06 April 2016

Proporz-Retourkutsche


Das Spiel mit der medialen Schuldsvermutung ist ja ganz lustig, aber irgendwie sollte man die Bezichtigungen wenigstens verständlich aufbereiten. Also die OMV will die MOL kaufen - die Investmentbank VCP erwirbt 6% der Anteile eines russischen Investors. (Jetzt kommt schon mal die journalistische Sorgfalt zum tragen - VCP wird personalisiert auf deren Gründer (Herrn Pecina), russische Kapitalisten sind allesamt Oligarche und man unterstellt allen Freundschaft oder zumindest Bekanntschaften - was einen Art Absprache oder fragwürdige Verbindung in den Raum stellt) Insiderhandel wäre aber bei einer Übernahmeschlacht primär bezüglich des Wissens der OMV-Übernahmestrategie sinnvoll. Hier ist ein Durchsickern in den Proporznetzwerken der SPÖVP-Verstaatlichtenbesitzer sehr wahrscheinlich (wie nicht nachweisbar). Ziel einer (feindlichen) Übernahme ist es sich blitzschnell einen entscheidungsträchtigen Anteil an der zu übernehmenden Firma (MOL) zu sichern. Blitzschneller dürfte aber in diesem Falle die VCP gewesen sein und hat einen Reibach dabei gemacht. Das derartige Transaktionen in einer Übernahmeschlacht zeitkritisch sind, ist wohl selbstredend. Blöd gelaufen für die OMV und anscheinend ein massives Ärgernis für die mehrheitlich rote OMV-Seilschaft, dass eine ÖVPNÖ-BMI-ALI-nahe Seilschaft offenbar den Stich gemacht hat und sie es selbst vergeigt haben. Was ein Herr Eros bei diesem Deal ausplaudern hätte können ist fraglich. Dass sich eine Firma gegen eine feindliche, andersstaatliche Übernahme wehrt ist mehr als zu erwarten und anscheinend hätte der Herr Erös der VCP gerade mal die Menge der Anteile, die seine Institution zurückkauft verraten können.

Dieser Artikel schaut nach klassischer Roter-Reichshälfte-Rache für die erlittene Schlappe gegen schwarze Seilschaften aus. Danke Rot-Funk, danke Falter, danke Proporznasen. Bitte beim Staatsfunk auch einmal die Erkenntnis einsickern lassen, dass diese Art der siebzigjährigen Zweiparteiendemokratur das Übel an sich ist und der ORF keine Plattform für die Begleichung offener Rechnungen innerhalb des Proporzsystems zu bieten hat. (Wunsch ans Christkind, da der ORF selbst eine prototypischer Proporzstadl ist und sich daher wohl kaum selbst und damit das Politsystem Österreichs struckturreformieren kann) - laufend weitere Ränkespiele im Systemversagen des Proporzsystems präsentiert zu bekommen dient nicht dem Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit dieser allgegenwärtigen hypertrophen Strukturen.

DI Mathias Gruböck                                                     Nondorf, 06.05.2016
Unternehmens- und Organisationsberater

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