Die
Demokratie ist ein sehr einfaches Regelsystem. Es fragt die
Grundgesamtheit der Bevölkerung nach ihrer Einschätzung ab. Gewinnt
man bei Wahlen (die heutzutage durchaus elektronisiert und
höherfrequent stattfinden könnten) die Mehrzahl an Stimmen, dann
entspricht das dem mehrheitlichen Willen der Gemeinschaft. Verliert
man, dann ist man falsch gelegen. Dieses einfache System hilft eine
Lernkurve zu installieren. Wenn man lernfähig ist.
SPÖ
und ÖVP sind das anscheinend nicht. Seit Jahren verlieren sie eine
Wahl nach der anderen prozentuell ohne wirklich daraus Schlüsse zu
ziehen oder gar ihr Verhalten zu ändern. Wer nicht hören will muss
fühlen – jetzt gibt es eine voll auf die Mütze. Und allem
Anschein nach verstehen die beiden Parteien es noch immer nicht. Da
werden die Pfründe verteidigt und politische Intrigen gesponnen,
dass es eine Freude ist. Da werden zwei Kandidaten den Bürgern zur
Wahl gestellt, die zum hunderttausendsten Mal irgendwelchen
parteiinternen Ränkespielen dienen und kein Mensch kommt darauf,
dass man doch schon einen Kandidaten nehmen sollte, der vom
Sympathisanten wählbar ist. Es entsteht der Eindruck, dass die
beiden ehemaligen großen Volksparteien sich in ihrer eigenen
hermetischen Systematik befinden, bei der der Bürger nur stört. Und
diejenigen die andere wählen, werden als Vollidioten oder rechtes
Pack denunziert. Nur sind das die gleichen Vollidioten, die zuvor
hochgeschätzte SPÖVP-Wähler waren.
Refokussierung,
Restrukturierung, Neustart, alles Worthülsen, die keiner mehr
glaubt, gepaart mit einem Hofberichterstattungsjournalismus, dessen größte Angst es ist, dass sich irgendetwas verändern könnte. Ist das gleiche wie bei Windows-Mobile, irgendwann ist es
aus. Die Jubelbotschaft: das nennt man Demokratie. Die braucht man
nicht, wenn man 70 Jahre an der Macht ist. Jetzt wird man auf einmal
die Freunde und Netzwerker dieses jahrzehntealten modrigen Filzes
dabei erkennen wie sie die sinkenden Schiffe verlassen,
orientierungslos zum nächsten kriechen oder bis zur letzten Sekunde
ihre Partei-Stellung verteidigen werden. Dadurch, dass ein derart
athrotisches System nicht schmerzfrei abtritt wird es zum Teil zu
einer Art Bürgerkrieg ohne Waffen kommen. Wenn diese Regierung
wirklich Verantwortung für Österreich tragen würde, dann müsste
sie zurücktretet. Aber offenbar setzt sich die Durchhalteparole
durch, einfach weiter gegen die Bevölkerung zu regieren. Nur da wird
nichts anderes dabei herauskommen, als das, was sich jetzt offenbar
überholt hat. Vielleicht würde eine Rückbesinnung der SPÖ auf
wirkliche sozialistische Ideen und Konzepte guttun – ein
SPÖ-Kandidat der sich hauptsächlich für österreichischen
Nationalismus eintritt anstatt für die Internationale ist kaum
einzuordnen. Da wird schon etwas gehen, mehr jedenfalls als bei der
ÖVP. Diese Bündestruktur mit dem Regionalmultiplikator ist sowas
von schlagseitig, dass zum Schluss nur noch eine laue Beamtenpartei
überbleibt. Überhaupt sollten sich die beiden ehemaligen großen
Parteien überlegen ob sie sich auf Bundesebene nicht selbst
abmontiert haben, da die reale Macht derzeit wohl in den Ländern
beheimatet ist. Die Regierung sollte sich vielleicht einmal ihr
Pouvoir zurückholen, außer einer Dachmarke ist da nämlich nicht
viel mehr über. Österreichs Kernländer, also Niederösterreich und
Wien bestimmen in diesem Land. Nicht zuletzt gesehen bei der
Priorität der Personalrochade der ehemaligen Innenministerin von der
Bundesregierung in die Landesregierung. Der machtvolle
Karriereaufstieg vom Bund zum Land. Wen interessiert eigentlich noch
eine österreichische Bundesregierung? Was lernt sie aus dem Ganzen?
Nur durchhalten ist zu wenig!
DI
Mathias Gruböck Nondorf, 25.04.2016
Unternehmens-
und Organisationsberater
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