Motte Allerechtevorbehalten Wie
wertet man die Bildung der Eltern aus? Wie schaut es mit Stiefeltern
oder Patchwork aus? Bei "Akademikereltern" machen mehr als die Hälfte
der Kinder einen Bildungsabstieg. (fast 3 % nur Pflichtschulabschluss)
wohingegen über 75% mit "Pflichtschuleltern" einen Bildungsaufstieg
erzielen. Den größten Einfluss auf Bildungsentwicklung hat offenbar die
gesprochene Umgangssprache. Zusätzlich sind Analysen von statistischen
Befragungen mit einem Bildungsideal einer 100% Akademikerquote einer
Gesellschaft mehr als polemisch. Alleine die angegebenen Daten
widerlegen, wie immer fragwürdig, die, anscheinend weltanschauliche
Privatmeinung des Herrn Redakteur Wolf, die (Aus)Bildung der Eltern
wird signifikant nicht weitervererbt. Dies ansteigend mit steigendem
Bildungsniveau der Eltern.
"Nur" sieben Prozent der ehemaligen Kinder (heute 25-44 jährigen - die also in den 70er bis den 90er-Jahren in die (Pflicht-)Schule gingen) mit Eltern die (beide?) "nur" Pflichtschulabschlüsse hatten (oder sind es nur die staatlich geförderten alleinerziehenden Mütter - oder die 50%-60% Scheidungskinder?) haben einen akademischen Abschluss geschafft! Wenn man dieser Zahl von 7% eine damalige Akademikerquote in Österreich von ungefähr 8% der Bevölkerung entgegenhält, dann ist das faste ein Gütesiegel für die Schulausbildung und Chancengleichheit. Es würde bedeuten, dass ein akademischer Abschluss unabhängig von der sozialen Herkunft fast gleichwahrscheinlich ist (war)! Bravo Österreich - bravo österreichisches Schulsystem!
Jetzt gibt es aber neue Benchmarks für die Akademikerquote im Ländervergleich. Grundkonzept ist: Akademiker verdienen mehr Geld als alle anderen. Geld macht glücklich. Alle sollen glücklich sein = alle sollen Akademiker werden. Sogesehen löste das (offenbar erfolgreiche) Schulsystem zwei exogene Problemstellungen nicht mehr: Die Anhebung der Akademikerquote jenseits der eingeschwungenen Werte und die Integration von, vor allem sprachlich anders sozialisierten Kindern. Gemessen an diesen beiden Werten versagt ein, an sich über die Jahre nicht unerfolgreiches Schulsystem.
Die Sandkastenlösungsansätze der Verantwortungsträger hierfür: Jede Kindergartenschule wird zu einem Hochschulabschluss aufgewertet und alle in die nächsthöhere Schulstufe aufsteigen zu lassen. Dies ist Schulpolitik für die Statistik - dann muss man nur noch die Statistiken so hindeichseln, dass man seinen eigenen Bildungserfolg bejubeln kann. Bildungspolitik für Papierdrescher - das hat NICHTS mit Wissensgesellschaft zu tun, das ist virtuelle Politik zum Quadrat. Des Kaisers neue Kleider für die geistigen Nackerbatzeln der Zukunft.
Die Folge aus diesem Herumfuhrwerken: Ein Zweiklassenschulsystem so wie in anderen Bereichen auch (Medizin, Justiz usw.) Die Amerikanisierung der Ausbildung - ob dann auch immer noch 7 Prozent den Bildungsaufstieg ganz nach oben schaffen werden?
DI Mathias Gruböck Nondorf, 20.04.2016
Unternehmens- und Organisationsberater
Armin Wolf Die
Aussage, die Bildung der Eltern werde "nicht signifikant weitervererbt"
ist angesichts der Daten kühn. Und ein "Bildungsaufstieg" ist bei
Akademikerkindern eher schwierig, deshalb haben Sie recht: es gibt in
Familien von Pflichtschulabsolventen tatsächlich mehr Bildungsaufsteiger
als in Akademikerfamilien. (Das stellt jetzt natürlich alles in
Frage...)
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Motte Allerechtevorbehalten Was
genau wird da vererbt, wenn die Mutter AHS-Absolventin und der Vater
Akademiker ist? Oder der Vater ist BHS-Absolvent und die Mutter hat die
Pflichtschule absolviert? Wer hat dann was vererbt? Was wurde vererbt
wenn in einem Doppelakademikerhaushalt
ein Kind auch wieder Akademiker geworden ist und das andere Kind die
Pflichtschule absolviert hat.Was wahrscheinlich signifikant über die
Jahrhunderte ist, ist, dass elterliche Berufsbilder prägen. Jeder der
ein mehrjäjriges Studium absolviert benötigt klare Berufsbilder um sich
für den oft frustrierenden Studienalltag hinreichend zu motivieren.
Vererbungslehre hat damit nichts zu tun. Mit Bildungsprägung wäre hier
wohl stimmiger. Danke jedenfalls für die prompte Replik.
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