11 Februar 2016

Was will der Westen mit Syrien?

Langsam kommt es zum Showdown bezüglich der Interessen in Syrien. Langsam ist die Zeit vorbei wo jeder der lustig war sein Haxerl gehoben hat und seine politisch/strategische Notdurft auf syrischem Gebiet verrichtet hat. Der Westen muss jetzt langsam seine wahren Intetionen auf den Tisch von München oder Genf legen: Will er Syrien als Staat weiter atomisieren oder will er ein einheitliches Staatsgebiet? Will der Westen zum wiederholten Male einen halbwegs funktionierenden, autokratisch gelenkten Staat weiter in ein Sammelsurium von Interessensspielbällen auflösen oder einen Staat, der bisher zumindest ein Garant für eine republikanisch-laizistische Entwicklung war. Wohin die "demokratiebewegte" Wegbombung von Autokraten durch den Westen führt, kann man in unzähligen katastrophalen Beispielen der jüngeren Vergangenheit in jedem stümperhaftem Detail nachvollziehen. Die Liste wird laufend länger: Afghanistan, Irak, Jemen, Libyen, Libanon und Syrien.  

Das labernde Demokratiegesülze mit anschließender Terrorangst des Westens ist auch schon nicht mehr medial zu ertragen. Das kolossale Versagen der US-Strategie "War on Terror" ist durch intensivierte Fortsetzung unter immer verstärkteren Einbeziehung der Europäer auch nicht weiter zu kaschiern. Ein Syrien, dass sich Israel, Saudi Arabien und die Türkei unter Beibehaltung einiger Alewiten-, Palästinenser- und Kurdenreservate aufteilen (abgesehen von einer IS-Wolke in großen Bereichen) wird Jahrzehntelang ein Herd der Unruhe und Instabilität bleiben. Es nützt einfach nichts, dass die PsyOps-Abteilungen des Pentatgon seit Monaten so tun als ob IS oder Daesch nur noch ein syrisches Thema wären (vom Irak hört man da gar nichts mehr), die Russen haben strategisch einfach die viel simplere und damit auch wirkungsvollere Position: Wiederherstellung des völkerrechtlich anerkannten Status von Syrien. Punkt. Jetzt jammert der Westen, dass die Russen all die Gebiete und Schlüsselstellungen, die er sich über die "demokratischen Kräfte" über Jahre einverleibt hat wieder zurückerobern - in den westlichen Medien wird immer nur die Option der Feuereinstellung der Regierungstruppen/Russen eingefordert, niemand denkt daran, dass man einfach auch die Waffen strecken könnte um die angeblich "eigene Bevölkerung" von der man angeblich demokratisch zum Bürgerkriegführen ermächtigt wurde von der Not des Krieges zu befreien. Klar wollen das die Saudis und die Türken nicht. Wobei es wirklich eine Hochblüte der westlichen Wahrheitsmedien darstellt, die saudischen und türkischen Kräfte als "demokratisch" darzustellen. Auch die Anstrengungen des Westens Milliarden an Kriegsmaterial in Syrien zu verpulfern aber im Gegenzug nicht einmal eine ordentliche humanitäre Schutzzone an der syrisch-türkischen Grenze mit wenigstens einem Bruchteil der Ressourcen die für Kriegsführung aufgebracht werden einzurichten zeigen die wahren Absichten so mancher in der Achse des Guten und der Willigen. Die haben auch ihre Lehren aus dem Vietnam-Desaster gezogen und können jetzt das Schlachten von Menschen in fremden Ländern viel besser "embedded" darstellen. Auch gibt es keinen Widerstand mehr in den westlichen Gesellschaften, wo jeder glaubt, wenn er irgendwas in Facebook postet, dass das eine politische Aktivität darstellt. Friedensbewegung schaut anders aus - nützliche Idioten 2.0 durch Meinungsdissipation anstatt Meinungskundgebung! Alle Flüchtlinge würden ein Assad-Syrien jetzt mit Handkuss nehmen und auch ein Wiederaufbau macht mit dem destruktiven Ansatz des Westens keinen Sinn. Das ist nur gutes Geld schlechtem nachgeworfen - da reibt sich nur die Dick-Cheney-Gang ihre fetten dreckigen Hände. Wenn man wirklich glaubt, dass das seit Jahren unbeabsichtigt von den USA so praktiziert wird, dann müsste man Westpoint wegen Dilettantissmus schließen.

DI Mathias Gruböck                                                       Baden, 11.02.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

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