11 April 2016

ORF-Proporzpressestelle



Der ORF hat ein Problem. Er ist das durch die Regierungsparteien kontrollierte Staatsmedium, das das gleiche Schicksal erfährt wie die beiden Regierungsparteien. Keine neuen Ideen, keine Unabhängigkeit, keine Entwicklung – Karankschrumpfen. Jetzt ist man als gelernter Österreicher ja nicht wirklich überrascht wenn die beiden Parteisekretariate, in guter alter Zweiparteienalleinherrschaft, die Fragen ihrer ORF-Anchorfrauen und -männer vorgeben um oppositionelle Wahlwerber zu diskreditieren, jedoch dürfte es den beiden Dauerschrumpfsystemparteien langsam ans Eingemachte gehen.



Wenn man in der Pressestunde mit Herrn Hofer, immerhin 3. Nationalratspräsident, nicht wusste welcher Partei die Redakteuerin Frau Pawlitzki angehört, man konnte es nach der „unabhängigen“ Pressestunde am Sonntag so leicht angeben, wie eine 5000.- Euro-SMS Frage im deutschen Privatfernsehen. Es regt auch gar nicht sonderlich auf, wenn der Wahlkandidat angibt, dass er Unterlagen hätte in denen die SPÖ in jahrzehntelanger Tradition die Diffamierungspunkte für die Wahlkonkurrenten „ihren“ ORF-Journalisten durchgegeben hätten. Wenn ein Baumeister Lugner Kinokarten für Unterstützungserklärungen vergibt, wird sofort Wahlbetrug durch die einschlägig vernetzten Politberater im ORF verkündet. Verletzungen des Objektivitätsgebotes (was in der Proporzsystemsprache einfach als ein Ausgleich zwischen Rot und Schwarz definiert wird, also das Objektivitätsgebot) sind ein Hobbysport für Journalistinnen, deren permanente Selbstdarstellung nicht einmal in der Steinfelder-Rundschau irgendjemanden interessieren würden. Frau Pawlitzki, das kleine Ich-bin-Ich der öffentlich rechtlichen Pressestunde-Meinungsabgabe zündete aber noch einmal die 2. Stufe des Politjournalismus. Einen Wortanteil, der fast dem des Interviewten gleichkam, laufenden Meinungsabgaben in der „Ich-Form“, Argumentationduelle und laufende Unterbrechungen des Befragten Bundespräsidentschaftskandidaten Hofer, ließen sogar den Krone-Redakteur peinlich berührt nur noch kleinlaut Fragen stellend zurück.



Das der ORF eine elendigliche Spielwiese der meinungsbildenden Regierungsparteisekretariate ist, ist weder neu noch regt es irgendwen in Österreich sonderlich auf. Da regt es sogar schon mehr auf, wenn in Ungarn der gleiche Zugang für Staatsmedien gewählt wird, wie in Österreich – da ortet dann die gesamte EU sofort totalitäre Tendenzen in Ungarn. Auch in anderen Ländern nehmen die Machtparteien Einfluss zumindest auf die staatsnahen Medien. Nur, warum muss man das derart letztklassig machen wie eine Pressestunde mit einer Frau Pawlizki, die in der Form einer spätpubertierenden Klassensprecherin offenbar glaubt irgendwen interessiere ihre Meinung. Vielleicht wäre da doch einmal eine Nachschulung in den Grundlagen des Journalismus und den Interviewtechniken angesagt Frau Pawlitzki – wir zahlen diese Zwangsbeiträge um sie für ihre journalistische Leistungen, die in keiner Schülerzeitung angenommen werden würden, mit 15+ Gehältern zu vergüten. Aufgabenbeschreibung: Moderator: Lenkt eine Fragerunde über die relevanten Themengebiete, schaut, dass es kein Ausufern oder Versanden über die Themenvielfalt hinweg gibt. Fragesteller (neudeutsch Interviewer): stellt fürs Thema relevante Fragen ohne Antworten zu geben. Trifft auch keine Feststellungen oder erklärt seine/ihre eigene Meinung (die NIEMANDEN interessiert), hat auch nicht die Antwort des Befragten in irgendeiner Weise zu werten, kann gegebenen falls aber nachfragen um eine detailliertere Klärung zu erlangen (Ausnahme dummdreist-provokative Fragen wie: Warum sind sie nicht in einer schlagenden Verbindung? Sind sie nicht mutig genug?). Der oder die Fragenstellerin ist zu keiner Zeit auserkoren eine Richterposition einzunehmen oder in einer ähnlichen, selbsternannten Amtsanmaßung zu fungieren. Auch nicht wenn man von Parteisekretariaten entsandt, aufgehußt, bezahlt (über nepotistische Postenvergaben) oder sonstetwas wurde.



Wird auch langsam Zeit, dass in Österreich, 25 Jahre nach dem Fall des eisernen Vorhanges das Zweiparteien-Proporz-Machtsystem fällt. Weg mit diesem Filz. Der Unterschied zu einem Einparteiensystem ist, dass man sich anfangs einmal zwischen zwei Farben entscheiden kann. Ein duales Einparteiensystem. Weg damit. Das ist nicht reformierbar und hat keine Zukunft. Nur Schulden. Der ORF, die teuerste Art der, über Steuern und vom Bürger bezahlten Parteisekretariats – Pressestellen. Wer hat die eigentlich bestellt?



DI Mathias Gruböck                                                        Nondorf, 11.04.2016

Unternehmens- und Organisationsberater


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