunft den Weltmarktpreis zu kontrollieren. Und das ist das wirtschaftsstrategische Ziel der USA seit Jahr und Tag: Die Rohstoff- und Nahrungsmittelmärkte zu kontrollieren. So bleibt man Weltherr.

In Wirklichkeit ist bereits allen Seiten die Kontrolle vollkommen entglitten. Princips rennen genug herum, die angeleitet oder von ganz alleine versuchen in die Geschichtsbücher zu kommen. Präsident Medwedev liegt da nicht richtig, wenn er von einem neuen kalten Krieg spricht, da im kalten Krieg eine sehr klare Logik auf beiden Seiten geherrscht hat. Davon sind wir zur Zeit sehr weit entfernt. Die USA verzettelt sich in ihrem Anspruch auf Weltherrschaft (was die Chinesen gerade durch die Verlegung von Raketen im Südchinesischen Meer nachweisen), Europa ist zu schwach und uneinig um irgendetwas zu bewegen, China viel zu mächtig um sich weiter von den Amis maßregeln zu lassen und Russland wird von allen zusehr geprügelt um sich nicht angegriffen zu fühlen. Wenn man noch Indien mit in die Patchworkbetrachtungen nimmt, dann ist die Situation hoch instabil und als gefährlich einzuschätzen, da aus einem vereinfachten Kräfte-Duopol ein regionaler Multipol geworden ist. Kampfzonen werden schwerpunktmäßig sein: Südchinesisches Meer, Kleinasien/Arabien, Kaukasus, Deutschland – klingt fast wie ein Remake von WWII. Wobei das Update hierbei wird darin liegen, dass diesmal, wegen mangelnder Frontlinie, in Deutschland nicht konventionell gekämpft werden wird, sondern zusammen mit Belgien und England geht es hier um die US-Atomwaffenstützpunkte in Europa. Auch werden die USA diesmal wohl nicht mit nur 200.000 gefallenen Soldaten wie 39-45 durchkommen. Das ist halt der Preis, den man als schwächelnder Weltherr bezahlen muss.

Klingt irgendwie pessimistisch, jedoch wer hätte sich von ein paar Jahren alleine die Möglichkeit, dass es wieder derart eskalieren könnte vorstellen können. Zur Beruhigung für die Kriegsparteien wird nach diesem Krieg auch wieder der Verlierer die alleinige Schuld dafür bekommen. Hier wird schon fleißig an den Stories dafür gearbeitet. Es ist die Zeit der Dolchstoßlegenden 2.0. Nur diesmal kann keiner sagen, ich hab von gar nichts gewußt, ich war gar nicht dabei. 


11. Februar 2016 ZDF Maybrit Illner: Obama wird durch diese Runde (Heeresministerin van der Leyen) Untätigkeit in Syrien vorgeworfen! Also in Österreich erfüllt schon viel weniger den Straftatbestand der Verhetzung - also wenn man zu Angriffskriegen aufrufen darf und an Kriegsgründen bastelt, deren Auswirkungen man nicht einmal in Ansätzen überschauen kann, dann ist das für eine, der deutschen Verfassung verpflichteten Medienkundgebung ein klarer Straftatbestand.

DI Mathias Gruböck                                                                    Baden, 18.02.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen